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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gesundheit Wenn das Gedächtnis plötzlich versagt
Die Erinnerung an das eben Geschehene ist wie ausradiert und das Gehirn schafft es über mehrere Stunden nicht, neue Informationen zu speichern: Eine solche Kurz-Amnesie ist beunruhigend und für die meisten Angehörigen dramatisch, aber nicht immer gefährlich. "Ein solches Ereignis erinnert zwar an Alzheimer, hat aber mit Demenz nichts zu tun", sagt Neurologe Dr. Thorsten Bartsch von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Das sind die Auslöser der Transienten Globalen Amnesie (TGA).
Erinnerungsvermögen komplett ausgeschaltet
Die TGA trifft jährlich etwa 4000 bis 8000 Menschen, die meisten davon zwischen 50 und 70 Jahren. Typisch für die vorübergehende Gedächtnisstörung ist, dass das Kurzzeitgedächtnis von einem auf den anderen Moment wie ausgeschaltet ist. Betroffene können sich nicht erinnern, wie sie an den aktuellen Ort gekommen sind, und was sie gerade gemacht haben. Für mehrere Stunden sind sie nicht in der Lage, sich irgendetwas zu merken. "Es ist so, wie wenn man bei einem Computer die Festplatte herauszieht", sagt Thorsten Bartsch.
Nach 24 Stunden ist das Gedächtnis wieder da
Das Verblüffende an dem Phänomen, das Mediziner auch "amnestische Episode" nennen: Betroffene können komplexe Handlungen ausführen - wie zum Beispiel Einparken -, erinnern sich aber eine Sekunde später nicht mehr daran. Nach spätestens 24 Stunden ist der Spuk vorbei, das Gehirn arbeitet wieder wie gewohnt. "Einige Betroffene fühlen sich noch einige Tage lang erschöpft", sagt Bartsch. Das Gedächtnis funktioniere aber wieder einwandfrei.
Sex oder Sport können TGA auslösen
Auch Ärzte sind bei einer TGA oft ratlos. Bei etwa der Hälfte der Fälle wird die Ursache nie geklärt. Bei der anderen Hälfte geht der plötzlichen Amnesie eine starke körperliche oder psychische Belastung voraus. "Häufig ist der Auslöser eine körperliche Anstrengung in gebückter Haltung, wie zum Beispiel Gartenarbeit oder das Abschleifen eines Bodens", sagt Bartsch. Auch emotionale Belastungen, ein Sprung ins kalte Wasser oder Geschlechtsverkehr können eine Kurz-Amnesie auslösen. Warum ein solches Ereignis die heftigen Gedächtnisausfälle verursacht, ist allerdings nicht bekannt. In Gehirnscans sind nur minimale, vorübergehende Veränderungen feststellbar.
Das Gehirn erholt sich wieder vollständig
So beunruhigend eine vorübergehende Amnesie ist - gefährlich ist sie nicht. Das Gehirn erholt sich wieder und die Erinnerung kehrt - gelegentlich mit einer kleinen Lücke - zurück. Weder das Alzheimer- noch das Schlaganfallrisiko ist nach einer TGA erhöht. Allerdings sollte ärztlich abgeklärt werden, ob eine andere Hirnerkrankung dahinter steckt. "In seltenen Fällen kann ein epileptischer Anfall ähnliche Symptome verursachen", erklärt Thorsten Bartsch. Auch ein Schlaganfall, eine Gehirnerschütterung oder eine Gehirnentzündung können mit einer Amnesie einhergehen. Der typische Verlauf einer TGA, bei der das Erinnerungsvermögen vollständig wiederkehrt, sei aber für einen Neurologen gut zu erkennen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.