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Pflegekräfte über Corona-Impfung: "Ich trage die Verantwortung, dass ich das Virus nicht verteile"


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Pflegekräfte über Corona-Impfung
"Ich trage die Verantwortung, dass ich das Virus nicht verteile"


Aktualisiert am 27.01.2021Lesedauer: 4 Min.
Eine Pflegekraft erhält ihre Corona-Impfung:Vergrößern des Bildes
Eine Pflegekraft erhält ihre Corona-Impfung: t-online-Leser, die im Pflegebereich beschäftigt sind, denken sehr unterschiedlich über die Corona-Impfung. (Quelle: photonews.at/imago-images-bilder)

Ein ganz überwiegender Teil der Pflegekräfte sieht die Corona-Impfung in ihrem Beruf als essenziell an. Doch es gibt auch einige Zweifler. t-online-Leser in Pflegeberufen haben uns ihre Gedanken zur Impfung verraten.

Die Impfung gegen das Coronavirus ist die größte Chance, der Pandemie Einhalt zu gebieten. In der aktuellen Impfgruppe befinden sich über 80-jährige Personen sowie medizinisches Personal. Doch auch gerade unter denjenigen, die in Pflegberufen tätig sind, soll die Impfbereitschaft etwas zögerlich sein. Wir haben die Pflegekräfte unter den t-online-Lesern gebeten, uns zu berichten, ob sie sich impfen lassen möchten und welche Gründe für ihre Entscheidung maßgeblich sind.

Diejenigen, die schon geimpft sind oder sich impfen lassen möchten, sehen die Corona-Impfung als ihre Pflicht gegenüber den zu Pflegenden, ihren Kollegen, der Familie oder auch sich selbst an. Sie möchten alle Kontaktpersonen in ihrem Umfeld so gut wie möglich schützen.

In den Rückmeldungen von skeptischer eingestelltem Pflegepersonal herrschen zwei Bedenken deutlich vor: Erstens: die Sorge, der Impfstoff könne wegen seiner schnellen Entwicklung nicht ausreichend sicher sein und Spätfolgen nach sich ziehen. Allerdings wird an der Art von Impfstoffen, die gegen das Coronavirus zum Einsatz kommen, schon seit Jahren geforscht und es gibt bisher keine Hinweise auf resultierende Langzeitschäden. Hier lesen Sie mehr zur Sicherheit der Impfstoffe. Zweitens: das Gefühl, von Arbeitgeber und Politik unter Druck gesetzt zu werden und sich daher nicht frei für oder gegen die Impfung entscheiden zu können. Das sind ihre Meinungen und Geschichten:

t-online-Leserin Cecilia Reinke: "Ich möchte ein Vorbild sein"

"Ich bin Pflegeassistentin im Seniorenheim. Da sehe ich es als meine Pflicht an, mich impfen zu lassen. Ich trage die Verantwortung, dass ich das Virus nicht an die Bewohner verteile. Zu groß ist die Gefahr, dass die älteren Bewohner – viele sind über 90 Jahre – dieses Virus nicht überleben würden. Dann habe ich auch privat noch meine Verpflichtung als Mutter von einem Sohn: Ich möchte ein Vorbild sein."

t-online-Leserin Laura Langels: "Ich warte ab und schütze mich selbst, indem ich FFP2-Maske trage"

"Ich bin Arzthelferin in einem Krankenhaus in Nordrhein-Westfalen. Ich arbeite an der Zentralen Notaufnahme und lasse mich bewusst nicht impfen: Ich habe Angst vor möglichen Risiken, die noch nicht erforscht sind. Binnen eines Jahres ist die Entwicklung des Impfstoffs erfolgt. Letztendlich habe ich täglich Kontakt zu Patienten zahlreicher Erkrankungen. Dennoch ist nicht belegt, dass wenn ich geimpft bin, ich nie wieder Überträger sein kann. Für meinen Familienkreis waren März und April 2020 sehr hart. Ein wichtiger Mensch lag im Koma und Corona hat die Situation zusätzlich verschärft. Ich warte ab und schütze mich selbst, indem ich FFP2-Maske trage, regelmäßig Hände wasche und sie desinfiziere sowie den Kontakt zu Freunden und Familie meide."

t-online-Leserin Ilona Könnel: "Ich hatte bei der Impfung keinerlei Schmerzen und keine Nebenwirkungen"

"Ich bin 63 Jahre alt und arbeite in einem Altenheim im Bereich Hauswirtschaft. Ich habe meine erste Impfung schon erhalten und warte auf die Auffrischungsimpfung, die leider nun um eine Woche verschoben wurde. Ich hatte bei der Impfung keinerlei Schmerzen, keine Nebenwirkungen und konnte am nächsten Tag direkt wieder normal arbeiten.

Ich finde die Impfung für Ältere enorm wichtig, damit sie wieder am normalen Leben teilhaben können und auch wieder soziale Kontakte pflegen können. Viele ältere Menschen in den Heimen sterben zurzeit eher an Einsamkeit als an Corona oder leiden inzwischen an Demenz.
Ich selber freue mich, wenn ich wieder unbefangenen Kontakt zu meinen Kindern und Enkeln haben kann. Ich verpasse sonst die wichtigste Entwicklung meiner Enkel und sie werden mir fremd, was sehr traurig wäre."

t-online-Leser Robin Steinbach: "Ich kann jeden verstehen, der sich nicht impfen lassen möchte"

"Es wird erwartet, furchtlos und still die Arbeit auch an höchstinfektiösen Menschen zu verrichten. Die Politik tut ihr Übriges. Allein eine Impfpflicht in Erwägung zu ziehen, steht symbolisch für den geringen Stellenwert des Pflegeberufs. Ich denke, dass die Impfung zwar sinnvoll und sicher ist, dennoch können Spätfolgen bisher nicht ausgeschlossen werden und ich kann jeden verstehen, der sich nicht impfen lassen möchte. Anstatt Druck aufzubauen, könnten mutige Pflegekräfte finanzielle Anerkennung erhalten, da sie doch zum Wohlergehen der Gesamtbevölkerung beitragen und eventuell eigene Bedürfnisse und Bedenken in den Hintergrund stellen.

Der Impfung stehe ich sehr ambivalent gegenüber. Sind gesundheitliche Folgen nicht gänzlich auszuschließen, kann sie mich dennoch vor einer Infektion und deren Spätfolgen schützen. Ich habe mich trotz aller Bedenken für die Impfung entschieden, da ich mehr Möglichkeiten haben werde zu verreisen oder am öffentlichen Leben teilzunehmen. Ich habe mich völlig eigennützig dafür entschieden und ohne den Hintergrund, eine vulnerable Gruppe schützen zu wollen."

t-online-Leserin Kerstin Schäfgen: "Ich habe den Bewohnern gegenüber eine Fürsorgepflicht"

"Ich bin Pflegefachkraft und habe mich impfen lassen. Die erste Impfung habe ich mit ganz leichten Nebenwirkungen gut vertragen. Ich lasse mich lieber impfen anstatt an den Spätfolgen einer Corona-Infektion leiden zu müssen, falls es mich treffen sollte. Ich weiß, dass die Impfung nicht komplett davor schützt, aber einen milderen Verlauf bis gar keinen verspricht. Zudem habe ich als Pflegekraft meinen Bewohnern und meinen Kollegen gegenüber eine Fürsorgepflicht und sollte versuchen, sie zu schützen."

t-online-Leserin anonym: "Wenn wir doch eh alle in der Risikogruppe impfen wollen, was soll der Zirkus dann?"

"Ich arbeite in einer Sozialpsychiatrie, die in einem Gebäude angesiedelt ist, dessen restlichen Abteilungen der Pflege und Betreuung von Senioren dienen, sowie auf 450-Euro-Basis bei einem ambulanten Pflegedienst.

Meine Oma ist 92 Jahre alt. Sie lebt im Altersheim. Ich liebe sie über alles. Zuerst war ich dafür, dass die Pflegekräfte sich impfen lassen. Auch ich wollte mich mit der ersten Welle impfen lassen. Mittlerweile sehe ich das anders. Wir wissen noch kaum etwas über das Virus. Und dann wollen wir etwas über die Spätfolgen der neuen Impfungen wissen?

Ich habe meiner Oma dringend geraten, sich impfen zu lassen. Meine Oma gehört zur Risikogruppe. Für Spätfolgen hat sie vermutlich nicht mehr genug Lebenszeit. Wenn ich an ihrer Stelle wäre, würde ich nicht gerne in der Gefahr leben, an Corona ersticken zu müssen. Die Pflegekräfte sind aber in der Regel keine Risikogruppe. Sie können entscheiden. Und wenn die, die sich schützen sollen und wollen, geimpft sind, warum sollte sich eine 20- oder 30-jährige Pflegekraft impfen lassen, die es nicht will? Maskenpflicht für Nicht-Geimpfte? Das fände ich in Ordnung.

Aber jetzt Druck auf eine Berufsgruppe auszuüben, deren Arbeitsbedingungen sowieso nicht sonderlich attraktiv sind, halte ich nicht für sehr klug. Könnte man die eigentliche Zielgruppe nicht impfen, würde es anders aussehen. Aber wenn wir doch eh alle in der Risikogruppe impfen wollen, was soll der Zirkus dann?"

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Einsendungen von t-online-Lesern
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