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Corona | Experten: Bei diesem Impfstoff muss nachgeimpft werden


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Experten schlagen Alarm
Bei diesem Corona-Impfstoff muss nachgeimpft werden


Aktualisiert am 05.07.2021Lesedauer: 4 Min.
Der Piks gegen Corona: Ein Impfstoff muss eventuell nachjustiert werden.Vergrößern des Bildes
Der Piks gegen Corona: Ein Impfstoff muss eventuell nachjustiert werden. (Quelle: picture alliance / Flashpic | Jens Krick)
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Die Impfkampagne läuft auf Hochtouren. Doch sind alle Impfstoffe gleich wirksam, vor allem auch gegen die ansteckendere Delta-Variante und mögliche neue Mutanten? Bei einem Vakzin haben Virologen große Zweifel.

Die Delta-Variante schwebt als böses Vorzeichen über dem Herbst in Deutschland. Nicht zuletzt macht sie deutlich: Die zunächst in Indien aufgetretene, ansteckendere Variante könnte nicht die letzte Mutante gewesen sein, die sich durchsetzt. Ein Vakzin macht den Experten allerdings hinsichtlich seiner Schutzwirkung besondere Sorgen: der Wirkstoff von Johnson & Johnson.

Johnson & Johnson: 36 Millionen Dosen geordert

Der Vektorimpfstoff hat ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber den anderen in Deutschland zugelassenen Präparaten: Er braucht nur einmal verimpft zu werden. Die Bundesregierung orderte bis zum Ende des Jahres mehr als 36 Millionen Dosen.

Zunächst wurde er dort verimpft, wo Menschen für eine Zweitimpfung schlecht erreichbar sind, zum Beispiel bei Obdachlosen. Der Impfschutz des Produktes war von Anfang an niedriger als bei allen anderen Präparaten. Er liegt bei etwa 65 Prozent. Übersetzt gesagt: Die Wahrscheinlichkeit, an Covid-19 zu erkranken, ist laut Robert Koch-Institut um 65 Prozent geringer als bei Ungeimpften.

Wirksamkeit von Johnson & Johnson ist umstritten

Alle drei anderen in Deutschland zugelassenen Vakzine haben wesentlich höhere Werte (zwischen 80 und 95 Prozent). Der Schutz vor schweren Verläufen (Hospitalisierung) liegt allerdings auch bei J&J bei 100 Prozent. Dennoch: Die relativ niedrige Wirksamkeit bei der Abwehr einer Infektion und Erkrankung bereitet den Experten Kopfzerbrechen, weil so das Erreichen einer Herdenimmunität erschwert wird.

Die US-Virologin Angela Rasmussen – selbst mit Johnson & Johnson geimpft – berichtet auf ihrem Twitteraccount, dass sie sich für eine zweite Impfung mit Biontech als Booster entschieden habe. Sie empfiehlt, vor allem die sogenannten Durchbruchsinfektionen bei dem Janssen-Vakzin im Auge zu behalten. In Südafrika wurde von Infektionen nach der Impfung berichtet.

Seit Ende Mai wird der J&J-Impfstoff in Deutschland auch an Hausarztpraxen abgegeben. Doch Experten halten die Einmalimpfung für keine gute Idee.

Dr. Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Essen, fordert im Gespräch mit t-online, Johnson & Johnson nicht einzusetzen: "Bezüglich der Impfstoffe bleiben die mRNA-Vakzine die Messlatte. Ich halte es zum Beispiel für unverantwortlich, den Johnson-&-Johnson-Impfstoff auch in die Betriebs- und Hausarztpraxen zu geben. Hier ist nur eine Impfung nötig, aber die Schutzwirkung vor einer Infektion ist dementsprechend vermindert."

Nach Unternehmensangaben zeigt der Impfstoff eine hohe Wirksamkeit gegen die Delta-Variante des Coronavirus. Wie der Hersteller mitteilte, verringere der Impfstoff zu 85 Prozent einen schweren Verlauf. Das ist deutlich geringer als in der Zeit des Zulassung des Vakzins, bevor die Delta-Mutante grassierte.

Knackpunkt Einfachimpfung

Auch Dr. Stephan Borte, Immunologe am Leipziger St. Georg Klinikum, hat Bedenken bezüglich der Schutzwirkung des Vakzins: "Bei einer Einfachimpfung wie bei Johnson & Johnson ist es anzuzweifeln, dass ein ausreichender, anhaltender Schutz aus Antikörpern und Abwehrzellen aufgebaut wird", erklärt er im Gespräch mit t-online. "Es würde mich überraschen, wenn nach dieser Einmalimpfung tatsächlich ein dauerhafter Schutz aufgebaut wird."

Knackpunkt bleibt die Einfachimpfung. Borte erläutert: "Das Immunsystem reagiert auf Eindringlinge entweder mit einer Tolerierung oder mit einer spezifischen Immunantwort, um gefährliche Eindringlinge unschädlich zu machen. Dafür braucht es Wiederholung, also mehrmalige Konfrontation mit dem Gegner. Ohne eine Erinnerung an den Eindringling entwickelt das Immunsystem keine oder nur wenige schützende Antikörper, da es eine erneute Konfrontation ausschließt."

Wirksamkeit von J&J-Impfstoff könnte gesteigert werden

Wirksamer könnte das Vakzin von Johnson & Johnson auf zwei möglichen Wegen werden:

Eine Auffrischung: Dazu müsste eine zweite Dosis verimpft werden, besonders unter der Prämisse, dass das Virus mutiert und Delta nicht seine letzte Variante gewesen sein könnte.

Eine Kreuzimpfung: Die Virologin Rasmussen hat es vorgemacht. Nach dem Vektorimpfstoff Johnson & Johnson könnte ein mRNA-Impfstoff als Booster eingesetzt werden, der das Immunsystem zusätzlich stimuliert. Fachleute sprechen bei der Kombination zweier Impfstoffe von einem heterologen Impfschema.

Auch Dr. Andreas Radbruch, Immunologe und Wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums Berlin hält die Verstärkung der Schutzwirkung durch eine Zweitimpfung mit Biontech für richtig: "Das ist sehr sinnvoll, denn J&J ist zwar als Einmalimpfstoff zugelassen, ist dann aber eher schwach. Das hatte ja auch primär Marketinggründe. Durch Biontech wird die Wirkung vorhersehbar drastisch verstärkt, und durch die etwas andere Art, wie das Virusprotein bei Biontech kodiert wird, sollte der Impfschutz auch breiter werden."

Kreuzimpfung auch bei Astrazeneca empfohlen

Kombiimpfungen haben sich auch beim anderen Vektorimpfstoff (Astrazeneca) als sehr wirksam erwiesen. Vor dem Hintergrund der sich auch in Deutschland rasant ausbreitenden Delta-Variante änderte die Ständige Impfkommission ihre Impfempfehlung für das Vakzin.

So sollen Menschen, die eine erste Dosis Astrazeneca erhalten haben, künftig unabhängig vom Alter als zweite Spritze einen mRNA-Impfstoff wie Biontech oder Moderna erhalten, teilte das Gremium mit. Der Abstand zwischen erster und zweiter Dosis solle dann mindestens vier Wochen betragen. Die Empfehlung gelte "vorbehaltlich der Rückmeldungen aus dem noch zu eröffnenden Stellungnahmeverfahren", hieß es.

Die Experten begründen diesen Rat damit, dass die Immunantwort nach dem Verabreichen von zwei verschiedenen Präparaten – erst Vektor-, dann mRNA-Impfstoff – der Immunantwort nach zwei Dosen Astrazeneca "deutlich überlegen" sei.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur Reuters
  • Interview mit Ulf Dittmer (16. Juni 2021)
  • Interview mit Stephan Borte (29. Juni 2021)
  • Interview mit Andreas Radbruch (1. Juli 2021)
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Recherche
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