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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wenn die Akkus leer sind Burn-out oder Depression? So gelingt die Unterscheidung

Die Symptome eines Burn-outs und einer Depression ähneln sich. Wann sind welche Symptome vorherrschend und welche Warnsignale gibt es?
Inhaltsverzeichnis
- Burn-out: keine klaren Diagnosekriterien
- Drei Anzeichen eines Burn-outs
- Erholung im Urlaub: Hinweis auf einen Burn-out
- Depression: tiefe Hoffnungslosigkeit ohne Erholung
- Mögliche Ursachen einer Depression
- Suizidgefahr bei einer Depression
- Menschen mit Burn-out oder Depression brauchen professionelle Hilfe
- Wann mit Erschöpfung zum Arzt?
Lebensphasen, in denen man sich bedrückt, traurig und überfordert fühlt, kennt fast jeder Mensch. Werden Traurigkeit, Antriebslosigkeit, Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit zum ständigen Begleiter, sollten betroffene Personen aufmerksam werden. Dann kann ein Burn-out oder eine Depression die Ursache sein. Doch wie unterscheiden sie sich? Ein Experte erklärt es.
Burn-out: keine klaren Diagnosekriterien
Es gibt keine international akzeptierte Diagnose Burn-out und auch keine klaren Diagnosekriterien. Eine Einordnung ist daher nicht ganz einfach. In der Regel verstehen Fachleute unter einem Burn-out einen Zustand anhaltender, großer körperlicher und psychischer Erschöpfung. Die WHO beschreibt Burn-out als Syndrom aufgrund von "chronischem Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet wird".
Ein Burn-out kann sich in allen Berufsgruppen, aber auch im privaten Umfeld entwickeln. Zum Beispiel aufgrund der aufopfernden Pflege von Angehörigen oder wenn eine Person in der Familie aus einem anderen Grund anhaltend starker Belastung ausgesetzt ist.
Drei Anzeichen eines Burn-outs
Als die drei Hauptsymptome eines Burn-outs gelten:
- emotionale Erschöpfung/rasche Ermüdung
- Depersonalisierung/Distanzierung/Zynismus
- verringerte Leistungsfähigkeit/Gefühl, nicht zu genügen
Die tiefe Erschöpfung ist meist begleitet von innerer Unruhe, Gereiztheit, Schlafstörungen, aber auch von Gefühlen der Überforderung und Überlastung. Diese Symptome sind für die Betroffenen stark belastend. Sie haben das Gefühl, ihren Alltag immer weniger bewältigen zu können, immer weniger leistungsfähig zu sein. Das Gefühl innerer Leere nimmt zu.
"Die genannten Symptome treten auch bei einer Depression auf. Der Unterschied zwischen einem Burn-out und Depression liegt darin, wie intensiv sich die Symptome zeigen und ob eine Erholung möglich ist oder nicht", erklärt Armin Rösl, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Depressionsliga e. V.

Zur Person
Armin Rösl ist stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Depressionsliga e. V. Der Journalist hatte im Jahr 2010 eine schwere depressive Episode. Seit 2015 engagiert er sich öffentlich zum Thema Depression.
Erholung im Urlaub: Hinweis auf einen Burn-out
Bei einem Burn-out berichten Betroffene in der Regel, dass es ihnen besser geht, wenn sie Abstand zu den Stressoren bekommen, etwa wenn sie einen längeren Urlaub machen. Dann empfinden sie Erholung und bemerken meist auch eine Verbesserung der Symptome. Anders sieht das bei einer Depression aus. Hier ist die Möglichkeit der Regeneration nicht gegeben. Bei einer Depression wird ein Urlaub meist als belastend empfunden.
"Ein Urlaub sorgt bei einer Depression vielfach für Stress. Die Betroffenen sind nicht mehr in ihrem sicheren Umfeld. Vieles ist nicht klar planbar oder strukturierbar. Der seelische Zustand kann in einer fremden Umgebung von den Betroffenen als noch unerträglicher erlebt werden als zu Hause. Es findet keine Erholung statt", erklärt Rösl.
Depression: tiefe Hoffnungslosigkeit ohne Erholung
Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, können sich selten allein von ihrer gedrückten Stimmung, den negativen Gedanken und der Antriebslosigkeit befreien. Sätze wie "Denke positiv", "Ist doch alles nicht so schlimm" oder "Reiß dich zusammen" helfen nicht weiter und führen nur dazu, dass sich Betroffene in ihrem Leid nicht gesehen und verstanden fühlen. Eine Depression ist laut der Stiftung Deutsche Depressionshilfe unter anderem durch zwei Hauptsymptome gekennzeichnet:
- gedrückte, depressive Stimmung
- Interessen- oder Freudlosigkeit
Mögliche Zusatzsymptome sind:
- Antriebsmangel beziehungsweise erhöhte Ermüdbarkeit
- verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
- Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit
- vermindertes Selbstwertgefühl
- Hoffnungslosigkeit in Bezug auf die Zukunft
- Suizidgedanken/-handlungen
- Schlafstörungen
- veränderter Appetit
- psychomotorische Unruhe oder Verlangsamung
Treten mindestens fünf Symptome auf, davon mindestens ein Hauptsymptom über mehr als zwei Wochen, deutet das auf eine Depression hin. Betroffene sollten sich ärztliche Hilfe holen.
Mögliche Ursachen einer Depression
Meist gibt es nicht den einen Auslöser einer Depression. In den meisten Fällen entwickelt sich eine Depression aus einem Zusammenspiel verschiedener Einflüsse. Manche Menschen haben eine gewisse Veranlagung, zu erkranken. Ungleichgewichte im Bereich der Stresshormone sowie der Botenstoffe in bestimmten Hirnregionen spielen ebenfalls eine Rolle. Frühere traumatische Erfahrungen, akutes Verlusterleben sowie chronische Überlastung im privaten oder beruflichen Bereich können ebenfalls dazu beitragen, dass sich eine Depression entwickelt.
Zu den möglichen Auslösern einer Depression gehören vielfach Verlusterlebnisse wie der Tod eines geliebten Menschen, eine Scheidung oder die Kündigung der Arbeitsstelle. Auch anhaltende Konflikte mit geliebten Menschen, ein Umzug oder eine Schwangerschaft oder Geburt können eine Depression verursachen. "Möglich ist auch, dass sich aus einem Burn-out eine Depression entwickelt", sagt Rösl.
Suizidgefahr bei einer Depression
Im Gegensatz zum Burn-out lässt sich sagen, dass eine Depression noch tiefer in die Handlungsunfähigkeit, Ausweglosigkeit und Hoffnungslosigkeit geht. Betroffene schaffen es häufig nicht mehr, aus dem Bett aufzustehen. Sie vernachlässigen die Körperpflege, können alltägliche Aufgaben wie Einkaufen nicht mehr bewältigen und haben nicht mehr die Kraft, den Kontakt zur Familie und Freunden aufrechtzuerhalten. Zudem haben Menschen mit einer Depression oft erhebliche Schuldgefühle. Das kann so weit gehen, dass sie glauben, ihrem Umfeld ginge es besser, wenn es sie nicht gäbe. In einem fortgeschrittenen Stadium können Suizidgedanken und Suizidhandlungen hinzukommen.
Menschen mit Burn-out oder Depression brauchen professionelle Hilfe
"Eine Depression ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die erhebliches Leid verursacht. Sie bedarf in jedem Fall einer konsequenten Behandlung", betont Rösl. "In der Regel werden Psychotherapie und die Einnahme von Antidepressiva für die Therapie kombiniert. Vielen Menschen kann so geholfen werden."
Auch bei einem Burn-out kann eine Psychotherapie helfen. Sie kann dabei unterstützen, die aktuelle Lebenssituation genauer anzuschauen, die belastenden Faktoren einzugrenzen und Lösungsstrategien zu erarbeiten. Professionelle Hilfe ist auch dann wertvoll, um größere Veränderungen aus dem Burn-out heraus zu begleiten, etwa eine berufliche Neuorientierung oder eine Umstrukturierung familiärer Situationen.
Wann mit Erschöpfung zum Arzt?
Bei anhaltend und zunehmend gedrückter und trauriger Stimmung sowie Erschöpfung sollte man aufmerksam werden. Das gilt besonders dann, wenn man sich trotz Pausen, Auszeit, Entspannungsmaßnahmen und weiteren Anpassungen im Alltag nicht besser fühlt. Dann ist ein Arztbesuch für eine professionelle Diagnose dringend anzuraten.
"Fachärzte für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie können eine psychische Erkrankung diagnostizieren und eine zielgerichtete Behandlung empfehlen. Der erste Weg führt in der Regel über den Hausarzt", sagt Rösl.
- depressionsliga.de: "Burnout/ Erschöpfungsdepression". Online-Information der Deutschen Depressionsliga e. V. (Stand: Aufgerufen am 21. Februar 2025)
- depressionsliga.de: "Depression. Symptome & Ursache". Online-Information der Deutschen Depressionsliga e. V. (Stand: Aufgerufen am 21. Februar 2025)
- deutsche-depressionshilfe.de: "Nur erschöpft oder wirklich krank?" Zur Begriffsverwirrung von Depression und Burnout. Online-Information (PDF) der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. (Stand: Aufgerufen am 21. Februar 2025)
- deutsche-depressionshilfe.de: "Diagnose der Depression" Zur Begriffsverwirrung von Depression und Burnout. Online-Information (PDF) der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. (Stand: Aufgerufen am 21. Februar 2025)
- deutsche-depressionshilfe.de: "Wie entsteht eine Depression?" Zur Begriffsverwirrung von Depression und Burnout. Online-Information (PDF) der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. (Stand: Aufgerufen am 21. Februar 2025)
- gesundheitsinformation.de: "Was ist ein Burnout?". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 13. Dezember 2023)
- gesundheitsinformation.de: "Depression". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 13. Dezember 2023)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.