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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Tipps vom Experten Schlaganfall: Wie Sie die Anzeichen richtig deuten und sich schützen
Schlaganfälle gehören nach Herzinfarkt und Krebs zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Experten erklären, wie Sie sich am besten schützen.
Jedes Jahr erleiden in Deutschland rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Damit ist er nach Herzinfarkt und Krebs die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Unter den Betroffenen sind nicht nur ältere Patienten, wie man häufig vermutet, auch jüngere können betroffen sein: Zehn bis 15 Prozent sind unter 55 Jahre alt, Schätzungen zufolge bekommen auch rund 300 Kinder jedes Jahr einen Schlaganfall. Außerdem gilt der Schlaganfall als häufigste Ursache für eine Behinderung und für Pflegebedürftigkeit im Alter.
Britische Forscher prognostizierten kürzlich, dass die Zahl der Schlaganfälle bis 2040 um 30 Prozent steigen werden. Grund genug, sich das Thema einmal genauer anzuschauen.
Prof. Dr. Volker Limmroth, Chefarzt an der Klinik für Neurologie und Palliativ-Medizin in Köln-Merheim sowie Neurophysiologe und Digital-Health-Experte Dr. Gerd Wirtz erklären hier und in ihrem Podcast "Gesund & Gesund", welche Anzeichen es gibt – und wie man sich schützen kann.
Prof. Dr. Volker Limmroth
Chefarzt, Neurologe, Neurowissenschaftler, Longevity-Experte. Seit 2006 Chefarzt der Klinik für Neurologie und Palliativmedizin Köln-Merheim. Spezialist für Multiple Sklerose, chronische Schmerzen und Parkinson. Er war mehr als zehn Jahre Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Kliniken der Stadt Köln.
Gemeinsam mit Prof. Dr. Thomas Kurscheid und Dr. Gerd Wirtz beantwortet er Ihre Fragen rund um ein besseres und längeres Leben im Podcast "Gesund & Gesund".
Dr. Gerd Wirtz
Neurophysiologe, Medizin-Moderator und Digital-Health-Experte. Sein Spezialgebiet ist die Zukunftsmedizin.
Was steckt hinter einem Schlaganfall?
Die häufigste Form ist mit einem Anteil von 80 Prozent der sogenannte ischämische Hirninfarkt. Dabei wird das Gehirn infolge einer verengten oder verschlossenen Arterie plötzlich nicht mehr ausreichend durchblutet. Hinter dieser Art von Schlaganfall stecken meistens Bluthochdruck, Vorhofflimmern oder Kalkablagerungen in den Halsgefäßen.
Insbesondere bei jüngeren Menschen unter 55 kann auch ein Einriss einer Halsschlagader oder ein angeborenes Loch im Herzen der Auslöser für einen Schlaganfall sein. Dieses wird zum Problem, wenn kleine Blutgerinnsel (Thromben) aus den Venen hindurch gespült werden und über die Hauptschlagader in den Kopf wandern, wo sie Arterie verstopfen und so den Schlaganfall auslösen.
Nur bei 20 Prozent der Fälle liegt eine Gehirnblutung vor (hämorrhagischer Schlaganfall).
Die Symptome eines Schlaganfalls
Die Symptome sind vielfältig und können sehr unterschiedlich sein, je nachdem in welchem Gehirnabschnitt die Durchblutungsstörung oder die Einblutung vorkommt:
- Spüren Sie ein plötzliches Schwächegefühl und/oder starke Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen?
- Bemerken Sie dazu eine Art Lähmung oder Taubheit auf einer Körperseite?
- Bemerken Sie Sehstörungen oder einen halbseitigen Ausfall des Gesichtsfelds, Doppelbilder, verschwommenes Sehen oder Sehverlust auf einem Auge?
- Haben Sie Probleme beim Sprechen oder leiden an plötzlichem Schwindel mit Gangunsicherheit?
All dies können Symptome sein. Allerdings können sich bei Frauen und Männern auch unterschiedliche Symptome zeigen. Nehmen Sie die Anzeichen nicht auf die leichte Schulter. Gehen Sie auf Nummer sicher und lassen Sie sich durchchecken.
Schlaganfall – was tun?
Haben Sie den Verdacht, einen Schlaganfall erlitten zu haben, zögern Sie nicht, sich sofort Hilfe zu holen. Mediziner sagen "Time is brain", denn die durch den Schlaganfall ausgelöste mangelnde Sauerstoffversorgung im Gehirn muss schnell beendet werden, um zu verhindern, dass wertvolles Nervengewebe abstirbt.
Je schneller man reagiert und sich behandeln lässt, desto weniger stark sind in der Regel die Langzeitfolgen in Form von Funktionsstörungen. Lassen Sie sich am besten mit einem Rettungswagen direkt in die Neurologie-Abteilung eines Krankenhauses, eine sogenannte Stroke-Unit, bringen. Während Sie auf das medizinische Fachpersonal warten, verhalten Sie sich ruhig. Zu viel Bewegung kann, je nach Form des Schlaganfalls, die Situation verschlimmern.
Das können Angehörige tun
Für Angehörige oder Bekannte, die anwesend sind, lohnt es, einen Schnellcheck durchzuführen:
- Bitten Sie die betroffene Person zu lächeln. Ist das Gesicht dabei einseitig verzogen, deutet das auf eine Halbseitenlähmung und somit auf eine Durchblutungsstörung im motorischen Zentrum des Gehirns hin.
- Fällt es dem Betroffenen schwer, mit geschlossenen Augen beide Arme gleichzeitig in die Waagerechte zu heben, die Handflächen nach oben zu drehen und die Position zu halten? Dies kann ein Zeichen für eine Störung im motorischen Zentrum sein.
- Auch der Test, ob die Person einen einfachen Satz nachsprechen kann, ist hilfreich. Ist das nicht möglich oder klingt die Stimme verwaschen, könnte das Sprachzentrum im Gehirn betroffen sein.
Schutz vor dem Schlag – die Praxis-Tipps der Experten
Ernährung und Bewegung
Wie bei vielen anderen Erkrankungen hat man zumindest zum Teil selbst in der Hand, ob es einen trifft oder nicht. Die klassischen Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen, Bluthochdruck und zu wenig Bewegung begünstigen auch einen Schlaganfall. Achten Sie darum auf ausreichende Bewegung, auf einen Body Mass Index (BMI) im Rahmen zwischen 18,5 bis 24,9, auf gesunde, ballaststoffreiche Ernährung mit nicht zu vielen Kohlehydraten.
Sie müssen sich dazu nicht vegan oder vegetarisch ernähren und nicht einmal komplett auf Fette verzichten, denn diese sind auch Energieträger und sorgen für ein schnelleres Sättigungsgefühl, was dazu führt, dass wir weniger Kalorien zu uns nehmen. Wenn Sie dagegen über Jahrzehnte ungesättigte Fette in großen Mengen zu sich nehmen, wie sie etwa in Fast Food stecken, steigern Sie das Risiko für einen Schlaganfall. Und: Wer weiß, dass er eine familiäre Vorbelastung für einen Schlaganfall hat, sollte regelmäßig seinen Cholesterinwert überprüfen lassen. Sollte dieser Wert im nüchternen Zustand über 300 liegen, verschreiben die Ärzte Ihnen Cholesterin-Senker.
Vorbeugung per App
Wie bereits erwähnt, können Herz-Rhythmus-Störungen einen Schlaganfall begünstigen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, behält diesen Faktor darum mit einem digitalen Hilfsmittel im Blick. So können Smartwatches heutzutage ein ziemlich zuverlässiges EKG am Handgelenk abnehmen und das so aufgezeichnete EKG sogar direkt an den Arzt Ihres Vertrauens schicken.
Beispiele hierfür sind:
- Smartwatches wie die Apple Watch ab Serie 4.
- Withings wie Withings ScanWatch
- Externe Geräte wie das Beurer ME 90.
Smartwatches trägt man am Handgelenk und muss zusätzlich nur einen Finger auf die Krone legen. Externe Geräte wie das Beurer ME 90 lassen sich per Bluetooth mit dem Smartphone verbinden und liefern mehr Auswertungen als Smartwatches. Sie sind mitunter preiswerter als eine Watch – man muss aber das Extragerät bei sich tragen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Podcast Gesund & Gesund
- Eigene Recherche