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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mehr als 5.500 Fälle jedes Jahr Tuberkulose ist ansteckend und lebensbedrohlich
Tuberkulose (TBC) ist eine ansteckende Infektionskrankheit, die tödlich verlaufen kann. In den meisten Fällen befällt sie die Lunge, die Bakterien können sich aber auch in anderen Organen ausbreiten und sie schwer schädigen. Ein Überblick.
Inhaltsverzeichnis
Tuberkulose ist tückisch: Die Bakterien können viele Jahre im Körper bleiben, ohne dass etwas passiert – sich dann aber vermehren, zunächst meistens unerkannt. Unbehandelt kann sie chronisch verlaufen und zu schweren Folgeerkrankungen führen. Typische Symptome sind unter anderem Husten, Auswurf, Gewichtsverlust und leichtes Fieber.
Das Wichtigste in Kürze
- Tuberkulose ist eine Tröpfcheninfektion. Die Bakterien gelangen durch winzige Speichelmengen beim Sprechen, Husten oder Niesen in die Luft. Dann dringen sie in die Schleimhäute ein.
- Weltweit sterben jede Minute drei Menschen an TBC, allein 2017 steckten sich rund zehn Millionen Menschen neu an, so die Weltgesundheitsorganisation (WHO).
- In Deutschland sind die Zahlen leicht rückläufig, Entwarnung gibt es aber nicht: Hierzulande erkrankten laut Robert Koch-Institut (RKI) 2017 rund 5.500 Patienten an Tuberkulose, 2016 waren es etwa 6.000, 2015 rund 5.800.
- Meistens befällt die Erkrankung die Lunge, allerdings können auch andere Organe betroffen sein, etwa das Gehirn, der Darm, die Nieren und Harnwege oder das Lymphsystem.
- TBC-Bakterien können viele Jahre im Körper schlummern, ohne dass sie sich bemerkbar machen.
- Wird sie lange genug und professionell behandelt, heilt die Tuberkulose häufig gut, vor allem, wenn sie früh erkannt wird.
In 80 Prozent der Fälle befallen die Tuberkulose-Bakterien die Lunge. Andere Tuberkulose-Erkrankungen stelllen wir hier vor: Tuberkulose kann fast jedes Organ treffen.
Symptome bei einer Tuberkulose
Solange die Bakterien ruhen, gibt es keine Anzeichen der Infektion. In fünf bis zehn Prozent der Fälle aber bricht die Erkrankung aus. Es bilden sich Entzündungsherde in der Lunge, die Lymphknoten in der Umgebung vergrößern sich. Betroffene bemerken lange nichts, denn der Prozess entwickelt sich nur langsam.
Später breiten sich die Bakterien in der Lunge und in den Bronchien aus, die Tuberkulose ist nun offen. Betroffene husten häufig, zu Anfang noch trocken, später bildet sich ein gelblich-grüner, schleimiger Auswurf, in dem auch Blut sein kann (Hämoptyse). Spätestens dann sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.
Schmerzen, Fieber und Schwitzen
Patienten sind in diesem Stadium hoch ansteckend. Weitere Symptome sind Schmerzen und Druck auf der Brust, begleitet von leichtem Fieber und nächtlichem Schwitzen. Betroffene leiden unter Müdigkeit und Erschöpfung, sie verlieren den Appetit und an Gewicht.
Wie ansteckend ist Tuberkulose?
Wer mit Menschen Kontakt hat, die an einer offenen Tuberkulose leiden, kann sich leicht anstecken. Die Bakterien verbreiten sich als Tröpcheninfektion über die Atemluft, meist über das häufige Husten der Patienten. Auch über Sprechen, Niesen, Berührungen oder Hautverletzungen ist eine Infektion möglich.
In manchen Regionen der Welt ist die Ansteckungsgefahr besonders hoch, darum sollten Reisende hier achtsam sein. Zu den Risikogebieten zählen nach Angaben des Tropeninstituts Südostasien, Afrika, die westliche Pazifikregion und die ehemaligen Sowjetrepubliken.
Wer ist besonders gefährdet?
Gesunde Menschen mit einer starken Immunabwehr können sich zwar anstecken, doch die Abwehrkräfte halten die Bakterien für gewöhnlich in Schach. Gefährdet sind Menschen mit einem schwachen Immunsystem, zum Beispiel Patienten mit einer chronischen Erkrankung, etwa Diabetes mellitus, HIV oder eine Niereninsuffizienz. Auch wer dauerhaft Kortison, Zellgifte oder das Immunsystem unterdrückende Mittel (Immunsupressiva) einnimmt, kann eher an TBC erkranken.
Weitere Risikogruppen sind Raucher und Unterernährte, Alkoholiker, Obdachlose und Drogenabhängige. Oft sind auch Babys und Kleinkinder bis zu vier Jahren betroffen, ebenso Geflüchtete. Mit zunehmendem Alter steigt das Erkrankungsrisiko.
Verschiedene Stadien der Tuberkulose
Wer sich mit Tuberkulose-Bakterien infiziert hat, bemerkt zunächst keine Beschwerden. Solange das Immunsystem die Erreger daran hindert, sich weiter auszubrechen, passiert weiter nichts. Mediziner sprechen dann von einer latenten Tuberkulose. Gelingt die Abwehr der TBC-Bakterien nicht, kommt es bei bis zu zehn Prozent der Patienten nach durchschnittlich sieben Wochen zur sogenannten Primärtuberkulose.
Die Bakterien können über die Lymphbahnen in die umliegenden Lymphknoten oder über die Blutbahnen in andere Organe gelangen. Dabei bilden sich Entzündungen, meist in der Lunge und den Lymphknoten in der Nähe.
Abwehrzellen schließen die Erreger ein
Die Entzündungsherde werden von den Abwehrzellen sozusagen umzäunt: Es bilden sich Knötchen, in denen die Erreger eingschlossen sind und so keinen Schaden anrichten können. Im Lauf der Zeit vernarben diese Tuberkel, auch Granulome genannt. Ärzte nennen diese Form der Erkrankung eine geschlossene Tuberkulose.
Es kann jedoch auch passieren, dass die Bakterien den Einschluss durchbrechen. Im Fall einer solchen postprimären TBC hat das Immunsystem verloren, die Erkrankung bricht aus. Zu 80 Prozent befallen die Erreger die Lunge. Es kann aber auch jedes andere menschliche Organ betroffen sein.
Bakterien sammeln sich in der Flüssigkeit
Nehmen die TBC-Bakterien überhand und vermehren sich, ist die Tuberkulose offen: Die Erreger sammeln sich in Flüssigkeit in Höhlen, sogenannten Kavernen, die unter anderem in die Röhren der Lungen gelangen und sich nun über Husten in die Luft verbreiten.
Galoppierende Schwindsucht
Diese Form der Erkrankung ist besonders gefährlich: Die befallenen Areale der Lunge sind entzündet und dieser Prozess schreitet schnell fort. Das Lungengewebe wird gelblich und bröckelig, was Mediziner auch "Verkäsung" nennen, und stirbt ab. Teilweise verflüssigt sich das Gewebe und streut dann. Die Erkrankung verläuft oft tödlich.
Wie erkennt der Arzt Tuberkulose?
Die Symptome sind meist unspezifisch, doch es gibt eine Reihe von Untersuchungen, mit denen Mediziner die Erkrankung nachweisen können.
- Das Arztgespräch: Der Mediziner fragt nach typischen Symptomen wie Husten, Fieber, Schwitzen oder Gewichtsabnahme. Zudem wird er wissen wollen, ob es Kontakt zu Erkrankten gab, Reisen in Risikogebiete, Vorerkrankungen oder Medikamente, die eingenommen werden.
- Körperliche Untersuchung: Die Lunge wird abgeklopft und abgehört. Zudem untersucht der Arzt die Haut.
- Tuberkulin-Hauttest (THT): Eine Spritze bringt eine winzige Menge eines Teils des Erregers unter die Haut. Wenn der Patient bereits TBC-Bakterien in sich trägt, hat er auch Antikörper, die nun mit einer Rötung an der Einstichstelle reagieren.
- IGRA (Interferon-Gamma-Release-Assay): Mit diesem Bluttest werden Proteine nachgewiesen, die bei TBC entstehen. Sie heißen Interferon gamma.
- Nachweis der Erreger: TBC-Bakterien können direkt unter anderem in Hirnwasser, Urin, Auswurf, Magensaft und Gewebeproben aus Lunge und Lymphknoten nachgewiesen werden.
- Röntgen: Entzündungsherde sind als Schatten zu sehen.
- Computertomografie (CT): Für befallene Körperstellen außerhalb der Lunge können CT-Bilder Aufschluss geben.
Hat ein Arzt die Diagnose Tuberkulose gestellt, muss er den Fall beim Gesundheitsamt melden.
Wie wird Tuberkulose behandelt?
Tuberkulose ist heute grundsätzlich heilbar. Die Therapie besteht aus einer Kombination verschiedener Antibiotika, die speziell gegen TBC-Erreger wirksam sind. Die gängigsten Antituberkulotika sind insbesondere Rifampicin, Isoniazid und Streptomycin. Wenn ein Patient diese Mittel nicht verträgt oder gegen eines oder mehrere resistent ist, werden alternativ auch Kanamycin, Cycloserin oder Tetracycline verabreicht.
Die Therapie dauert mindestens sechs Monate, manchmal auch länger. Wichtig ist die regelmäßige und dauerhafte Einnahme der Medikamente, damit die Tuberkulose nicht wiederkehrt. Die Medikamente haben teils schwere Nebenwirkungen und können Augen, Ohren, Leber, Nerven und andere Organe schädigen. Eine engmaschige Kontrolle während der Therapie ist somit nötig. Nach drei Wochen Kombinationstherapie sind Patienten in der Regel nicht mehr ansteckend.
Wie sind die Heilungschancen bei Tuberkulose?
Wird die Erkrankung rechtzeitig und austreichend lange behandelt, sind die Heilungsschancen meist gut. Komplikationen gibt es bei Resistenzen und bei Patieten, die ohnehin geschwächt sind und/oder an anderen Krankheiten leiden. Verläuft die Tuberkulose schwer, können Lungenblutungen auftreten, ebenso wie eine lebensbedrohende Blutvergiftung oder ein Lungenkollaps.
Gibt es eine Impfung gegen Tuberkulose?
Bis Ende des 20.Jahrhunderts (1998) gab es eine Tuberkulose-Impfung, bei der ein abgeschwächter Mycobakterien-Stamm verwendet wird. Seit 1998 wird die Immunisierung gegen Tuberkulose von der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) nicht mehr empfohlen und ist in Deutschland nicht mehr zugelassen. Erstens, weil die Ansteckungsgefahr hierzulande gering ist, zweitens wegen einiger unerwünschter Nebenwirkungen. In Deutschland erkranken jährlich rund 5.500 Menschen an Tuberkulose, es sterben jedes Jahr relativ konstant 100 Patienten an der Erkrankung, so das RKI.
In anderen Ländern mit einer höheren Erkrankungsrate gibt es die Impfung aber noch. Bei Reisen in Länder mit einer hohen Zahl an Tuberkulose-Erkrankungen wird jedoch keine Impfung empfohlen. Wer nach seiner Reise unsicher ist, ob er sich angesteckt, kann allerdings einen Tuberkulintest durchführen lassen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Robert Koch-Institut: Ratgeber Tuberkulose
- Die Techniker: Was ist eine Tuberkulose?
- Lungeninformationsdienst: Tuberkulose
- Gesundheitszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Tuberkulose
- Robert Koch-Institut: Die Tuberkulose ist auf der politischen Agenda
- Lungenärzte im Netz: Was ist Tuberkulose?