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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gefühl von Todesnähe Wie sich das Leben nach einem Herzinfarkt verändert
Die ersten Monate nach dem Herzinfarkt sind mit viel Verunsicherung und vielen Fragen verbunden: Ist mein Leben immer noch in Gefahr? Was ändert sich jetzt für mich? Darf ich noch Sport machen? Warum muss ich Medikamente nehmen?
Wir haben mit einem Kardiologen gesprochen und nachgefragt, worauf Betroffene nach dem Herzinfarkt achten müssen.
"Plötzliches Ereignis mit Todesnähe"
Ein Herzinfarkt ist ein einprägsames Ereignis. Die erlebten Schmerzen, die Hilflosigkeit und die Todesangst sind für viele Betroffene nicht leicht zu bewältigen. Viele fragen sich: Warum gerade ich? Ich dachte, ich bin gesund. "Ein Herzinfarkt macht die eigene Endlichkeit bewusst. Er ist ein plötzliches Ereignis mit Todesnähe. Wie die Betroffenen mit dieser Erfahrung umgehen, ist ganz unterschiedlich und immer auch von der Schwere und den gesundheitlichen Einschränkungen in Folge des Infarkts abhängig", sagt Professor Axel Schmermund, Kardiologe am Cardiolangiologischen Centrum Bethanien (CCB) in Frankfurt am Main und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung e.V.
Anfälligkeit für Depression steigt
Viele Patienten überstehen den Herzinfarkt gut, verarbeiten das Erlebte rasch und finden sich schnell in das Leben nach dem Herzinfarkt ein. Eine wichtige Unterstützung spielt hierbei die Betreuung in einer kardiologischen Rehabilitation. Dort werden die Herzinfarkt-Betroffenen nach der Entlassung aus dem Krankenhaus betreut. Die körperliche Stärkung durch Bewegung, eine Ernährungsberatung hin zu einem herzgesunden Speiseplan, Gewichtskontrolle und bei Rauchern die Tabakentwöhnung spielen hierbei eine ebenso wichtige Rolle wie die psychische Unterstützung.
Doch nicht alle können das Erlebte gut in ihr Leben integrieren. Besonders schwer fällt es, wenn durch den Herzinfarkt größere Bereiche des Herzmuskels nachhaltig beschädigt wurden und die körpereigene Belastbarkeit in Folge stark eingeschränkt ist. "Wer sich auch nach mehreren Monaten nach der Reha schwertut, in seinen Alltag zurückzufinden sollte aufmerksam werden", sagt Schmermund.
"Wenn Sorgen und Ängste weiterhin bestehen, die Situation als sehr belastend und möglicherweise als nicht zu bewältigen empfunden wird, sollten sich Betroffene nicht scheuen, neben der medizinischen Betreuung auch psychologische Hilfe anzunehmen." So könne einer Depression vorgebeugt werden – die keine seltene Folge eines Herzinfarktes ist.
Brauchen Sie eine Auffrischung der Corona-Schutzimpfung?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch Institut (RKI) empfiehlt eine jährliche Auffrischung der Corona-Schutzimpfung für Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Das gilt für Personen ab 60 Jahren, Bewohner von Pflegeeinrichtungen, Personen mit erhöhtem SARS-CoV-2 Infektionsrisiko wie medizinisches und pflegerisches Personal sowie Personen ab 6 Monaten mit relevanten Grunderkrankungen.
Medikamente: Dauertherapie ist notwendig
Eine medikamentöse Dauertherapie ist nach dem Herzinfarkt unverzichtbar. Besonders im ersten Jahr nach dem Herzinfarkt ist das Risiko erhöht, einen zweiten Infarkt zu erleiden. Die verabreichten Medikamente haben das Ziel, die Blutgerinnung zu hemmen und die Ablagerungen in den Gefäßen (Plaques) zu stabilisieren beziehungsweise einer weiteren Verengung der Gefäße vorzubeugen.
"In der Akutphase, also im ersten Jahr nach dem Herzinfarkt, sind Medikamente, welche ein Zusammenklumpen der Blutplättchen verhindern, unverzichtbar. Dazu gehören beispielsweise Medikamente mit dem Wirkstoff Ticagrelor oder Prasugrel", sagt Schmermund. "Die Basis für die Dauerbehandlung bilden Aspirin und ein Cholesterinsenker, häufig ein Statin. Des Weiteren können beispielsweise Beta-Blocker und ACE-Hemmer oder ähnliche Medikamente helfen, die Herzleistung zu stabilisieren. Bei größeren Herzschäden sind weitere Medikamente notwendig."
Sport nach dem Herzinfarkt: Was darf ich jetzt noch?
Welche sportlichen Aktivitäten nach dem Herzinfarkt möglich sind, ist abhängig von der Schwere des Infarkts und den körperlichen Folgen. Entwickelt sich eine schwere Herzschwäche, ist die körperliche Belastbarkeit stark eingeschränkt. Für manche Patienten wird das Einsetzen eines Defibrillators oder gar eine Organtransplantation notwendig.
"In den meisten Fällen wird ein Herzinfarkt aber gut überstanden. Dann können – und sollten Sie – weiterhin sportlich aktiv sein, um Ihr Herz zu stärken", rät Schmermund. "Bereits in der Reha sind viele Patienten wieder sehr leistungsfähig. Hören Sie auf Ihren Körper und nicht allein auf Pulsregeln."
Rauchen nach dem Herzinfarkt "gleicht einem Selbstmord"
Der Kardiologe rät zudem, mit dem Rauchen aufzuhören, um das Risiko für einen ersten oder zweiten Herzinfarkt zu senken. "Rauchen schadet dem Herzen immens", betont Schmermund. "Wird nach dem Herzinfarkt weitergeraucht, gleicht das einem Selbstmord." Der Grund: Die in Zigaretten enthaltenen giftigen Substanzen lassen die Blutplättchen verklumpen. Es droht ein erneuter Gefäßverschluss. Zudem fördern die Toxine Entzündungsprozesse in den Gefäßen.
Der Experte empfiehlt, bereits die Zeit in der Rehabilitation für die Tabakentwöhnung zu nutzen. Nicht nur, dass das Erlebte ein großer Motivator ist, das eigene Leben zukünftig zu schützen. Nach dem Aufenthalt in der Akutklinik hat man bereits die ersten kritischen Tage ohne Zigaretten überstanden und die schlimmsten Entzugserscheinungen überwunden. Wer den Rauchstopp weiter durchhält, hat gute Chancen, dauerhaft rauchfrei zu werden. Nach der Rehabilitation können Raucherentwöhnungskurse eine Unterstützung sein. Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach, ob es Angebote in Ihrer Nähe gibt.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Deutsche Herzstiftung e.V.
- Herzinfarkt-Risiko-Test der Deutschen Herzstiftung e.V.
- gesundheitsinformation.de