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Süßungsmittel bei Diabetes – sinnvoll oder riskant?


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Xylit, Stevia & Co.
Süßungsmittel bei Diabetes – sinnvoll oder riskant?


04.12.2024 - 07:11 UhrLesedauer: 3 Min.
Stevia ist nicht nur als Tablette, sondern auch als Pulver, flüssiger Extrakt und in getrockneter Form erhältlich.Vergrößern des Bildes
Das Süßungsmittel Stevia ist nicht nur als Tablette, sondern auch als Pulver, flüssiger Extrakt und in getrockneter Form erhältlich. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Süßstoffe scheinen bei Diabetes eine gute Alternative zu Haushaltszucker zu sein. Sie sind kalorienarm und zuckerfrei. Doch sind sie unbedenklich?

Die Liste der Süßstoffe ist lang. Acesulfam K, Aspartam, Cyclamat, Saccharin, Sucralose, Xylit, Sorbit oder Steviolglycoside, auch "Stevia" genannt, werden Diabetikern oft als Zuckeralternative empfohlen. Die Vorteile scheinen auf der Hand zu liegen: Süßstoffe enthalten keinen Zucker, sollen den Blutzuckerspiegel nicht beeinflussen und enthalten so gut wie keine Kalorien. Dennoch sollte man sie in Maßen konsumieren, sonst riskiert man unangenehme Begleiterscheinungen.

Was sind Süßungsmittel?

Süßungsmittel gehören zu den Zusatzstoffen. Angaben der Verbraucherzentrale NRW e. V. zufolge kann die Süßkraft von Süßstoffen 30- bis 37.000-fach höher sein als die von Haushaltszucker. Man unterscheidet zwischen Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen. Zu den Süßstoffen gehören Acesulfam K, Aspartam, Cyclamat, Saccharin, Sucralose, und Steviolglycoside aus Stevia. Zu den Zuckeraustauschstoffen gehören unter anderem Sorbit, Mannit, Maltit, Xylit und Erythrit.

Süßungsmittel und Verdauungsprobleme – ein häufiges Thema

Auch wenn Süßungsmittel kaum Kalorien enthalten und nur einen geringen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel haben, sollte man sie besser nicht im Übermaß verzehren. Vor allem Zuckeraustauschstoffe können Verdauungsprobleme verursachen. "Für Gesunde und Diabetiker gilt gleichermaßen, dass eine zu hohe Aufnahme zu Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall führen kann", warnt Diplom-Ökotrophologin Brigitte Neumann aus Uttenreuth. "Manche Menschen reagieren bereits auf geringe Mengen empfindlich. Süßstoffe hingegen hinterlassen bei vielen Menschen einen eher bitteren Nachgeschmack auf der Zunge."

Süßungsmittel als Zuckerersatz bei Diabetes

Der Nutzen von Süßungsmitteln für Diabetiker wird immer wieder diskutiert. Neben den geringen Effekten auf den Blutzuckerspiegel sollen Süßungsmittel bis zu einem gewissen Maß auch Gewichtsproblemen entgegengenwirken können. Limonaden, Schokolade und Kekse mit Süßungsmittel sind für zuckerkranke Menschen deshalb so attraktiv, weil sie zuckerfrei sind und den Blutzuckerspiegel kaum beeinflussen. Was die Kaloriengesamtbilanz angeht, lohnt sich allerdings der Blick auf die Nährwerttabelle: So manches Lebensmittel hat zwar weniger oder keinen Zucker, enthält dafür aber umso mehr Fett.

"Bis zu 20 Gramm Zuckeraustauschstoffe oder auch bis zu fünf Süßstoffperlen (entsprächen 20 Gramm Zucker) gelten als eher unbedenklich. Doch weisen Studien auf eine möglicherweise krebserregende Wirkung, Heißhungerattacken, ungünstige Effekte auf das Darmmikrobiom, Verdauungsbeschwerden und mögliche Risiken für das Herz-Kreislauf-System hin. Deshalb wäre es empfehlenswert, den Fokus auf eine allgemein gesunde Ernährung und Lebensweise zu legen und den Verzehr von Süßungsmitteln so gering wie möglich zu halten", rät Neumann.

Diplom-Oecotrophologin Brigitte Neumann
(Quelle: privat)

Zur Person

Brigitte Neumann ist Diplom-Ökotrophologin aus Uttenreuth. Die freiberufliche Ernährungswissenschaftlerin ist in der Erwachsenenbildung tätig. Sie hält unter anderem Vorträge in Schulen und Firmen und arbeitet mit Verbänden, Institutionen, Krankenkassen und Ärzten zusammen.

Süßungsmittel: Keine gesunde Alternative zum Haushaltszucker

Die Verbraucherzentrale NRW e. V. empfiehlt Diabetikern ebenfalls, sich an die allgemeinen Ernährungsempfehlungen zu halten und bei Bedarf die Beratung durch eine qualifizierte Ernährungsfachkraft in Anspruch zu nehmen. Auch wenn Süßungsmittel vor der Zulassung einer Sicherheitsbewertung unterzogen werden, stünden sie doch immer wieder in der Diskussion. Da weiterhin großer Forschungsbedarf besteht, lautet das Fazit der Verbraucherschützer: Süßungsmittel sind "keine gesündere Alternative zum klassischen Haushaltszucker. Wollen Sie gesünder leben, reduzieren Sie den Zuckerkonsum, um so die Süßschwelle nach und nach zu senken".

Süßungsmittel machen Lust auf mehr

Süßstoffe bergen ein unterschätztes Risiko: Durch die hohe Süßkraft kurbeln sie die Lust auf Naschereien oft erst richtig an. So mancher kennt es vielleicht: Nach einer Limo mit Süßstoffen kommt kurze Zeit später die Lust auf Schokolade, oder der Tee mit Süßstoff lässt den Magen lautstark knurren. "Wer weniger süß isst, kann das Verlangen nach dem süßen Geschmack Stück für Stück reduzieren. Die Verlockung von Snacks nimmt ab und Heißhunger wird weniger. Je mehr Süßes wir essen, desto stärker wird der Süßhunger gefüttert", sagt Neumann.

Wer an der einen Stelle Zucker einspart und gegen Süßungsmittel austauscht, an anderer Stelle aufgrund appetitanregender Effekte aber mehr isst, hat keinen Vorteil. Es ist nicht abschließend geklärt, was der süßstoffsüße Geschmack mit dem Hunger- und Sättigungsgefühl macht.

Studienlage zu Süßungsmitteln unklar

Die aktuelle Studienlage zur gesundheitlichen Wirkung von Süßungsmitteln reicht laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nicht aus, um eine abschließende gesundheitliche Risikobewertung vorzunehmen. Aus Sicht des BfR kann nach Auswertung der vorliegenden Studien keine eindeutige Aussage darüber getroffen werden, ob der Verzehr von süßungsmittelhaltigen Getränken das Risiko für bestimmte neurodegenerative Krankheiten erhöht oder die Darmflora in klinisch bedeutsamem Maße beeinflusst. Auch sei nach derzeitigem Stand des Wissens nicht klar, ob Risikogruppen wie Kinder, Schwangere oder Personen mit bestimmten Vorerkrankungen stärker von möglichen negativen Effekten der Süßungsmittel betroffen wären.

"In der Mehrheit der Studien wurde kein negativer Effekt der betrachteten Süßstoffe auf den Stoffwechsel (Blutzucker, Insulinsekretion, Insulinsensitivität) beobachtet", schreibt das BfR in seiner Stellungnahme. Dennoch gibt es Auswertungen, die andeuten, dass der süße Geschmack von Süßungsmitteln die Insulinausschüttung möglicherweise ankurbeln könnte. Weitere Forschung ist notwendig. "Man kann davon ausgehen, dass Sie keine gesundheitlichen Risiken fürchten müssen, wenn Sie hin und wieder Süßungsmittel verzehren", sagt Neumann.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • diabetesde.org: "Fakten über Süßstoffe". Online-Information der Deutschen Diabetes Hilfe. (Stand: Aufgerufen am 18. November 2024)
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