Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Rülpsen als Warnsignal Was hinter Aufstoßen stecken kann
Häufiges Aufstoßen oder Rülpsen kann ein Warnsignal sein. Wenn Sodbrennen oder Magenschmerzen dazukommen, könnte eine Krankheit dahinterstecken.
Gelegentliches Aufstoßen ist völlig normal. Oft ist es Luft, die beim Essen geschluckt wird oder durch kohlensäurehaltige Getränke in den Magen gelangt, die sich den Weg über die Speiseröhre nach draußen sucht. Häufen sich die Fälle jedoch, ist das nicht nur lästig, sondern kann auch gesundheitlich bedenklich sein.
Ein Experte erklärt, auf welche Symptome Sie achten sollten und welche Maßnahmen Linderungen schaffen.
Was ist Aufstoßen?
Beim Aufstoßen, medizinisch Regurgitation, beziehungsweise Rülpsen wird meist geschluckte Luft wieder nach oben befördert. Das Schlucken von Luft wird von Medizinern Aerophagie genannt. Auch Gase, die bestimmte Lebensmittel im Magen bilden, können Aufstoßen herbeiführen, zum Beispiel Hülsenfrüchte, Zwiebeln, Knoblauch, Paprika oder Vollkornprodukte. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn man mehrmals am Tag aufstoßen muss. Hat sich zu viel Luft im Magen gesammelt, versucht der Körper, über den natürlichen Reflex "Druck abzulassen". Aufstoßen ist eine häufige Folge von:
- Essen unter Stress
- viel Reden beim Essen
- Essen großer Portionen
- Trinken kohlensäurehaltiger Getränke
- Kaugummi kauen
- Bonbons lutschen
- Verzehr von kalten Getränke oder Speisen
Auch Schwangere müssen häufig vermehrt aufstoßen. Hinter häufigem Aufstoßen können zudem Erkrankungen stecken, etwa eine Refluxkrankheit, eine Magenschleimhautentzündung oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Häufiges Aufstoßen kann daher ein Warnsignal sein.
Wann ist Aufstoßen ein Warnsignal?
Aufstoßen ist erstmal unbedenklich. Auch wenn mal etwas Speisebrei mit hochkommt oder das Aufstoßen mal sauer ist, ist das in der Regel unbedenklich. Aufmerksam sollte man werden, wenn sich öfter Nahrung aus dem Magen die Speiseröhre hochdrückt oder zum Aufstoßen regelmäßig Sodbrennen hinzukommt. Sodbrennen zeigt sich durch saures, brennendes Aufstoßen, bei dem Magensäure in die Speiseröhre bis hoch zum Rachen gelangen kann. Betroffene beschreiben ein Brennen hinter dem Brustbein.
Zur Person
Univ.-Prof. Dr. med. Heiner Wedemeyer ist Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).
Hinter wiederkehrendem Sodbrennen kann die Refluxkrankheit stecken. "Die sogenannte gastroösophageale Refluxkrankheit, GERD (gastroesophageal reflux disease), ist die mit Abstand häufigste Ursache von häufigem Sodbrennen mit starker Schmerzsymptomatik, Aufstoßen und aufsteigendem Speisebrei", erklärt Professor Heiner Wedemeyer, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover.
Häufiges Sodbrennen behandeln lassen
Fast jeder Mensch erlebt mindestens einmal in seinem Leben Sodbrennen. Meist hält das Brennen hinter dem Brustbein nur kurzzeitig an und ist nicht selten die Folge von üppigem, fettigem und süßem Essen. Wiederkehrendes Sodbrennen sollte behandelt werden.
"Die Schleimhaut der Speiseröhre kann durch häufigen Kontakt mit der Magensäure Schaden nehmen", erklärt Wedemeyer. "Nicht nur Entzündungen und Schleimhautschädigungen sind die Folge. Durch den ständigen Säureangriff können sich die Schleimhautzellen langfristig so verändern, dass Speiseröhrenkrebs oder Magengeschwüre die Folge sein können."
Welche weiteren Krankheiten können Aufstoßen verursachen?
Häufiges Aufstoßen kann nicht nur auf eine Refluxerkrankung hindeuten. Auch andere Krankheiten können Aufstoßen verursachen, darunter:
- Magenschleimhautentzündung (Gastritis)
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- ein geschwächter Muskel (Sphinkter) am Übergang von Speiseröhre und Magen
- Aussackungen (Divertikel) in der Speiseröhre
- eine verengte Speiseröhre
- Magengeschwür
"Um mögliche ernsthafte Erkrankungen frühzeitig zu entdecken, sollten sich Menschen ärztlich untersuchen lassen, die gehäuft sauer aufstoßen und bei denen das Aufstoßen von Übelkeit, Magendrücken und Brennen hinter dem Brustbein begleitet ist", empfiehlt der Gastroenterologe.
Kleine Veränderungen beim Essen lindern Aufstoßen
Ob bestimmte Essgewohnheiten hinter häufigem Aufstoßen stecken, kann man herausfinden, indem man ein paar kleine Änderungen vornimmt und schaut, ob das Aufstoßen weniger wird:
- Essen Sie langsam und kauen Sie gut.
- Verzichten Sie eine Weile auf kohlensäurehaltige Getränke.
- Essen Sie mehrere kleine Portionen über den Tag verteilt statt wenige große.
- Reduzieren Sie Kaffee, Schwarztee, Zucker und Fettiges.
- Reden Sie beim Essen nicht so viel.
- Trinken Sie keine eiskalten Getränke.
- Reduzieren Sie eine Weile gasproduzierende Lebensmittel.
- Trinken Sie nur wenig Alkohol.
"Verbessern sich Aufstoßen und Sodbrennen, deutet das darauf hin, dass tatsächlich die Ernährungsgewohnheiten ursächlich sind. Bleiben die Beschwerden weiter bestehen oder verschlimmern sie sich sogar, sollte ein Arzt aufgesucht werden", sagt Wedemeyer.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- S2k-Leitlinie "Gastroösophageale Refluxkrankheit" unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). AWMF Register-Nr. 021-013. (Stand: 2014)
- S3-Leitlinie "Diagnostik und Therapie der Plattenepithelkarzinome und Adenokarzinome des Ösophagus". Federführende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). AWMF-Registernummer: 021/023OL. Kurzversion 3.0 – Oktober 2021.
- Sodbrennen und Refluxkrankheit. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 17. November 2021)
- Wie wird Reflux behandelt? Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 17. November 2021)
- Essen und Trinken bei Sodbrennen. Patienteninformation des Klinikums rechts der Isar (MRI ) und der Technischen Universität München (TUM). (Stand: Aufgerufen am 9. April 2022)
- Sodbrennen. Patientenratgeber der Gastro Liga e. V. (Stand: Aufgerufen am 9. April 2022)