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Corona-Risiko: Warum haben wir keine Angst vor privaten Kontakten?


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Corona-Risiko
Wie riskant sind private Treffen in der Pandemie?

Eine Kolumne von Ulrike Scheuermann

Aktualisiert am 16.11.2020Lesedauer: 3 Min.
Familie: Viele fürchten sich nicht so sehr vor einer Ansteckung im engsten Kreis.Vergrößern des Bildes
Familie: Viele fürchten sich nicht so sehr vor einer Ansteckung im engsten Kreis. (Quelle: Westend61/imago-images-bilder)
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Seit November gelten schärfere Corona-Maßnahmen. Trotzdem treffen sich viele Deutsche weiterhin mit Familie und Freunden – ohne Abstands- und Hygieneregeln zu beachten. Warum ist das so?

Es fällt uns schwer, die Menschen, die uns nahestehen und die uns sympathisch sind, als Risiko zu betrachten. Aber gerade im privaten Bereich kommt es zu vielen Covid-19-Ansteckungen, die weite Kreise ziehen.

Was heißt das für uns aus psychologischer Sicht?

Dass wir Familie und Freunde nicht als gefährlich für uns einschätzen, kann zurzeit wohl jeder bei sich selbst und anderen beobachten. Die letzte repräsentative Cosmo-Studie zum aktuellen Covid-19-Ausbruchsgeschehen von Ende Oktober belegt nun auch wissenschaftlich: Menschen halten sich im privaten Umfeld weniger an die AHA-Regeln. Dadurch ist das Risiko, sich anzustecken, bei privaten Treffen besonders hoch.

So gab etwa bei der Cosmo-Befragung nur ein Drittel der Befragten an, dass sie bei privaten Treffen mit mehr als zehn Personen eine Maske getragen haben – bei beruflichen Terminen waren es zwei Drittel. Nur die Hälfte berichtete, bei größeren privaten Treffen die Abstandsregeln eingehalten zu haben – im Job waren es dagegen drei Viertel.

Dieses Verhalten vor allem bei privaten Kontakten ist zwar unvorsichtig, aber nachvollziehbar, wenn man weiß, wie die menschliche Psyche seit Jahrmillionen funktioniert.

Vertrauen ist normalerweise richtig und gesund

Schon immer haben Menschen, die zu einer Gruppe gehören, sich vertraut und sicher miteinander gefühlt. Das war bisher gut und richtig, denn so werden Kooperation, gegenseitige Hilfe und das Zusammenstehen als Gemeinschaft gefördert. Während der Corona-Pandemie wird dieses Prinzip auf den Kopf gestellt. Mit einem Mal ist die nächste auch die potenziell gefährlichste Person, weil sie aufgrund der körperlichen Nähe anstecken kann.

Körperliche Nähe = Trost, Freude und Liebe

Wir müssen auch bei jedem privaten Treffen Abstand halten. Das ist eine der größten Herausforderungen der Pandemie. Bei Hochzeiten, Trauerfeiern, Weihnachten oder einfach bei einem Besuch bei der Mutter heißt es jetzt, sich nicht zu umarmen, nicht mit Küsschen zu begrüßen, weit auseinander zu sitzen im Gespräch.

Aber die körperliche Nähe hat für uns eine wichtige Funktion. Wir bekunden gegenüber Menschen, die uns nahestehen, mittels Berührungen unsere Gefühle von Sympathie und Liebe, Verbundenheit und Mitfreude, Mitgefühl und Trost.

Schutz vor Ansteckung im privaten Kreis

Mit diesen Tipps können Sie sich vor Corona-Ansteckungen besser schützen:

  • Erinnern Sie sich ständig an die AHA-Regeln, auch wenn das sehr herausfordernd ist.
  • Stellen Sie selbst soziale Normen auf: Wir können uns gegenseitig zum richtigen Verhalten motivieren. Denn wenn man merkt, dass jeder sich an die Regeln hält, wird es leichter für alle, mitzumachen.
  • Sprechen Sie vor einem privaten Treffen ab, wie Sie sich verhalten wollen. Die sozialen Normen werden also vorab verabredet.
  • Es gibt Alternativen zur körperlichen Berührung, zum Beispiel Trost und Mitgefühl mithilfe von Mimik, Nachfragen, mitfühlender Stimme und Gesten auf Distanz auszudrücken. Das kann eine Art von seelischer Berührung darstellen.
  • Ebenso helfen auch längere und tiefergehende Gespräche, sich seelisch-emotional zu berühren. Statt über den Alltag mit oberflächlichen Neuigkeiten kann man sich gegenseitig seine Zuneigung bekunden und sich mit seinen Gefühlen mitteilen, ruhig auch den schwierigen wie Ärger, Angst, Enttäuschung oder Bitterkeit. Wenn wir solche Gefühle mit jemandem teilen, entsteht oft eine tiefere Verbundenheit – auch ohne körperliche Nähe.
  • Wenn Ihnen jemand körperlich zu nahekommt, erklären Sie freundlich und in Ich-Form, was Sie möchten. Erzählen Sie dabei von den eigenen Gefühlen und Erfahrungen: "Ich habe große Sorge, mich anzustecken, weil ich viele Leute mit einem schweren Krankheitsverlauf kenne. Mir ist es deshalb wichtig, genug Abstand zu halten."
  • Abweisend und unhöflich wirkt es dagegen, wenn man jemanden unvermittelt anfaucht "Mehr Abstand!" oder lediglich körpersprachlich seinen Abstandswunsch zeigt, indem man zum Beispiel drei Schritte zurückgeht. Ohne zusätzliche Erklärung wird das als Ablehnung empfunden.

Immer bleibt Ihnen die Entscheidung, private Treffen ausfallen zu lassen und auf bessere Zeiten zu verschieben – wenn Sie schon vorher ahnen, dass es Ihnen nicht gelingen wird, auf Abstand zu bleiben.

Aufgeschoben ist tatsächlich nicht aufgehoben – dieser Gedanke hilft Ihnen im Moment über Enttäuschungen hinweg.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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