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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Starke Beschwerden ernst nehmen Ist extremer Muskelkater gefährlich?
Muskelkater ist nicht gefährlich. Extremer Schmerz im Muskel kann aber auf eine Verletzung hinweisen. Was Betroffene wissen sollten.
Wer nach starker Anstrengung Muskelkater bekommt, kann unbesorgt sein. Zwar entstehen die Beschwerden durch Schädigungen im Muskelgewebe. Diese Risse sind aber winzig und unproblematisch. Normalerweise heilen sie binnen einiger Tage von selbst folgenlos ab – ganz ohne eine gezielte Behandlung. Medizinische Maßnahmen sind nicht nötig.
Bei heftigen Schmerzen stellt sich allerdings die Frage, ob es sich tatsächlich nur um einen einfachen Muskelkater handelt. Wenn während oder nach einer anstrengenden Aktivität ein extremer Schmerz in der beanspruchten Muskulatur auftritt, könnte auch eine ernstere Verletzung dahinterstecken, etwa eine Muskelzerrung oder ein Muskelfaserriss.
Extremer Muskelkater – ist er gefährlich?
Je nach individuellem Trainingszustand und Intensität der auslösenden Anstrengung kann ein Muskelkater milde bis heftige Ausmaße annehmen. In vielen Fällen ist der Schmerz erträglich und fühlt sich nicht alarmierend an.
Extremer Muskelkater kann jedoch mitunter auch mit starken Schmerzen verbunden sein und die körperliche Leistungsfähigkeit vorübergehend erheblich einschränken.
Gefährlich ist das in der Regel nicht, sofern
- es wirklich nur ein ausgeprägter Muskelkater ist, und
- die betroffene Person den Muskel nicht zu früh wieder zu stark belastet – sonst drohen Verletzungen.
Ein Muskelkater ist für gewöhnlich leicht als solcher zu erkennen: Im Gegensatz zu gängigen Sportverletzungen wie einer Zerrung oder einem Muskelfaserriss setzen die Symptome erst viele Stunden oder sogar bis zu zwei Tage nach dem Training ein – also nicht schon während des Sports. Auf Englisch wird der Muskelkater daher auch als "delayed onset muscle soreness" (kurz DOMS) bezeichnet, übersetzt: "verspätet einsetzende Muskelschmerzen".
Wie diese Bezeichnung nahelegt, äußert sich ein Muskelkater in erster Linie durch Schmerzempfindungen. Der Muskel ist berührungsempfindlich, gespannt, möglicherweise geschwollen und nicht so funktionsfähig (also kräftig) wie sonst. Der betroffene Körperteil büßt unter Umständen an Stabilität und Beweglichkeit ein und lässt sich nicht in gewohnter Weise einsetzen.
Muskelzerrungen und Muskelfaserrisse hingegen treten meist bereits während oder unmittelbar nach einer Bewegung auf. Bei einer Muskelzerrung schmerzt die betroffene Muskulatur üblicherweise und verhärtet sich, insbesondere, wenn der Muskel weiter beansprucht wird.
Charakteristisch für einen Muskelfaserriss ist ein plötzlicher, stechender Schmerz, der an einen Nadel- oder Messerstich erinnert. Er ist typischerweise so ausgeprägt, dass sich der Muskel nicht mehr belasten lässt und wird stärker, wenn der Muskel gedehnt oder Druck ausgesetzt (betastet) wird.
Zudem können sich im Bereich des Risses eine Delle, ein Bluterguss und eine Schwellung bilden. (Einzelheiten zu den Symptomen sind hier beschrieben.)
Hinweis: Länger anhaltende oder immer wieder auftretende Muskelschmerzen können auch andere Ursachen haben als einen schlichten Muskelkater. Mehr hierzu erfahren Sie hier.
Extremer Muskelkater – ist Training jetzt gefährlich?
Generell ist bei Muskelkater keine rigorose Sportpause nötig. Vielmehr profitiert der Körper weiterhin von regelmäßiger, moderater Bewegung. Dabei sollte jedoch zunächst das Training anderer Muskelgruppen im Vordergrund stehen.
Sobald es die Schmerzen zulassen, kann auch die "verkaterte" Muskulatur wieder beansprucht werden, doch zunächst nur mit niedriger Intensität. Wichtig ist, es nicht zu übertreiben. Sonst drohen Verletzungen, da die Muskulatur unter Umständen nicht das gleiche Maß an Stabilität bietet wie sonst.
Gerade bei extremem Muskelkater sollte die betroffene Person auf Nummer sicher gehen und den Muskel so lange entlasten, bis der Schmerz deutlich nachgelassen hat. Das gilt erst recht, wenn der Schmerz bereits während des Trainings begonnen hat. Dann nämlich liegt sehr wahrscheinlich eher eine Zerrung oder ein Muskelfaserriss vor.
In jedem Fall – also sowohl bei einem starken Muskelkater als auch bei anderen Arten von Muskelverletzung – sind bestimmte Erste-Hilfe-Maßnahmen zu empfehlen. Bewährt hat sich die sogenannte PECH-Regel:
- Pause: Entlasten Sie die schmerzende Muskulatur vorübergehend.
- Eis: Kühlen Sie den schmerzenden Muskel mit einem Kühlkissen oder in ein Tuch eingeschlagenem Eis. Dieses sollte nicht direkt mit der Haut in Berührung kommen, da sonst Erfrierungen drohen. (Steht fest, dass es sich um einen Muskelkater handelt, kann nicht nur Kühlung zuträglich sein, sondern auch Wärme – etwa in Form eines Saunabesuches.)
- Compression: Legen Sie einen Kompressionsverband an. Achten Sie darauf, dass er zwar eng anliegt, das Blut jedoch nicht abschnürt und auch keine Schmerzen verursacht.
- Hochlegen: Lagern Sie den betroffenen Körperteil hoch.
Ärztliche Hilfe ist insbesondere dann erforderlich, wenn der Schmerz alarmierend heftig ist und/oder die Beschwerden nicht binnen weniger Tage von selbst merklich zurückgehen. Eine geeignete Anlaufstelle ist dann eine hausärztliche oder orthopädische Praxis.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Herold, G.: "Innere Medizin 2025". Eigenverlag, Köln 2024
- Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Abrufdatum: 10.12.2024)
- Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Abrufdatum: 10.12.2024)
- Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: www.gesundheitsinformation.de (Abrufdatum: 10.12.2024)
- Leopoldt, D.: "Was hinter Muskelschmerzen steckt". Deutsche Apotheker Zeitung 2020, Nr. 25, S. 60 (18.6.2020)
- Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie e. V. (DGN): "Diagnostik und Differenzialdiagnose bei Myalgien" (PDF). AWMF-Leitlinien-Register Nummer 030/051 (Stand: 1.2.2020)
- Heiss, R., et al.: "Advances in Delayed-Onset Muscle Soreness (DOMS) – Part II: Treatment and Prevention". Sportverletzung Sportschaden, Vol. 33, Iss. 1, pp. 21-29 (März 2019)
- Riepenhof, H., et al.: "Muskelverletzungen im Profifußball – Versorgung und Rehabilitation". Der Unfallchirurg, Vol. 121, Iss. 6, pp. 441-449 (April 2018)
- Engelhardt, M.: "Sportverletzungen – Diagnose, Management und Begleitmaßnahmen." Elsevier, München 2016