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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Experten klären auf Wie gesund sind Kaffee, Wein und Milch für das Herz?
Kaffee am Morgen und Rotwein am Abend: Für viele gehört das zur Lebensqualität. Wie gesund diese und andere Getränke sind, erklären Experten.
Eine gesunde Ernährung unterstützt die Herzgesundheit. Ausgewogen soll sie sein, mit viel frischem Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, pflanzlichen Ölen und Fisch. Doch wie sieht es mit Getränken aus? Gibt es auch hier Empfehlungen?
Schützt Kaffee das Herz?
Kaffee ist das Lieblingsgetränk der Deutschen – das zeigt der durchschnittliche Kaffeekonsum von 475 Tassen pro Jahr. Doch Kaffee sorgt immer wieder für Diskussionen: Die einen schwören auf die anregende Wirkung. Die anderen heben mit Blick auf das enthaltene Koffein den Finger.
"Laut aktueller Studienlage gibt es keinen Hinweis darauf, dass Kaffee negative Effekte auf das Herz hat. Allerdings gibt es auch keine aussagekräftigen Daten, die einen klar positiven Nutzen auf das Herz belegen", sagt Ulrich Laufs, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig.
Wer gerne zwei bis drei Tassen Kaffee pro Tag trinkt, ob in Form von Espresso, Cappuccino, Latte Macchiato oder Filterkaffee, darf ihn auch als Herzkranker weiter genießen. "Man sollte nicht nur das Getränk als solches, sondern den Wohlfühlfaktor betrachten", findet der Kardiologe. "Trinken Sie ohne Stress eine Tasse Kaffee und fühlen sich entspannt und zufrieden dabei, am besten in netter Gesellschaft, ist das für Ihre Gesundheit zuträglich. Das Gleiche gilt auch für den Genuss von Grüntee, Schwarztee und anderen Teesorten."
Stört Kaffee den Herzrhythmus?
Kaffeetrinker haben kein erhöhtes Risiko, an Herzrhythmusstörungen zu erkranken. Das ist das Ergebnis einer Analyse, die Forscher der University of California San Francisco (UCSF) durchgeführt haben. Dafür wertete ein Team um den Kardiologen Gregory Marcus die Daten von rund einer halben Million Menschen aus, die in der UK-Biobank – einer groß angelegten biomedizinische Datenbank des Vereinigten Königreichs – seit 2006 zusammengetragen wurden.
So traten Herzrhythmusstörungen bei Kaffeetrinkern seltener auf. Von 386.258 Kaffeetrinkern mit einem Durchschnittsalter von 56 Jahren wurde bei nur 16.369 eine Herzrhythmusstörung festgestellt – während eines Zeitraums von vier Jahren. Das sogenannte Vorhofflimmern trat dabei am häufigsten auf.
Mehr noch: Die Kardiologen geben ferner an, dass mit jeder zusätzlichen Tasse Kaffee das Risiko für Herzrhythmusstörungen um drei Prozent gesenkt werden könne. Gründe liefert das Forscherteam allerdings nicht. Möglich sei, dass "die antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften von Kaffee […] eine Rolle spielen", schreibt Gregory Marcus.
Die Forscher betonen allerdings, dass weitere Untersuchungen nötig seien. Denn die Analysedaten beruhten komplett auf Selbstangaben. Zudem sei nicht erfasst worden, welche Art von Kaffee die Probanden tranken.
Ist Rotwein oder Weißwein gesünder für das Herz?
Ebenfalls heftig diskutiert werden Rotwein und Weißwein. Bei Rotwein immerhin gibt es Vermutungen, dass dieser dem Weißwein möglicherweise überlegen ist. Die verarbeiteten Kerne und Schalen enthalten sekundäre Pflanzenstoffe wie Polyphenole und Katechine, die als günstig für die Gesundheit eingestuft werden. Doch auch hierfür gibt es dem Experten zufolge keine abschließenden Beweise.
"Wichtig ist, dass Sie Wein – und Alkohol generell – nur in Maßen trinken. Gegen das Glas Rotwein oder Bier am Abend ist in Hinblick auf das Herz nichts einzuwenden", sagt Laufs. Mit einer Einschränkung: Menschen mit hohen Blutfetten sollten auf Alkohol verzichten. Außerdem dürfen die möglichen Folgen von Alkohol auf andere Organe, etwa die Leber, sowie das Suchtrisiko nicht unterschätzt werden.
Steigert Milch das Risiko für Arteriosklerose?
Und wie sieht es mit Milch aus? Schließlich enthält sie, wie andere tierische Produkte, Cholesterin. Zu hohe Cholesterinwerte im Blut fördern Ablagerungen in den Arterien. Hier gibt es dem Kardiologen zufolge ebenfalls keinen Grund zur Sorge. "Wenn Sie in einem normalen Maß Milch verzehren, sind keine negativen Auswirkungen auf das Herz zu befürchten", sagt Laufs. "Für alle Getränke als Teil der Ernährung gilt, dass in Summe die Kalorienzufuhr nicht über dem Kalorienverbrauch liegen soll."
Wie gut ist der Fruchtsaft am Morgen?
Weniger entspannt betrachtet der Experte einen hohen Konsum von zuckerhaltigen Limonaden und Fruchtsäften. Eine dauerhaft zu hohe Zucker- beziehungsweise Fruchtzuckerzufuhr führt schnell zu einem Kalorienplus. Und das ist mit einer Gewichtszunahme verbunden. Wird es zu viel, gerät der Stoffwechsel aus dem Takt. Das gilt insbesondere für Menschen mit Diabetes mellitus und Übergewicht. Damit steigt auch das Risiko für Arteriosklerose.
Mit fortschreitendem Verlauf drohen Herzinfarkt und Schlaganfall. "Das Glas frischgepresster Orangensaft am Morgen ist nicht das Problem. Kritisch wird der Zucker, wenn Sie zum Beispiel jeden Tag mehrere Gläser Cola trinken. Das summiert sich", sagt Laufs. "Gerade bei Jugendlichen erhöht ein verstärkter Limonaden-Konsum das Risiko für Fettleibigkeit. Für die Gesundheit – und das Herz – kann das langfristig gefährlich werden." Auch die Bauchspeicheldrüse ist ständig gefordert, was das Risiko für Diabetes erhöht.
Der Kardiologe betont, dass im Zusammenhang mit einem gesunden Herzen die Wahl der Getränke eine eher untergeordnete Rolle spielt. Es geht vor allem darum, die Gesamtsituation im Blick zu behalten. Einer der größten Risikofaktoren für das Herz ist Rauchen, gefolgt von Bewegungsmangel und Übergewicht. "Wichtiger als einzelne Getränke ist Ihr Lebensstil insgesamt", sagt Laufs. "Das Wichtigste ist: Rauchen Sie nicht und bewegen Sie sich regelmäßig."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Eigene Recherche
- Statista: "Die Deutschen trinken 475 Tassen Kaffee im Jahr"
- University of California San Francisco: "Coffee Doesn’t Raise Your Risk for Heart Rhythm Problems"
- Jama Network: "Coffee Consumption and Incident Tachyarrhythmias"