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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Hautkrebs Zahl der Hautkrebsfälle steigt rasant an
Hautkrebs alarmiert Mediziner in Deutschland gleich zweifach: Er ist nicht nur die mit Abstand häufigste Tumorart, sondern auch jene, die am schnellsten zunimmt. Nun zeigt eine neue Analyse, dass daran weit mehr Menschen erkranken als bisher bekannt. Demnach entwickeln bundesweit jährlich etwa 195.000 Menschen Hauttumore, 24.000 davon das besonders gefährliche Maligne Melanom, im Volksmund schwarzer Hautkrebs genannt. Bisher waren Experten von 140.000 Erkrankungen ausgegangen.
Doppelt so viel schwarzer Hautkrebs wie vor zehn Jahren
Die neue Hochrechnung beruht auf dem Krebsregister von Schleswig-Holstein, das alle Hautkrebsdiagnosen des Landes erfasst. Zum Vergleich: An Brust- und Prostatatumoren zusammen erkranken jährlich rund 120.000 Menschen. Gerade die schnelle Ausbreitung von Hautkrebs bereitet Experten Sorge. "Die Häufigkeit des Malignen Melanoms hat sich in den letzten zehn bis 15 Jahren verdoppelt", sagt Rudolf Stadler von der Hautklinik Minden. Beim hellen Hautkrebs steigen die Zahlen noch rasanter. Zu dem alarmierenden Trend trage zwar auch die steigende Lebenserwartung bei. "Doch bei mindestens 90 Prozent der Hautkrebspatienten ist die UV-Strahlung entscheidend." Der Sonnenhunger zeigt Spätfolgen: Die überwiegend hellhäutigen Deutschen tanken seit den 1970er Jahren zunehmend in südlichen Gefilden Sonne. "Die Folgen der uneingeschränkten Besonnung registrieren wir erst mit einer Verzögerung von zwei bis drei Jahrzehnten", sagt Stadler.
Mehr als 3.000 Todesfälle pro Jahr
Mehr als 3.000 Menschen sterben jährlich an Hautkrebs, vor allem am Malignen Melanom. Werden die bedrohlichen Hautveränderungen früh entdeckt, lassen sie sich in einer kleinen Operation problemlos entfernen. Seit knapp zwei Jahren soll ein weltweit einmaliges Programm in Deutschland die Früherkennung verbessern. Gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren können sich alle zwei Jahre von speziell geschulten Medizinern vom Scheitel bis zur Sohle untersuchen lassen. Dafür entfällt sogar die Praxisgebühr. 35.000 Haus- und 3.000 Hautärzte haben sich für das Screening fortbilden lassen. In den ersten 21 Monaten nahm ein Viertel der rund 44 Millionen Anspruchsberechtigten das Angebot an.
Keine Panik, wenn der Arzt etwas findet
Selbst wenn der Arzt bei der Untersuchung fündig wird, ist das kein Grund zur Panik. Beim Melanom gebe die Analyse des Gewebes in 19 von 20 Verdachtsfällen Entwarnung, beim hellen Hautkrebs immerhin noch in fünf von sechs Fällen, sagt der Hautarzt Eckhard Breitbart von der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention. Bei dem Vorsorge-Programm wurde über ein Drittel der bestätigten Melanome in jenem Stadium entdeckt, in dem sie noch auf die oberste Hautschicht begrenzt und gut heilbar waren. "Die vielen frühen Diagnosen zeigen den Erfolg des Screenings", sagt Breitbart.
Untersuchung mit Auflichtmikroskop kostet extra
Manche Dermatologen bieten die Untersuchung mit Hilfe eines Spezialgeräts an. Diese Kosten müssen die Patienten allerdings aus eigener Tasche zahlen. "Geschulte Ärzte können verdächtige Hautveränderungen mit bloßem Auge erkennen", sagt Breitbart. Das Honorar von 20 bis 25 Euro für den etwa 15-minütigen Termin hält der Dermatologe für angemessen.
Sorglose Bräune hat einen hohen Preis
Das aufwändige Programm zielt nicht nur auf Früherkennung ab. "Das Screening ist auch eine Aufklärungskampagne, die der Vermeidung von Hautkrebs dient", sagt Breitbart. Die Menschen sollen keine bedingungslose Bräune suchen, sondern auch den schädlichen Einfluss der Sonne berücksichtigen. "Der einzige positive Effekt der UV-Strahlung ist die Anregung der Vitamin-D-Produktion", räumt der Hautarzt ein. "Aber für die Versorgung genügt es, in der warmen Jahreszeit Kopf und Hände 15 Minuten in die Sonne zu halten."
Warnung vor Solarien geht im "Ästhetikwahn" unter
Bei intensiver Strahlung, rät Breitbart, solle man Gesicht und Körper mit Hut und Textilien schützen und Sonnenmilch auf den exponierten Hautflächen üppig dosieren. Weit problematischer als Sonnenbäder bewerten Hautärzte Solarien, in denen sich Umfragen zufolge mehr als fünf Millionen Bundesbürger regelmäßig bräunen. "Selbst der EU-Grenzwert für Solarien von 0,3 Watt pro Quadratmeter entspricht der Sonnenstärke mittags am Äquator", bemängelt Breitbart. "In vielen Sonnenstudios stehen ältere Geräte, die noch drei Mal stärker strahlen." Der Hautarzt Stadler, der regelmäßig auch junge Hautkrebs-Patienten stationär behandelt, bezweifelt, dass derartige Appelle viel Gehör finden: "Angesichts des heutigen Ästhetikwahns sind solche Mahnungen schwierig."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.