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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Verengter Wirbelkanal Spinalkanalstenose – alles Wichtige im Überblick
Ein verengter Wirbelkanal kann haltungsabhängig zu Schmerzen und Missempfindungen führen. Lesen Sie hier alles Wichtige zu Ursachen, Symptomen und Therapie.
Die Spinalkanalstenose ist eine Erkrankung der Wirbelsäule, bei der sich allmählich der Wirbelkanal (Spinalkanal) verengt. Das ist jene Öffnung im Wirbelkörper, durch die das Rückenmark verläuft. Entsteht dabei Druck auf das Rückenmark oder daraus entspringende Nervenwurzeln, kann das Beschwerden unterschiedlicher Art hervorrufen.
Welche Symptome auftreten, hängt vor allem davon ab, wo genau in der Wirbelsäule der Spinalkanal verengt ist. Am häufigsten entwickelt sich die Erkrankung im Bereich der Lendenwirbelsäule, gefolgt von der Halswirbelsäule. Die Brustwirbelsäule ist hingegen nur sehr selten betroffen. Eine Spinalkanalstenose kann nur in einem oder auch in mehreren Bereichen der Wirbelsäule gleichzeitig auftreten. Je nach betroffenem Wirbelsäulenabschnitt lautet der Fachausdruck:
- lumbale Spinalkanalstenose = verengter Wirbelkanal in der Lendenwirbelsäule (LWS)
- thorakale Spinalkanalstenose = verengter Wirbelkanal in der Brustwirbelsäule (BWS)
- zervikale Spinalkanalstenose = verengter Wirbelkanal in der Halswirbelsäule (HWS)
Andere Bezeichnungen für Spinalkanalstenose sind Wirbelkanalstenose, Spinalstenose, spinale Stenose, Wirbelkanalverengung oder Spinalkanalverengung.
Eine Wirbelkanalstenose entwickelt sich vor allem bei älteren Menschen – dann meist als Folge von altersbedingten Verschleißerscheinungen. Grundsätzlich kann die Erkrankung jedoch in jedem Alter auftreten, selbst bei jüngeren Menschen.
Spinalkanalstenose: Ursachen
Eine Spinalkanalstenose kann verschiedene Ursachen haben. In den meisten Fällen ist ein verengter Wirbelkanal allerdings die Folge starker altersbedingter Verschleißerscheinungen. Zum Zeitpunkt der Diagnose sind viele Betroffene daher bereits 65 Jahre oder älter. Die Erkrankung tritt bei Männern häufiger auf als bei Frauen.
Mit zunehmendem Alter können sich die Strukturen der Wirbelsäule verändern. So bilden beispielsweise die Wirbelkörper mehr oder weniger starke Knochenauswüchse (Knochensporne) aus. Auch die Bänder, die die einzelnen Wirbel an ihrem Platz halten, können sich verdicken und verhärten.
Daneben gibt es andere Erkrankungen, die eine Spinalkanalstenose begünstigen, wie etwa die rheumatoide Arthritis oder eine Arthrose. Beide Erkrankungen gehen mit entzündlichen Prozessen an knöchernen Strukturen einher, die sich auch auf die Wirbelsäule auswirken können. Häufig tragen neben altersbedingten Verschleißerscheinungen solche Erkrankungen zusätzlich dazu bei, dass sich eine Spinalkanalstenose entwickelt.
Eher selten kommt es bei jungen Menschen zu einer Wirbelkanalverengung. Solch eine primäre Spinalkanalstenose hat in der Regel angeborene Ursachen, wie etwa
- fehlgebildete Wirbel,
- Wirbel mit ungewöhnlich engem Wirbelkanal,
- Skoliose, also eine verkrümmte Wirbelsäule, oder
- Achondroplasie, die häufigste Form der erblich bedingten Kleinwüchsigkeit.
Nur in seltenen Fällen hat eine Spinalkanalstenose andere Ursachen, wie etwa Knochenbrüche oder Verletzungen der Wirbelsäule (zum Beispiel durch einen Unfall), operative Eingriffe oder Infektionen.
Gut zu wissen
In bestimmten Wirbelbereichen entwickelt sich eine Spinalkanalstenose häufiger als in anderen. So sind in der Lendenwirbelsäule eher die unteren Wirbel im Abschnitt L3/L4 beziehungsweise L4/L5 betroffen, in der Halswirbelsäule ebenfalls eher die unteren Wirbel und in der Brustwirbelsäule eher die oberen (Th1-Th4) oder unteren Wirbel (Th8-Th12).
Spinalkanalstenose: Mögliche Symptome
Bei einer Spinalkanalstenose können verschiedene Symptome auftreten, abhängig davon, in welchem Bereich der Wirbelsäule Verengungen vorliegen. In den meisten Fällen ist die Lendenwirbelsäule (LWS) oder die Halswirbelsäule (HWS) betroffen. In der Brustwirbelsäule (BWS) entwickelt sich hingegen nur sehr selten eine Spinalkanalstenose.
Ein verengter Wirbelkanal im LWS-Bereich macht sich anfangs vor allem durch Kreuzschmerzen, also durch Schmerzen im unteren Rücken bemerkbar. Später strahlen die Schmerzen möglicherweise bis ins Gesäß oder in die Beine aus. Dazu können neurologische Beschwerden wie Kribbeln oder ein taubes Gefühl in Gesäß oder Beinen auftreten.
- Beim Gehen und Stehen: Beinschmerzen durch Spinalkanalstenose
Die Schmerzen und anderen Beschwerden machen sich insbesondere beim Gehen und Stehen bemerkbar und bessern sich in der Regel, sobald der Oberkörper leicht vorgebeugt wird. Manche Erkrankte schaffen deshalb nur kurze Gehstrecken und müssen immer wieder einige Minuten stehen bleiben und leicht vorgebeugt verharren, bis die Symptome nachlassen.
Befindet sich die Spinalkanalstenose in der Halswirbelsäule (HWS), kann das ausstrahlende Schmerzen und Missempfindungen in Arme und Hände hervorrufen. Typisch sind außerdem feinmotorische Probleme der Hände beim Greifen. Auch Probleme beim Gehen und Gleichgewichthalten (vor allem bei Dunkelheit) können auftreten.
- Spinalkanalstenose in LWS, HWS oder BWS: Typische Symptome
Ein verengter Wirbelkanal in der Brustwirbelsäule (BWS) ähnelt von den Beschwerden her häufig einer Verengung im LWS-Bereich: Hier kann es beispielsweise ebenfalls zu Problemen beim Gehen sowie Schmerzen im unteren Rücken kommen. Daneben sind außerdem Schmerzen im Brustbereich möglich.
Spinalkanalstenose: Verlauf
Welchen Verlauf eine Spinalkanalstenose nimmt, lässt sich nicht pauschal sagen. Im Allgemeinen schreitet eine Wirbelkanalverengung schleichend fort. Oft vergehen viele Jahre, bis sich überhaupt Symptome zeigen. In manchen Fällen verschlimmern sich die Beschwerden mit der Zeit, während sie in anderen Fällen gleich bleiben oder wellenförmig kommen und gehen.
Wichtig zu wissen ist außerdem, dass nicht jede Wirbelkanalverengung automatisch mit Beschwerden einhergeht. Nicht selten ist die Spinalkanalstenose ein reiner Zufallsbefund bei einer bildgebenden Untersuchung, die aus anderen Gründen vorgenommen wurde. Solange Betroffene dabei jedoch keinerlei Beschwerden haben, hat der Befund keinen Krankheitswert und erfordert keine Behandlung.
Spinalkanalstenose: Diagnose
Um herauszufinden, ob die bestehenden Beschwerden durch eine Spinalkanalstenose verursacht werden, stellt der Arzt oder die Ärztin zunächst einige Fragen, um mehr über die Symptome zu erfahren. Daran schließt sich in der Regel eine körperliche Untersuchung an, bei der Bereiche an der Wirbelsäule abgetastet werden. Schließlich folgen Tests, die Aufschluss über Gleichgewicht, Gangbild sowie Muskelkraft und Sensibilität in Beinen und/oder Armen geben.
Eine wichtige Rolle für die Diagnose spielen neben den bestehenden Beschwerden außerdem bildgebende Untersuchungen der Wirbelsäule (wie etwa Röntgenbilder, Kernspintomografie oder Computertomografie). Je nach individueller Situation können gegebenenfalls weitere Untersuchungen folgen.
Spinalkanalstenose: Behandlung
Bei einer Spinalkanalstenose richtet sich die Behandlung vor allem danach, wie stark die Beschwerden sind und wie sehr der Alltag durch diese beeinträchtigt wird.
Oft genügen konservative Maßnahmen, um Schmerzen und andere Symptome zu lindern. Diese bestehen meist aus einer Kombination aus Schmerzmitteln, Physiotherapie und Übungen, die zu Hause regelmäßig praktiziert werden. In manchen Fällen kann auch eine Operation erforderlich sein, um die Drucksituation im Wirbelkanal zu entlasten.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Verengung des Wirbelkanals. Online-Informationen der unabhängigen Patientenberatung: www.patientenberatung.de (Stand: 2.6.2021)
- Janka, M., et al.: Die Spinalkanalstenose. MMW – Fortschritte der Medizin, Nr. 162, S. 58–65 (2020)
- Spinalkanalstenose. Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 8.1.2020)
- Dützmann, S., et al.: Spinalkanalstenose im Thorakalbereich. Der Orthopäde, Nr. 48, S 844-848 (2019)
- Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie: Spezifischer Kreuzschmerz (PDF). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 033/051 (Stand: 2018)
- Benditz, A., et al.: Lumbale Spinalkanalstenose. Zeitschrift für Rheumatologie, Nr. 74, S. 215-225 (2015)
- Thomé, C., et al.: Die degenerative lumbale Spinalkanalstenose. Deutsches Ärzteblatt, Jg. 105, Heft 20, S. 373-379 (2008)
- Meyer, F., et al.: Die degenerative zervikale Spinalkanalstenose. Deutsches Ärzteblatt, Jg. 105, Heft 20, S. 366-372 (2008)