Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schmerzen beim Armheben Was steckt hinter der Frozen Shoulder?
Typisch für eine Frozen Shoulder sind Bewegungseinschränkungen und Schmerzen in der Schulter. Dahinter steckt oft eine Entzündung im Schultergelenk.
"Frozen Shoulder" bedeutet so viel wie "eingefrorene Schulter". Altersbedingter Abbau und eine schwache Muskulatur sind häufige Ursachen des zugrunde liegenden schmerzhaften Entzündungsprozesses. Die gute Nachricht ist: Meist reichen konservative Maßnahmen aus, um die Schulter wieder beweglich zu machen.
Steifigkeit: Warum die Schulter so anfällig ist
Das Schultergelenk ist störanfällig. Nicht nur, dass sich im Schultergelenk ein großer Gelenkkopf in einer recht kleinen Pfanne bewegt. Ist die Rotatorenmanschette, also die Muskulatur, welche das Gelenk stützt und hält, unterentwickelt, gerät das muskuläre Zusammenspiel leicht aus dem Gleichgewicht.
Dann können unter anderem Fehlbewegungen und Überlastungen eine Entzündung begünstigen. Bei der Frozen Shoulder ist die Gelenkkapsel, welche das Gelenk umgibt, entzündet.
"Das Schultergelenk ist von allen Gelenken am häufigsten von einer Kapselentzündung betroffen", erklärt Dr. Bastian Marquaß, leitender Orthopäde und Sportmediziner der Gelenk-Klinik Gundelfingen.
"Typisches Symptom der Schultersteife oder adhäsiven Kapsulitis, wie die Frozen Shoulder auch genannt wird, sind starke, einschießende Schmerzen beim Versuch, den Arm nach oben und hinten zu bewegen. Auch das Heben des Armes über Kopf wird als schmerzhaft empfunden. Nachts können Betroffene nur mit starken Schmerzen auf der Schulter liegen."
Woher kommt die Frozen Shoulder?
Die Frozen Shoulder ist häufig auf degenerative Prozesse zurückzuführen, etwa eine Schulterarthrose oder rheumatische Erkrankung. Doch auch Verletzungen, Operationen und Stoffwechselstörungen können Entzündungsprozesse fördern.
Ist die Ursache der Schultersteife bekannt, sprechen Mediziner von sekundärer Frozen Shoulder. Bei der primären Frozen Shoulder ist der Auslöser der Entzündung unklar. In Folge der Entzündung tritt eine Schwellung im Gelenk auf, welche die Bewegungen erschwert. Zudem besteht das Risiko, dass sich Narbengewebe ausbildet, welches Schmerzen und Bewegungseinschränkung weiter verstärkt.
"Die Frozen Shoulder ist besonders in einem Alter zwischen 50 und 60 Jahren häufig. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Bei etwa einem Viertel der Betroffenen ist oft auch die zweite Schulter betroffen", sagt Marquaß.
"Stoffwechselstörungen wie ein Diabetes mellitus oder eine Erkrankung der Schilddrüse scheinen die Schultersteife ebenso zu begünstigen wie hohe Cholesterinwerte und ein metabolisches Syndrom."
Zur Person
Privatdozent Dr. Bastian Marquaß ist Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin an der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Er ist Mitglied des Komitees für Knorpeltherapie und Meniskusoperationen der AGA-Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie und seit 2013 Dozent für Unfallchirurgie an der Universität Leipzig.
Bei Schultersteife ist eine OP meist nicht nötig
Mit fortschreitendem Verlauf nehmen die Schmerzen weiter zu und die Schulter büßt weiter an Beweglichkeit ein. Dieses zunehmende "Einfrieren" der Schulter ist namensgebend für den Begriff "Frozen Shoulder". Spätestens dann suchen Betroffene einen Arzt auf – und haben nicht selten die Sorge, dass sie um eine Operation nicht herumkommen.
Liegt keine Verletzung wie ein Sehnenriss vor und sind keine strukturellen Veränderungen wie Verkalkungen und Knochenanbauten festzustellen, kann die Frozen Shoulder konservativ behandelt werden.
"Dann lässt sich die Schultermuskulatur durch Physiotherapie aufbauen und stärken und auch die Beweglichkeit wird gefördert. Schmerz- und entzündungshemmende Medikamente ergänzen die Therapie. Vielen Betroffenen tun Massagen sowie Wärme- oder Kälteanwendungen gut", erklärt Marquaß. "In jedem Fall ist Geduld gefragt. Es kann viele Monate dauern, bis sich die Versteifung wieder löst."
Kann Kortison bei Schultersteife helfen?
Kortison kommt nur bei ausgeprägteren Entzündungsprozessen im Schultergelenk zur Anwendung. Die Behandlung ist eine Akuttherapie. Zur längerfristigen Behandlung ist Kortison aufgrund möglicher Nebenwirkungen nicht geeignet. "Wird zu oft Kortison gespritzt, kann das Gewebe, aber auch das Gelenk angegriffen werden", sagt Marquaß.
Kortison werde daher mit Vorsicht eingesetzt. Eine Operation sei dann eine Behandlungsoption, wenn Verletzungen oder strukturelle Veränderungen vorlägen oder wenn die konservative Therapie nicht den gewünschten Erfolg zeige.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- cochrane.org: "Manuelle Therapie und Übungen bei Frozen Shoulder (Adhäsive Kapsulitis, Schultersteife)". Online-Informationen von Cochrane (Abrufdatum: 22.5.2023)
- gelenk-klinik.de: "Frozen Shoulder: Ursachen, Symptome und Behandlung der Schultersteife". Online-Information der Gelenk-Klinik Gundelfingen (Abrufdatum: 22.5.2023)
- gesundheitsinformation.de: "Schultersteife". Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (Stand: 19.10.2022)
- gesundheit.gv.at: "Frozen Shoulder (Schultersteife)". Online-Informationen des öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs (Stand: 21.3.2022)
- gesundheitsinformation.de: "Wie funktioniert die Schulter?" Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (Stand: 16.1.2020)
- gesundheitsinformation.de: "Schulterschmerzen". Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (Stand: 16.1.2020)