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Kaliumsalz statt Kochsalz: Schützt "Blutdrucksalz" vor Herzinfarkt und Schlaganfall?


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Schlaganfall vorbeugen
Dieses Salz hilft, die Gefäße zu schützen


Aktualisiert am 14.03.2023Lesedauer: 3 Min.
Im Gegensatz zu herkömmlichem Speisesalz treibt Kaliumsalz den Blutdruck nicht in die Höhe.Vergrößern des Bildes
Im Gegensatz zu herkömmlichem Speisesalz treibt Kaliumsalz den Blutdruck nicht in die Höhe. (Quelle: apodiam / Getty Images)
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Zu viel Kochsalz erhöht das Risiko für Bluthochdruck und Gefäßschäden. Kaliumsalz als Ersatz könnte das Risiko für Schlaganfall und Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken.

Unsere salzreiche Ernährung hat gravierende gesundheitliche Folgen wie Bluthochdruck. Damit steigt auch das Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen sowie für Schlaganfall.

Studien zeigen, dass die Verwendung von Kaliumsalz (Kaliumchlorid) anstelle von Kochsalz (Natriumchlorid) zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen könnte. Denn Kalium unterstützt den Körper, überschüssiges Salz wieder auszuscheiden und hilft so, den Blutdruck zu senken.

Sinkender Blutdruck und weniger Tote

Eine chinesische Studie von 2021 mit rund 21.000 Teilnehmern konnte nachweisen, dass Kochsalz, das mit einem hohen Anteil an Kaliumchlorid angereichert ist, das Risiko für Herzerkrankungen und einen verfrühten Tod senkt.

Um zu diesem Ergebnis zu kommen, war das Forscherteam um Forscher Xuejun Yin folgendermaßen vorgegangen: Ein Teil der Studienteilnehmer verwendete normales Kochsalz (100 Prozent Natriumchlorid) als Würzmittel, die restlichen Studienteilnehmer dagegen würzten ihre Speisen mit einer speziellen Salzmischung, die zu 75 Prozent aus Natriumchlorid und 25 Prozent aus Kaliumchlorid bestand.

In den folgenden fünf Jahren war bei den Konsumenten des Spezialsalzes das Schlaganfallrisiko um 14 Prozent geringer als bei der Kochsalz-Gruppe. Schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall sowie Todesfälle jeglicher Ursache waren in der Salzersatzgruppe ebenfalls deutlich seltener.

Kalium und seine Funktion im Körper

Kalium ist ein wichtiger Mineralstoff für den Körper. Neben Natrium und Chlorid ist es von Bedeutung für den Wasserhaushalt. Kalium ist auch wichtig für die Weiterleitung von Nervenimpulsen, für die Muskelarbeit, die Herzfunktion und die Blutdruckregulierung. Der Großteil des Mineralstoffs befindet sich in den Zellen unserer Muskeln.

Eine Studie am George Institute for Global Health in Newtown (Australien), die im August dieses Jahres veröffentlicht wurde, bestätigt: Der Ersatz von Kochsalz durch Kaliumchlorid-haltiges Salz hilft, den Blutdruck zu senken. Der Salzersatz war mit einer um 11 Prozent geringeren Gesamtsterberate assoziiert. Die Sterblichkeit infolge eines kardiovaskulär bedingten Ereignisses war um 13 Prozent reduziert, das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko dagegen um 11 Prozent.

Ersatz von Kochsalz durch Kaliumsalz ist schwierig

Ist es also sinnvoll, bei der Zubereitung von Speisen Kaliumsalz statt Kochsalz zu verwenden? Professor Hans Hauner, Direktor des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin an der Technischen Universität München, ist skeptisch.

"Kochsalzersatzprodukte wie Kaliumchlorid kommen aufgrund des metallischen Nachgeschmacks nicht so gut beim Verbraucher an. Hinzu kommt der höhere Preis, der deutlich über dem von herkömmlichem Kochsalz liegt." Das gelte auch für Mischformen aus Kaliumchlorid und Natriumchlorid, die auch bei den genannten Studien verwendet wurden. Vom Geschmack her seien sie zwar akzeptabel, hätten sich aber bisher nicht durchgesetzt.

(Quelle: privat)

Professor Dr. Hans Hauner ist Ernährungsmediziner und Direktor des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin an der Technischen Universität München. Im wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung ist er ebenfalls Mitglied.

Allerdings hätte die chinesische Studie dazu beigetragen, dass sich die Nachfrage nach Salzersatzprodukten erhöht habe. Ob sich diese jedoch auf dem deutschen Lebensmittelmarkt durchsetzen werden, bezweifelt der Experte. Zudem stelle sich die Frage, ob man die Daten aus China, die aus der ländlichen Bevölkerung stammten, ohne Einschränkungen auf die westliche Wohlstandsgesellschaft übertragen könne.

Kochsalz einsparen und den Blutdruck senken

"Dass Bluthochdruck ein zentraler Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Krankheiten und auch für Schlaganfall ist, ist schon lange bekannt. Daher gibt es auch die Empfehlung, den Salzkonsum zu reduzieren, der weltweit viel zu hoch ist", sagt Hauner.

Richtwerte für Kochsalz: Wie viel ist gesund?

Für die Speisesalzzufuhr hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) einen Orientierungswert von bis zu 6 Gramm Speisesalz pro Tag angegeben. Das entspricht in etwa einem Teelöffel. Wenn Speisesalz verwendet wird, dann sollte es mit Jod und Fluorid angereichert sein.

Salzersatzprodukte allein könnten das Problem aber nicht lösen, so der Mediziner. Es gebe andere Mittel, um den Natriumchlorid-Gehalt in der Ernährung zu senken: "Sowohl Verbraucher als auch die Lebensmittelindustrie sollten sensibilisiert werden, weniger Kochsalz zu verwenden."

Salzgehalt gesetzlich regulieren: Ist das sinnvoll?

Neben Aufklärungsmaßnahmen könnten hierbei auch gesetzliche Regelungen für die Lebensmittelindustrie sinnvoll sein. In einigen Ländern wie beispielsweise England werde das bereits bei industriell verarbeiteten Produkten wie Wurstwaren, Käse oder Fertiggerichten praktiziert. "Durch die Herstellung natriumärmerer Produkte lässt sich der Salzkonsum erheblich reduzieren", sagt Hauner.

Der Experte könnte sich auch für Deutschland ein ähnliches Modell vorstellen. Hierzulande sei der Kochsalzanteil in Brot besonders hoch. Er liege weit über den Werten in Nachbarländern wie Frankreich und Italien. Die Einführung gesetzlicher Maximalwerte für das Salzen von Brotteig könnte daher sinnvoll sein.

Vorsicht bei Chips, Salami und salzigem Käse

"Besonders schlimm sind salzige Snacks wie zum Beispiel Chips", sagt Hauner. Nach Auffassung des Experten könnte es sinnvoll sein, bei der Herstellung der Produkte Kaliumchlorid zuzusetzen und damit den Kochsalzanteil zu reduzieren. Grundsätzlich sollte man sich jedoch fragen, ob man solche Lebensmittel überhaupt braucht. Denn sie enthalten nicht nur zu viel Salz, sondern sind obendrein auch fettreich.

"Aber auch in vielen Wurst- und Käsesorten sowie geräucherten Produkten steckt zu viel Salz", sagt Hauner. Hier sei Vorsicht geboten. Verbraucher sollten bei diesen Produkten den Gehalt an Natriumchlorid im Auge behalten und gegebenenfalls salzreichen, geräucherten Schinken durch milderen Kochschinken ersetzen.

Salzärmer essen: Worauf Verbraucher achten sollten

"Grundsätzlich sollte der Verbraucher darauf achten, salzärmere Produkte zu kaufen", sagt Hauner. Das gelte nicht nur für Menschen mit Gefäß- und Herzerkrankungen, sondern auch für Gesunde. Wer wissen möchte, wie hoch der Salzgehalt in verarbeiteten Lebensmitteln sei, könne sich bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung oder beim Bundeszentrum für Ernährung informieren, auf deren Internetseiten entsprechende Tabellen veröffentlicht sind.

Beim Würzen und Verfeinern von Speisen hat Hauner folgenden Tipp: "Verwenden Sie einfach salzarme Würzmischungen und frische Kräuter. Dadurch lässt sich der Salzkonsum erheblich verringern."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • www.nejm.org: "Salt Substitute and Cardiovascular Events and Death", in: The New England Journal of Medicine (NEJM), 23.12.2021
  • www.dge.de: "Ausgewählte Fragen und Antworten zu Kalium". Onliune-Informationen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, abgerufen am 17.10.2023
  • www.dge.de: "Ausgewählte Fragen und Antworten zu Speisesalz", Online-Informatiponen der der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, abgerufen am 17.10.2023
  • www.gesundheit.gv.at: "Kalium". Online-Informationen des öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs, abgerufen am 16.10.2023
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