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Nachtblindheit: Ursachen und wann der Augenarzt helfen kann


Beim Autofahren
Schlechtes Sehen im Dunkeln: Diese Ursachen stecken dahinter

Von dpa-tmn, cch

Aktualisiert am 11.02.2025 - 15:01 UhrLesedauer: 4 Min.
Schlechte Sicht: Wer nachts nicht so gut sehen kann, ist in den meisten Fällen nicht nachtblind.Vergrößern des Bildes
Schlechte Sicht: Wer nachts nicht so gut sehen kann, ist in den meisten Fällen nicht nachtblind. (Quelle: Kai Remmers/dpa-tmn)
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Wer beim Autofahren im Dunkeln schlecht sehen kann, denkt schnell, er wäre "nachtblind". Dabei hat das eingeschränkte Sehvermögen oft eine andere Ursache.

Wer nachts nicht so gern Auto fährt, sagt manchmal, er sei wohl ein bisschen "nachtblind". Gemeint ist in der Regel, dass man im Dunkeln nicht so gut sieht. Nachtblindheit ist allerdings ein seltenes Phänomen, meist stecken andere Ursachen hinter schlechtem Sehen bei Nacht: ein gestörter Tränenfilm, eine Kurz- oder Weitsichtigkeit oder eine Linsentrübung.

Die verminderte Sehfähigkeit ist dann die Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung und eher eine Nachtsehschwäche. Sie kann aber auch tatsächlich ein Symptom für eine Nachtblindheit sein.

Warum sehen wir im Dunkeln schlechter?

Als Nachtblindheit bezeichnen Augenärzte eine sehr seltene Netzhauterkrankung, erklärt Clemens Lange, Augenarzt in der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg. Sie kann entweder erblich bedingt sein oder durch einen Mangel an Vitamin A entstehen. In der Regel sind beide Augen von der Sehschwäche im Dunkeln betroffen.

Um zu verstehen, warum wir im Dunkeln schlechter sehen, muss man sich ansehen, wie Sehen überhaupt funktioniert. "Wir haben lichtempfindliche Zellen, die auf das Dunkel (Stäbchen) und die Helligkeit (Zapfen) spezialisiert sind", sagt Prof. Ulrich Kellner, ärztlicher Leiter und Geschäftsführer des Augenzentrums in Siegburg. Sie sitzen in der Netzhaut unseres Auges.

Die Zapfen haben eine höhere Auflösung und Farbwahrnehmung. Stäbchen hingegen haben die Stärke, dass sie auch sehr schwaches Licht in ein Signal umwandeln können, mit dem unser Gehirn etwas anfangen kann. Das hat allerdings seinen Preis. Durch die Umwandlung wird die "Auflösung schwächer und das Sehen schlechter", so Kellner. Farben können die Stäbchen übrigens nicht wahrnehmen, nur Grautöne

Wann spricht man von echter Nachtblindheit?

"Betroffene haben Schwierigkeiten, sich an die Dunkelheit anzupassen, laufen manchmal nachts gegen Gegenstände oder haben Probleme, die Sterne zu erkennen", erläutert Facharzt Lange.

Von der erblich bedingten Variante sind in Deutschland nach Angaben von Ulrich Kellner etwa 40.000 Menschen betroffen. In der Regel bemerken diese Menschen schon in jungen Jahren, dass sie nachts schlecht sehen. Bei manchen Patienten kommen ein unwillkürliches Augenzittern, Blendeempfindlichkeit und eine Minderung der Sehschärfe hinzu.

Wie wird Nachtblindheit diagnostiziert?

Die Frage, wann man bei schlechter Sicht im Dunkeln zum Arzt gehen sollte, ist für Kellner leicht beantwortet: "Sinnvollerweise dann, wenn man subjektiv ein Problem hat." Entscheidend ist also der Leidensdruck.

Die Diagnostik von Sehstörungen im Dunkeln ist ein Fall für ein hoch spezialisiertes Augenzentrum, sagt Christoph Friedburg, Oberarzt der Augenklinik am Uniklinikum in Gießen. Denn: "Es gibt einen einzigen Gerätetyp in der typischen augenärztlichen Praxisausstattung, der in Grenzen Aussagen zur Sehfunktion in Dämmerung erlaubt."

Um der Ursache für das schlechte Sehen im Dunkeln auf die Spur zu kommen, prüfen Augenärztinnen und -ärzte den Augenhintergrund und nutzen bildgebende Verfahren. Bei Verdacht auf genetische Ursachen können spezielle genetische Tests Klarheit schaffen. "Es gibt mehr als 300 Gene, die mit Netzhauterkrankungen zusammenhängen", so Ulrich Kellner.

Oft gibt das Alter des Patienten schon einen Hinweis. "Wenn jemand jugendlich ist oder 20, vielleicht 25 Jahre alt, dann muss man eher eine anlagebedingte Störung vermuten. Bei älteren Patienten ab 50 ist eher von einer Linsentrübung oder einer altersbedingten Störung auszugehen", so Kellner.

Schließlich entwickelten alle Menschen mit der Zeit einen Grauen Star, so der Augenarzt. Das Phänomen, auch bekannt als Linsentrübung oder Katarakt, kann schon mit 50 Jahren beginnen – oder aber auch erst mit 90.

Linsentrübung kann hinter schlechtem Sehen stecken

Grund für das Gefühl, nachts nicht mehr so gut zu sehen, kann auch eine Linsentrübung oder ein gestörter Tränenfilm. Dann ist eine frühe Behandlung entscheidend.

Ebenso ist es möglich, dass derjenige, der sich für nachtblind hält, einfach nur eine falsche Brille trägt. Die Sehhilfe habe nicht nur Auswirkungen auf die Sehschärfe, sondern auch auf die Fähigkeit, in der Dämmerung zu sehen, so die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG).

Warnsignal sollte sein, wenn ein Autofahrer bei Gegenlicht nicht mehr erkennen kann, ob eventuell ein Mensch am Straßenrand steht. Dann sei ein Termin beim Augenarzt notwendig. Schlechtes Sehen in der Dämmerung und leichtes Blenden treten nämlich meist zusammen auf. In vielen Fällen lässt sich das Problem mit neuen Brillengläsern beheben.

Kann eine Behandlung für Besserung sorgen?

"In den "banalen" Fällen ist eine Behandlung meist recht einfach", sagt Christoph Friedburg. Bei grauem Star sind die Behandlungsoptionen klar: In diesem Fall kann eine Katarakt-OP sinnvoll sein, bei der die getrübte Augenlinse durch eine neue Kunstlinse ersetzt wird.

In anderen Fällen ist eine Behandlung nicht möglich – bei angeborenen Erkrankungen fehlen meist die Therapiemöglichkeiten. In seltenen Fällen kommt allerdings eine Gentherapie infrage. "Beim RPE65-Gen gibt es eine Therapie, dadurch ist eine weitere Verschlechterung der Sicht verzögerbar", so Kellner. Diese Therapie sei jedoch nur für etwa ein Prozent der von erblicher Nachtblindheit Betroffenen geeignet.

Ist die Nachtblindheit auf einen Vitamin-A-Mangel zurückzuführen, lässt dieser sich durch entsprechende Präparate behandeln.

Was hilft Betroffenen im Alltag – und was nicht?

"Mit einer echten Nachtblindheit kann man tagsüber Auto fahren, aber nachts sollte man nicht fahren", warnt Ulrich Kellner. Ob nun eine Nachtblindheit oder eine andere Sehstörung vorliegt: "Wenn man sich unsicher fühlt, dann muss man es lassen."

Wo es geht, sollte man sich Licht anmachen, anstatt im Dunklen zu tappen. "Unfälle passieren häufig auf schlecht beleuchteten Kellertreppen oder in Fluren", sagt Kellner. Für unterwegs rät er, immer eine Taschenlampe oder das Licht des Handys griffbereit zu haben.

Und was ist mit speziellen Nachtsichtbrillen? "Sie verbessern das Sehen im Dunkeln nicht und sind bei entgegenkommenden Autos völlig überblendet, daher nicht sinnvoll", lautet die Einschätzung des Mediziners. Nahrungsergänzungsmittel wie Vitaminpräparate seien bei normaler Ernährung in Deutschland ebenfalls überflüssig.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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