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Diabetes Typ 1: Symptome, Lebenserwartung, Behandlung


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Frühzeitig erkennen
Welche Symptome bei Diabetes Typ 1 typisch sind


Aktualisiert am 09.10.2024Lesedauer: 7 Min.
Ein Junge misst seinen Blutzuckerspiegel.Vergrößern des Bildes
Zum Zeitpunkt der Diagnose Typ-1-Diabetes sind viele noch im Kindesalter. (Quelle: FatCamera/getty-images-bilder)

Bei Typ-1-Diabetes müssen Betroffene täglich Insulin spritzen, um den Blutzucker zu normalisieren. Erfahren Sie mehr über Symptome, Ursachen und Therapie.

Diabetes mellitus Typ 1 ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, bei der die Bauchspeicheldrüse kaum oder gar kein Insulin mehr produziert. Häufig zeigt sich Typ-1-Diabetes bereits in der Kindheit oder im Jugendalter: Zum Zeitpunkt der Diagnose sind die Betroffenen meisten zwischen 10 und 15 Jahren alt, weshalb die Erkrankung früher als juveniler Diabetes, also Jugenddiabetes bezeichnet wurde. Aber auch Erwachsene können daran erkranken.

Das Hormon Insulin ist für den Körper lebenswichtig. Denn nur mit der Hilfe dieses Botenstoffs kann Glukose in die Zellen hineingeschleust werden und zur Energiegewinnung beitragen. Funktioniert dieser Vorgang nicht richtig, sammelt sich immer mehr Glukose im Blut an. Das kann unbehandelt auf Dauer lebensbedrohlich werden.

Gut zu wissen

Von Diabetes Typ 1 sind in Deutschland schätzungsweise insgesamt 373.000 Menschen betroffen, davon etwa 32.000 im Kindes- und Jugendalter. Im Vergleich zu Diabetes Typ 2, der andere Ursachen hat und meist ernährungsbedingt ist, kommt Typ-1-Diabetes relativ selten vor: Nur circa 5 von 100 Menschen mit Diabetes (Zuckerkrankheit) haben Typ 1.

Da es bislang nicht möglich ist, Diabetes Typ 1 zu heilen, besteht die Behandlung vor allem darin, den Blutzuckerspiegel mithilfe von künstlich zugeführtem Insulin in einem gesunden Bereich zu halten.

Diabetes Typ 1: Mögliche Symptome

Diabetes Typ 1 entwickelt sich allmählich über viele Jahre – und zwar lange Zeit ohne spürbare Beschwerden. Erst wenn die Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse weitestgehend eingestellt ist und die Blutzuckerwerte deutlich steigen, treten Symptome auf. Meist passiert das relativ unvermittelt, innerhalb weniger Wochen oder Tage.

Diabetes Typ 1 kann verschiedene Symptome hervorrufen. Mögliche Anzeichen sind beispielsweise:

  • starkes Durstgefühl
  • häufiges Wasserlassen
  • neu auftretendes Bettnässen bei Kindern
  • Abgeschlagenheit
  • ungewollter Gewichtsverlust
  • Übelkeit
  • Schwindel
  • Schwächegefühl
  • Müdigkeit
  • Erschöpfung
  • Antriebsschwäche
  • starkes Hungergefühl
  • Stimmungsschwankungen
  • Reizbarkeit
  • verschwommenes Sehen

Steigen die Blutzuckerwerte sehr stark an, kann es zu einer Überzuckerung (Hyperglykämie) kommen. Bei dieser verlieren Betroffene möglicherweise das Bewusstsein und fallen in ein sogenanntes diabetisches Koma. Typisch ist dabei die nach Aceton riechende Ausatemluft (ein Geruch wie überreifes Obst). Solch eine extreme Überzuckerung ist ein medizinischer Notfall. Er kommt heutzutage jedoch nur noch selten vor.

Diabetes Typ 1: Was sind die Ursachen?

In den meisten Fällen führt eine Autoimmunreaktion zu Diabetes Typ 1. Dabei richtet sich das Immunsystem irrtümlicherweise gegen eigene Zellstrukturen. Die genauen Ursachen dafür sind bislang noch unklar.

Die Immunabwehr schädigt bei den Betroffenen genau jene Zellen, die das Hormon Insulin produzieren: die Betazellen. Im Verlauf der Jahre wächst der Schaden an den Betazellen, bis diese schließlich kaum oder gar kein Insulin mehr abgeben. Dann können die Körperzellen die im Blut befindliche Glukose nicht mehr aufnehmen und der Blutzuckerspiegel steigt.

Diabetes Typ 1 entwickelt sich schleichend. Bis sich Symptome einstellen, kann es deshalb dauern. Dann machen sich diese aber recht plötzlich bemerkbar. Treten erste Anzeichen wie erhöhte Blutzuckerwerte auf, sind die Betazellen zu diesem Zeitpunkt bereits größtenteils zerstört (zu etwa 80 Prozent).

Erbliche Einflüsse können die Entstehung von Diabetes Typ 1 begünstigen: In manchen Familien gibt es mehrere Fälle der Erkrankung.
Ob auch Infektionen mit bestimmten Krankheitserregern oder Umwelteinflüsse das Risiko für Typ-1-Diabetes erhöhen, ist bislang unklar.

Diabetes Typ 1: So stellt der Arzt die Diagnose

Besteht der Verdacht auf Diabetes Typ 1, wird der Arzt oder die Ärztin mehrere Blutuntersuchungen veranlassen, um die Blutzuckerwerte zu prüfen. Bei erhöhten Werten wird die Blutuntersuchung nüchtern wiederholt. Das bedeutet, einige Stunden vor der Blutabnahme dürfen Betroffene nichts mehr essen. Sind die Blutzuckerwerte sehr hoch, liegt die Diagnose Diabetes nahe.

Zusätzlich lässt die Ärztin oder der Arzt in der Regel den Langzeitblutzuckerwert HbA1c bestimmen. Dieser ist ein Maß dafür, wie hoch der Blutzucker in den zurückliegenden zwei bis drei Monaten im Durchschnitt war.

Auch ein Urintest kann zeigen, ob die Zuckerwerte erhöht sind. Wenn Teststreifen dabei anschlagen, ist der Diabetes jedoch in der Regel bereits stark fortgeschritten.

Diabetes Typ 1: Welche Lebenserwartung haben Betroffene?

Menschen mit Diabetes Typ 1 haben im Vergleich zu ansonsten gesunden Menschen statistisch gesehen auch heute noch eine etwas kürzere Lebenserwartung. Dank verbesserter medizinischer Versorgung leben Frauen und Männer mit Typ-1-Diabetes mittlerweile dennoch deutlich länger als noch vor einigen Jahren.

Bei passender Behandlung haben Betroffene heutzutage im Grunde deshalb eine annähernd normale Lebenserwartung: Von den circa 373.000 Menschen mit Diabetes Typ 1 in Deutschland sind Schätzungen zufolge mehr als 100.000 über 70 Jahre alt.

Ob sich die Lebenserwartung verkürzt, scheint vor allem davon abzuhängen, ob sich im Verlauf des Typ-1-Diabetes Folgeerkrankungen wie eine koronare Herzkrankheit oder eine diabetische Nierenerkrankung entwickeln.

Diabetes Typ 1: Mögliche Folgen

Ohne ausreichende Behandlung kann Diabetes Typ 1 den Körper in vielen Bereichen schädigen und Folgeerkrankungen hervorrufen. Deswegen ist es wichtig, die Stoffwechselerkrankung konsequent zu behandeln und für möglichst normale Blutzuckerwerte zu sorgen.

Ohne Insulin kann der Körper die im Blut vorhandene Glukose nicht in Körperzellen aufnehmen. Die Glukose reichert sich im Blut an und die Blutzuckerwerte steigen. Ohne Behandlung richten hohe Blutzuckerwerte auf Dauer Schäden im Körper an und können im Verlauf der Diabetes-Erkrankung zu Komplikationen führen. Komplikationen lassen sich weitestgehend vermeiden, wenn es Betroffenen gelingt, ihren Diabetes Typ 1 gut zu managen.

Alle Folgeerkrankungen haben im Grunde eine gemeinsame Ursache: Die hohen Blutzuckerwerte schädigen die feinsten aller Blutgefäße, die Kapillaren. Als Folge gelangt in den betroffenen Bereichen nicht mehr ausreichend Blut ins Gewebe und damit zu wenig Sauerstoff und Nährstoffe.

Über die Jahre können so bleibende Schäden in vielen Organen und Körpergeweben entstehen und zum Beispiel Erkrankungen der Nerven (diabetische Neuropathie), der Nieren (diabetische Nephropathie) oder der Augen (diabetische Retinopathie) nach sich ziehen. Das Ausmaß der Schäden kann schlimmstenfalls bis zur Erblindung oder zum Nierenversagen gehen.

Relativ häufig tritt als Folge eines Diabetes eine diabetische Neuropathie auf. Erste Symptome der Nervenschädigung zeigen sich meist an den Füßen beziehungsweise den Beinen. Typisch sind vor allem Missempfindungen in Form von Kribbeln ("Ameisenlaufen"), Taubheitsgefühlen oder Brennen bis hin zu Schmerzen.

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Da auch das Tastgefühl oft nachlässt, kann es zudem rasch zu (teils unbemerkten) Verletzungen kommen. Gleichzeitig heilen Wunden schlechter, weil das Gewebe schlechter durchblutet wird. Insbesondere an den Füßen ist das oft der Fall (sogenannter diabetischer Fuß).

Langfristig schädigen hohe Blutzuckerwerte nicht nur die feinen Kapillaren, sondern auch die großen Gefäße. Das kann eine Arteriosklerose (Arterienverkalkung) begünstigen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall steigern.

Diabetes Typ 1: Welche Behandlung hilft?

Diabetes Typ 1 ist bislang nicht heilbar. Mit der passenden Behandlung gelingt es jedoch den meisten, ein weitgehend normales Leben zu führen.

Ziel der Behandlung ist es, den Blutzucker im Normalbereich zu halten und häufige Über- oder Unterzuckerungen zu vermeiden, denn beide Zustände sind riskant. Auf diese Weise können Betroffene in der Regel überwiegend beschwerdefrei leben und das Risiko für Komplikationen langfristig senken.

Wichtigster Bestandteil der Behandlung bei Diabetes Typ 1 ist es, den Mangel an Insulin lebenslang auszugleichen. Betroffene müssen sich das fehlende Hormon täglich als Medikament zuführen, zum Beispiel als Injektion mit einer Spritze oder über eine Insulinpumpe.

Das künstlich zugeführte Insulin senkt den Blutzuckerspiegel. Um das Insulin korrekt zu dosieren, müssen Betroffene den Blutzuckerspiegel deshalb mehrmals täglich messen. Nur so gelingt es, größere Schwankungen zu umgehen und damit zu vermeiden, dass der Blutzucker zu sehr sinkt oder steigt und es zu Unter- oder Überzuckerungen kommt.

Eine Behandlung mit Insulin zum Einnehmen gibt es für Menschen mit Typ-1-Diabetes bislang nicht. Denn das Hormon würde in Tablettenform oder flüssig die Passage durch den Magen nicht überstehen. Zwar lässt sich ein Typ-2-Diabetes mit Diabetesmitteln in Tablettenform behandeln, diese haben jedoch einen anderen Wirkmechanismus, der bei Typ-1-Diabetes nicht helfen würde. Denn die sogenannten oralen Antidiabetika bewirken, dass die Betazellen der Bauchspeicheldrüse mehr Insulin ausschütten. Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes haben diese allerdings Schaden genommen und ihren Dienst größtenteils eingestellt.

Der Blutzuckerspiegel verändert sich jedoch nicht nur allein durch Insulin. Auch viele andere Faktoren können sich darauf auswirken, etwa

  • welche Speisen und Getränke Betroffene zu sich nehmen,
  • wie stark sich Betroffene sportlich betätigen,
  • die Tageszeit (der Blutzucker schwankt über den Tagesverlauf),
  • Erkrankungen, wie zum Beispiel Infekte,
  • eingenommene Medikamente oder
  • Veränderungen im Hormonhaushalt.

Gut zu wissen

Für Kinder mit Typ-1-Diabetes genügt in der Regel eine Betreuung über die kinderärztliche Praxis. Erwachsene mit Diabetes Typ 1 sollten sich für die Behandlung möglichst eine diabetologische Schwerpunktpraxis suchen, also eine ärztliche Praxis, in der sich sowohl Ärzte und Ärztinnen als auch Fachpersonal auf Menschen mit Diabetes spezialisiert haben.

Diabetes Typ 1 ist eine Erkrankung, bei der es nicht ausreicht, die Behandlung allein in ärztliche Hände zu geben. Um die Blutzuckerwerte optimal ausrichten zu können, ist es wichtig, dass sich betroffene Kinder (und deren Familie) oder Erwachsene sehr gut mit der Erkrankung auskennen. Viele ärztliche Praxen bieten deshalb Schulungen zu Diabetes Typ 1 an, in denen sowohl die Grundlagen der Erkrankungen als auch Informationen zum Umgang im Alltag vermittelt werden.

Ernährung bei Typ-1-Diabetes

Menschen mit Diabetes Typ 1 benötigen keine spezielle Diätkost und auch keine Diabetiker-Produkte. Es genügt in der Regel, sich gesund und ausgewogen zu ernähren. Das bedeutet vor allem, dass in der Ernährung viel Gemüse, pflanzliche Fette und Fisch vorkommen sollten und Fleisch eher nur in Maßen. Obst darf ebenfalls verzehrt werden, aufgrund des Zuckergehaltes am besten jedoch nur in kleinen Portionen.

Vollkornprodukte sind zu bevorzugen, da diese mehr Ballaststoffe als Weißmehlprodukte enthalten und die Kohlenhydrate darin langkettig sind und sich deshalb langsamer auf den Blutzuckerspiegel auswirken. Weißmehlprodukte hingegen enthalten kurzkettige Kohlenhydrate, die schnell resorbiert und in den Blutkreislauf transportiert werden.

Lebensmittel und insbesondere Getränke mit hohem Zuckergehalt (und dadurch einem hohen Gehalt an Kohlenhydraten) sollten Betroffene eher meiden beziehungsweise mit Vorsicht genießen. Denn diese gehen schnell ins Blut und lassen die Zuckerwerte in die Höhe schnellen.

Wichtig für die Behandlung ist, dass Betroffene mit Diabetes Typ 1 einschätzen lernen, wie viele Kohlenhydrate in ihren Mahlzeiten stecken. Denn das gilt es bei der Insulingabe zu berücksichtigen.

Bewegung bei Typ-1-Diabetes

Regelmäßige körperliche Bewegung ist auch für Menschen mit Typ-1-Diabetes gesund. Sie kann dabei helfen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen und das Gewicht zu halten.

Egal, welcher Sport – wichtig ist vor allem, dass Betroffene ihren Körper gut kennenlernen und Erfahrungen damit sammeln, wie der Blutzucker bei ihnen reagiert. Dabei können zum Beispiel ein Sporttagebuch und häufige Blutzuckermessungen helfen. So lässt sich eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) beim oder nach dem Training vermeiden.

Während mäßige Bewegung den Blutzucker bei Menschen mit Typ-1-Diabetes senken kann, steigt dieser unter Umständen nach intensiver körperlicher Aktivität. Das muss bei der Insulindosis berücksichtigt werden.

Für den Fall einer akuten Unterzuckerung sollten Betroffene mit Typ-1-Diabetes zum Sport zudem vorsichtshalber immer zuckerhaltige Getränke oder Snacks mit schnell verfügbaren Kohlenhydraten mitnehmen (zum Beispiel Obstsaft, Limonade oder Traubenzucker).

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: www.gesundheitsinformation.de (Abrufdatum: 28.5.2024)
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