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Defibrillator: Funktion, Gerätetypen, Anwendung


Schockgeber fürs Herz
Wann und wie ein Defibrillator helfen kann

mp , Annukka Aho-Ritter

Aktualisiert am 13.03.2022Lesedauer: 7 Min.
Defibrillation im KrankenhausVergrößern des Bildes
Die klassischen Defibrillatoren sind in jedem Krankenhaus – ob Intensivstation, OP-Saal oder Notaufnahme – und in Fahrzeugen des Rettungsdiensts zu finden. (Quelle: Wavebreakmedia/getty-images-bilder)
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Ein kurzer Stromstoß durch einen Defibrillator ist oft lebensrettend. Lesen Sie, welche Defibrillatoren es gibt und wie sie funktionieren.

Defibrillatoren gibt es in vielen Größen und Formen: von den automatisierten externen Defibrillatoren (AED), die in immer mehr Supermärkten, Bankfilialen und an öffentlichen Orten zu finden sind, über die klassischen Defibrillatoren in Krankenhaus-OP-Sälen bis hin zu speziellen Westen für den Oberkörper. Jene, die in den Körper eingesetzt werden (implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren, ICD), sind sogar nur so klein wie eine Streichholzschachtel.

Alle diese Defibrillatoren haben eines gemeinsam: Durch die gezielte Abgabe eines oder mehrerer Stromstöße können sie gefährliche Herzrhythmusstörungen beenden und Leben retten.

Wie funktioniert ein Defibrillator?

Ein Defibrillator – kurz Defi genannt – besteht aus mindestens einer Elektrode und dem sogenannten Aggregat, das den Herzrhythmus analysiert und die Energie für den Stromstoß zur Verfügung stellt. Bei implantierbaren Kardioverter-Defibrillatoren zeichnet das Aggregat permanent die elektrische Aktivität im Herzen auf – ganz ähnlich, wie das in der ärztlichen Praxis bei einem normalen Elektrokardiogramm (EKG) gemacht wird.

Das Aggregat erkennt dabei ganz automatisch, ob das Herz zu schnell oder zu langsam und unregelmäßig oder regelmäßig schlägt. Und es kann nicht nur direkt mit der Abgabe elektrischer Impulse auf eine Herzrhythmusstörung reagieren und so den normalen Herzrhythmus wiederherstellen (Kardioversion), sondern es speichert auch alle Messwerte.

Die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt liest die Daten dann später aus und überprüft sie. Manche Geräte können die Daten auch automatisch täglich in eine Datenbank hochladen, wo ein spezielles Programm sie direkt auswertet. Besteht Handlungsbedarf, erhält die Ärztin oder der Arzt automatisch eine Information darüber.

Übrigens ist nicht jeder elektrische Impuls, den ein Defibrillator abgibt, als Schock zu spüren. Implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren bieten nämlich drei Funktionen:

  1. Bei einem zu schnellen Herzschlag gibt das Gerät mehrere kleine, meist nicht wahrnehmbare Stromimpulse ab, um durch diese Überstimulation der Herzmuskelzellen (engl. Overpacing) wieder eine normale Herzfrequenz herzustellen.
  2. Beim gefährlichen Kammerflimmern gibt das Gerät einen starken Stromstoß ab, den sogenannten elektrischen Schock. Dieser kann schmerzhaft sein, wenn die Betroffenen bei der Schockabgabe bei Bewusstsein sind. Da dem Schock aber häufig eine schwere Herzrhythmusstörung wie Herzkammerflimmern vorausgeht, haben Betroffene oft schon das Bewusstsein verloren, weil ihr Kreislauf zum Erliegen gekommen ist. In einem solchen Zustand sind keine Schmerzen wahrnehmbar und der elektrische Schock bleibt unbemerkt.
  3. Jeder implantierbare Kardioverter-Defibrillator besitzt auch eine Schrittmacherfunktion, um im Fall eines zu langsamen Herzschlags das Herz wieder auf Trab zu bringen.

Defi-Mythos aufgeklärt: Bei Herzstillstand schocken?

Sie gehört zum Standardrepertoire so gut wie jeder Krankenhausserie: die Wiederbelebungsszene mit einem Defibrillator. Während eines dramatischen Höhepunkts kommt es bei der Patientin oder dem Patienten zum Herzstillstand, der Herzrhythmus-Monitor zeigt die gefürchtete Nulllinie ("flatline").

Nun muss es schnell gehen: Die Pads des Defibrillators werden auf den Brustkorb gesetzt, alle Anwesenden müssen einen Schritt zurücktreten und der folgende Stromstoß lässt den leblosen Körper zusammenzucken. Von triumphaler Musik begleitet kehrt schließlich der Herzrhythmus zurück – und wieder einmal ist ein Menschenleben gerettet.

Das Ganze hat nur einen Haken: Die Szene ist aus medizinischer Sicht kompletter Unsinn. Da ein Defibrillator nur abnorme Rhythmen beenden kann, ist er völlig nutzlos, wenn das Herz gar keine Rhythmen mehr aufweist. Doch genau das ist bei einem Herzstillstand, fachsprachlich als Asystolie bezeichnet, der Fall. Deshalb messen ohne Fachkenntnisse bedienbare Defibrillatoren wie AEDs zuerst, ob überhaupt ein schockbarer Herzrhythmus vorliegt. Bei einer Asystolie verweigern sie die Schockabgabe.

Stattdessen hilft der AED über die eingebaute Sprachfunktion den Anwesenden dabei, eine Herzdruckmassage korrekt durchzuführen – wenn möglich mit Beatmung. Eine solche Herz-Lungen-Wiederbelebung heißt in der medizinischen Fachsprache kardiopulmonale Reanimation und ist die wichtigste Therapie bei einem Herzstillstand.

Herzschrittmacher und Defi: Was ist der Unterschied?

Umgangssprachlich werden die Begriffe Herzschrittmacher und Defibrillator häufig gleichbedeutend verwendet. Kein Wunder, denn die Geräte haben zahlreiche Gemeinsamkeiten: Beide nutzen elektrische Impulse, um den Herzrhythmus zu korrigieren, und beide können in den Körper eingesetzt werden, wo sie dann über viele Jahre bleiben.

Doch es gibt einen wichtigen Unterschied: Während klassische Herzschrittmacher bei einem zu langsamen Herzschlag (Bradykardie) zum Einsatz kommen und kontinuierlich die natürliche Schrittmacherfunktion des Herzens übernehmen, werden Defibrillatoren verwendet, um einen zu schnellen Herzschlag (Tachykardie) beziehungsweise chaotische elektrische Signale in der Herzkammer (Kammerflimmern) zu beenden und so einem plötzlichen Herztod vorzubeugen.

Mehr als nur ein Defibrillator

Heutige implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren besitzen neben der Fähigkeit zur Defibrillation immer auch eine Schrittmacherfunktion und sind daher als eine Sonderform der Herzschrittmacher zu betrachten. Außerdem gibt es spezielle Geräte, die zusätzlich zur Defibrillator-Funktion dazu beitragen, die Tätigkeit der linken und rechten Herzkammer besser aufeinander abzustimmen (kardiale Resynchronisationstherapie): In diesem Fall heißen sie CRT-D-Geräte.

Wer braucht einen implantierbaren Defibrillator?

Ein implantierbarer Kardioverter-Defibrillator wird immer dann eingesetzt, wenn das Risiko besteht, dass es zu lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen wie Herzkammerflimmern kommt.

Zu den Personen, die von einem implantierbaren Defibrillator profitieren, gehören beispielsweise:

  • Menschen, die einen plötzlichen Herztod überlebt haben
  • Menschen, bei denen es nachweislich zu bestimmten Rhythmusstörung der Herzkammer (Kammertachykardie, Kammerflimmern oder Kammerflattern) gekommen ist
  • bestimmte Menschen mit Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
  • bestimmte Menschen, die einen Herzinfarkt hatten
  • Menschen mit einem erhöhten erblichen Risiko bzw. mit Fällen von lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen der Herzkammer bei nahen Verwandten

Defibrillator einsetzen: Wie geht das?

Um einen Defibrillator einzusetzen, ist eine Operation notwendig, die unter örtlicher Betäubung oder in Vollnarkose erfolgt. Normalerweise wird dabei das Aggregat im Bereich des Brustmuskels eingesetzt, und zwar entweder direkt unter der Haut (subkutan) oder unter dem Brustmuskel (subpektoral). Bei Kindern kann das Aggregat auch im Bauchraum implantiert werden. Die Elektroden werden in eine Vene eingefädelt, bis zur rechten Herzhälfte vorgeschoben und anschließend an das Aggregat angeschlossen.

Nach dem Eingriff sind die meisten Patientinnen und Patienten bereits nach wenigen Stunden wieder auf den Beinen. Die Programmierung des Defibrillators erfolgt dann in der Regel am Tag nach dem Eingriff. Zudem wird die korrekte Platzierung der Elektroden und des Aggregats mit einem Röntgenbild kontrolliert.

Wie alle Eingriffe birgt auch die Implantation eines Defibrillators Risiken. Hierzu gehören beispielsweise Wundheilungsstörungen, Infektionen, Blutungen und Blutergüsse, eine falsche Position des Geräts oder Verletzungen der Lunge.

Langfristig kann es in seltenen Fällen zu technischen Störungen kommen, sodass das Gerät unnötigerweise einen Schock abgibt. Auch empfinden es manche Menschen als belastend zu wissen, dass sie mit einem Elektrogerät in ihrem Körper leben und jederzeit einen Stromstoß erhalten könnten.

Wie lange leben Menschen mit einem Defi?

Wie lange eine Person mit einem implantierten Kardioverter-Defibrillator weiterlebt, ist individuell sehr unterschiedlich. Mitentscheidend sind beispielsweise das Alter, die Schwere der Grunderkrankung wie beispielsweise der Herzschwäche und das Vorliegen von Begleiterkrankungen.

Da das Gerät im Idealfall alle lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen beendet, hilft es dabei, Menschen vor einem plötzlichen Herztod zu bewahren. Eine Garantie, dass die Therapie in jedem Fall funktioniert, gibt es aber nicht. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: Von 100 Menschen mit mittelschwerer Herzschwäche sterben innerhalb von vier Jahren im Mittel

  • mit implantiertem Kardioverter-Defibrillator 22 Menschen.
  • ohne implantierten Kardioverter-Defibrillator 29 Menschen.

Das bedeutet, dass sich durch die Defi-Implantation statistisch gesehen bei sieben von 100 Menschen mit mittelschwerer Herzschwäche der Tod durch einen plötzlichen Herztod verhindern lässt.

Gerade für jüngere Menschen ist es aber wichtig zu wissen, dass die Lebensdauer eines implantierten Kardioverter-Defibrillators begrenzt ist. Das Gerät enthält nämlich eine Batterie, die den nötigen Strom liefert. Je nach Modell sowie nach Häufigkeit und Stärke der Stromabgaben halten die Batterien unterschiedlich lange. Meist muss das Aggregat aber spätestens nach zehn Jahren ausgetauscht werden.

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Betroffene brauchen sich aber keine Sorgen zu machen, dass ihrem Defi irgendwann unbemerkt der Saft ausgeht: Ihre behandelnde Ärztin oder ihr behandelnder Arzt bestimmt im Rahmen der regelmäßigen Kontrolluntersuchungen immer auch den Batteriestand und kann so entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel gekommen ist.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind wichtig

Nach der Implantation eines Defibrillators sollten Sie alle vereinbarten Kontrolluntersuchungen wahrnehmen. Der erste Nachsorgetermin findet oft vier bis sechs Wochen nach dem Eingriff statt, die weiteren Kontrolltermine dann normalerweise alle drei bis sechs Monate.

Bei diesen Routinekontrollen legt Ihre Ärztin oder Ihr Arzt ein Abfragegerät auf das Aggregat und liest so neben dem Batteriestand auch andere wichtige Daten aus – zum Beispiel, wie oft und wann Schocks abgegeben wurden. Außerdem kann im Rahmen der Nachsorgeuntersuchungen die Programmierung noch einmal genauer eingestellt werden, um die Therapie optimal an Ihre Bedürfnisse anzupassen.

Worauf sollten Menschen mit implantiertem Defi achten?

Grundsätzlich können Menschen, denen ein Kardioverter-Defibrillator implantiert wurde, ihren Alltag ganz normal gestalten. Allerdings gibt es ein paar Dinge, die Sie beachten sollten:

  • Gehen Sie regelmäßig zu Ihren Kontrollterminen.
  • Führen Sie Ihren Defi-Ausweis immer mit sich und zeigen Sie ihn bei Bedarf vor; manche Geräte wie Sicherheitsanlagen am Flughafen schlagen bei implantierten Defis an, andere Geräte wie Kernspintomografen (Magnetresonanztomografen), Schweißgeräte und Generatoren können die Funktion des Defis stören.
  • Legen Sie Ihr Handy sicherheitshalber nicht direkt auf Ihren Defi und halten Sie zu induktiven Ladestationen mindestens 10 cm Abstand.
  • Auch Kopfhörer und Lautsprecher sollten Sie aufgrund der darin verbauten starken Dauermagnete nicht direkt auf dem Defi platzieren.
  • Lehnen Sie sich bei Induktionskochfeldern nicht über die Kochplatte und halten Sie einen Mindestabstand von 25 cm zwischen Ihrem Defi und dem Kochfeld ein.
  • Halten Sie zu bestimmten Elektrogeräten im Haushalt sicherheitshalber mindestens 10 cm Abstand zwischen Defi und Implantat ein. Hierzu gehören beispielsweise Haartrockner, Rasierapparate, Heizlüfter und Elektroheizkörper.
  • Durchschreiten Sie in Kaufhäusern und Supermärkten den Bereich der Diebstahlsicherung zügig und halten Sie sich nicht unnötig lange darin auf.
  • Betreten Sie keine Bereiche, in denen mit Warnschildern auf starke elektromagnetische Felder hingewiesen wird.

Was ist nach einer Schockabgabe zu tun?

Grundsätzlich ist jeder implantierte Kardioverter-Defibrillator so programmiert, dass eine Schockabgabe nur bei gefährlichen Herzrhythmen erfolgt. Es kann aber trotzdem vorkommen, dass das Gerät fälschlicherweise einen Schock auslöst. Wenn Sie einen Schock bemerken, bei Bewusstsein bleiben und sich gut fühlen, ist es ratsam, Ihre Ärztin oder Ihren Arzt über den Vorfall zu informieren und zeitnah eine Kontrolluntersuchung durchzuführen.

Wenn Sie dagegen eine schwere Herzrhythmusstörung wie Kammerflimmern haben, ist die Schockabgabe eine gewollte und lebensnotwendige Maßnahme. Doch auch wenn es dem Defibrillator gelingt, schnell den normalen Herzrhythmus wiederherzustellen, ist dafür zu sorgen, dass Sie zügig mit dem Krankenwagen in eine Klinik kommen. Eine ärztliche Untersuchung und Betreuung ist nämlich auch in diesem Fall notwendig.

Wenn Betroffene aufgrund der Herzrhythmusstörung das Bewusstsein verlieren, bevor sie einen Notruf absetzen können, ist es wichtig, dass eine anwesende Person den Krankenwagen ruft (unter der Notrufnummer 112).

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Wie benutzt man einen automatisierten externen Defibrillator (AED)? Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 20.10.2021)
  • Glikson, M., et al.: 2021 ESC Guidelines on cardiac pacing and cardiac resynchronization therapy. European Heart Journal 2021, Vol. 42, Iss. 35, pp. 3427-3520 (14.9.2021)
  • McDonagh, T. A., et al.: 2021 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure. European Heart Journal 2021, Vol. 42, Iss. 36, pp. 3599-3726 (21.9.2021)
  • Nowak, B., Przibille, O.: Der Notarzt, der stets da ist: der Defibrillator (ICD, CRT-D). In: Leben mit Herzrhythmusstörungen. Deutsche Herzstiftung e. V. (Hrsg.), Frankfurt am Main 2021
  • Napp, A., et al.: Elektromagnetische Interferenz von aktiven Herzrhythmusimplantaten im Alltag und im beruflichen Umfeld. Der Kardiologe 2019, Bd. 13, Ausgabe 4, S. 216-235 (19.7.2019)
  • Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 3.7.2019)
  • Herzschwäche – soll ich mir einen ICD einsetzen lassen? Online-Informationen des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin: patienten-information.de (Stand: November 2018)
  • Ibanez, B., et al.: 2017 ESC Guidelines for the management of acute myocardial infarction in patients presenting with ST-segment elevation. European Heart Journal 2018, Vol. 39, Iss. 2, pp. 119-177 (7.1.2018)
  • Implantierbarer Kardioverter-Defibrillator. Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 30.6.2017)
  • Priori, S. G., et al.: 2015 ESC Guidelines for the management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death. European Heart Journal 2015, Vol. 36, Iss. 41, pp. 2793-2867 (1.11.2015)
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