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Psyche als Ursache für Krebserkrankung: Vorurteil oder steckt mehr dahinter?


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Stress und Krebsrisiko
Psyche als Ursache für Krebs: Was ist dran am Vorurteil?


Aktualisiert am 02.01.2023Lesedauer: 4 Min.
Krebstherapie: Strahlen- und Chemotherapien belasten Betroffene körperlich stark.Vergrößern des Bildes
Krebs geht immer mit einer großen psychischen Belastung einher. Kausale Zusammenhänge zwischen seelischen Problemen und der Erkrankung lassen sich jedoch nicht beweisen. (Quelle: RyanKing999/getty-images-bilder)
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Können Stress, psychische Belastungen oder psychische Erkrankungen Krebs auslösen? Immer wieder vermuten Betroffene, dass seelische Probleme eine Krebsentstehung begünstigen. Die Studienlage hierzu ist jedoch äußerst dünn.

Psychische Belastung kann viele körperliche Beschwerden verursachen. Ob sie jedoch das Wachstum von Krebszellen begünstigt, ist noch unklar. Fest steht aber: Auch die Psyche leidet häufig unter den Herausforderungen der Krebserkrankung. Wie Krebs und Stress zusammenhängen.

Was über die Entstehung von Krebs bekannt ist

In vielen Geweben unseres Körpers sterben Zellen nach einiger Zeit ab. Die Zellteilung sorgt dann dafür, dass neue Zellen nachkommen und den frei gewordenen Platz einnehmen. Zellteilung und Orientierung der Zellen im Körper werden durch Wachstums- und Stoppsignale reguliert. Auch der natürliche Zelltod ist vorprogrammiert. Diese Zellwachstumsregeln sind in der Erbinformation der Zellen festgelegt und gesunde Zellen funktionieren danach.

Bei Krebszellen liegen Veränderungen in der Erbinformation (Mutationen) vor, welche ihr Verhalten verändern. Die mutierten Zellen entwickeln ihre eigenen Regeln. Das führt dazu, dass sie unkontrolliert wachsen, sich an verschiedenen Orten im Körper anheften können und der natürliche Zelltod außer Kraft gesetzt ist. Auch können Krebszellen in umliegendes Gewebe wachsen und dieses zerstören. Bösartige Tumoren sind sogar in der Lage, eigene Blutgefäße zu bilden, über welche sie sich versorgen.

Wann gesunde Zellen zu Krebszellen mutieren

Dank intensiver Forschungen konnten Wissenschaftler eine Reihe verschiedener Risikofaktoren ausmachen, welche das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen erhöhen. Zu den bedeutendsten Risikofaktoren für Krebs gehören:

  • erbliche Veranlagung
  • Rauchen
  • Alkohol
  • Bewegungsmangel
  • Übergewicht
  • häufiger Verzehr von rotem Fleisch
  • bestimmte Virusinfektionen (etwa HPV-Viren)
  • Giftstoffe und Strahlung

Macht Stress Krebs?

Der Einfluss von Stress beziehungsweise psychischen Belastungen bei der Krebsentstehung ist Teil der Forschung. Dass sich psychische Belastungen körperlich auswirken können, ist schon länger bekannt. Doch wie ist es mit der Krebsentstehung? Macht Stress Krebs? Kann eine Krebserkrankung auf Konflikte, Ärger oder Depressionen zurückzuführen sein?

"Die epidemiologischen Studien ergaben bislang für Stress, Unglück, Depression oder besonders belastende Lebensereignisse kein sicheres Bild. Insgesamt sieht es aber so aus, dass sich keine direkten Zusammenhänge belegen lassen", sagt Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg.

"Stresshormone scheinen mit Blick auf die aktuelle Forschungslage keine Mutationen zu begünstigen oder das Wachstum von Krebszellen zu fördern. Krebs ist zudem eine multifaktorielle Erkrankung. In der Regel spielen bei der Krebsentstehung mehrere Risikofaktoren zusammen. Man kann davon ausgehen, dass Stress als alleiniger Risikofaktor eher keine Rolle spielt."

Wann Stress das Krebsrisiko erhöhen kann

Allerdings können unter Stress durchaus Faktoren zum Tragen kommen, welche das individuelle Krebsrisiko erhöhen, beispielsweise ein ungesunder Lebensstil. Menschen, die psychisch belastet sind, greifen beispielsweise häufiger zu Alkohol und Zigaretten. Auch achten sie unter Umständen weniger auf eine gesunde Ernährung und auch Bewegung kommt vielleicht zu kurz.

"Hinzu kommt, dass Menschen, die in einer psychisch belastenden Lebenssituation sind oder viel Stress haben, möglicherweise erste Krebs-Warnsymptome übergehen. Es ist auch vorstellbar, dass sie weniger häufig an Krebsfrüherkennungsuntersuchungen teilnehmen", sagt Weg-Remers. "Psychische Belastungen haben vor allem dann eine Bedeutung, wenn sie ungesunde und krebsbegünstigende Verhaltensweisen verstärken."

(Quelle: Carina Kircher, Wiesloch)

Dr. Susanne Weg-Remers ist Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Nach ihrem Abschluss hat die Expertin in der Inneren Medizin sowie in der klinischen Grundlagenforschung gearbeitet. Sie steht in engem Kontakt mit Krebspatinnen und -patienten und unterstützt diese auf dem Weg ihrer Krebserkrankung.

Suche nach Krebsursache: Warum viele zuerst an Stress denken

Die Diagnose Krebs ist für die meisten Betroffenen ein Schock. Mit der Diagnose ändert sich ihr Leben von einen auf den anderen Moment. Es ist unsicher, wie es weitergeht. Tausend Fragen schwirren im Kopf, darunter auch der Grund für den Krebs: Warum ich? – ist eine häufig gestellte Frage. Menschen mit einer Krebserkrankung suchen nach Auslösern. Sie möchten verstehen, warum es sie trifft. Sie möchten wissen, ob sie möglicherweise etwas falsch gemacht haben.

"Als Argument liegt es dann oft nahe, belastende Lebensphasen als Ursache anzunehmen. Einen eindeutigen wissenschaftlichen Zusammenhang hierfür gibt es, wie gesagt, bislang nicht", sagt Weg-Remers. "Generell ist Krebs eine sehr komplexe Erkrankung. Vieles ist noch nicht verstanden. Die Vermeidung bestimmter Risikofaktoren hilft, das Erkrankungsrisiko zu senken. Einen sicheren Schutz vor Krebs lässt sich dadurch aber nicht erreichen. Oft ist Krebs Schicksal. In diesem Sinne ist niemand „schuld" an seiner Erkrankung.“

Was Krebs mit der Psyche macht

Andersherum ist nachgewiesen, dass eine Krebserkrankung die Psyche stark belasten kann. Die Betroffenen werden aus ihrem Leben gerissen. Die Zukunft ist plötzlich unsicher. Es ist unklar, ob das Leben, wie man es führen wollte, umsetzbar sein wird und ob Lebensträume erfüllt werden können. Gedanken über den Tod rücken plötzlich in das Leben. Ängste und Unsicherheiten begleiten den Alltag. Hinzu kommen die Belastungen der Krebstherapie.

Zirka 25 bis 35 Prozent der Krebspatienten entwickeln eine behandlungsbedürftige psychische Symptomatik. Anzeichen für eine Überforderung in der Erkrankungssituation sind zum Beispiel zunehmende Ängste, Verlust von Lebenssinn und Freude, Depressionen sowie Rückzug aus sozialen Beziehungen und Aktivitäten.

"Eine Krebsdiagnose bringt vielfältige Belastungen und Herausforderungen mit sich. Unterstützung finden Betroffene und Angehörige bei psychoonkologischen Angeboten. Die Psychoonkologie befasst sich mit den Auswirkungen von Krebserkrankungen auf die Seele und den Lebensalltag", sagt Weg-Remers.

"In der Praxis zielt sie vor allem darauf ab, die Belastungen von Tumorpatientinnen und Tumorpatienten zu lindern, die durch Krankheit und Therapie entstehen und bei der Krankheitsbewältigung zu unterstützen. Behandelnde Kliniken, Krebsberatungsstellen sowie Psychoonkologie-Praxen bieten entsprechende Angebote."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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