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Bundesregierung stockt Notfallvorrat an Jodtabletten auf


Vorkehrung für nuklearen Unfall
Bundesregierung stockt Notfallvorrat an Jodtabletten auf

Von t-online, jb

22.08.2019Lesedauer: 2 Min.
Jodtabletten auf Radioaktivitätswarnschild: Das Medikament wird bei einem nuklearen Unfall eingenommen. (Symbolbild)Vergrößern des BildesJodtabletten auf Radioaktivitätswarnschild: Das Medikament wird bei einem nuklearen Unfall eingenommen. (Symbolbild) (Quelle: Steinach/imago-images-bilder)

Das Bundesamt für Strahlenschutz hat Millionen Jodtabletten zur Aufstockung seines Notfallvorrats bestellt. Warum wird diese große Menge jetzt geordert – und was bedeutet das für Sie?

50 Millionen Packungen Kaliumiodid-Tabletten: So viele Einheiten des Medikaments soll die Bundesregierung laut einem Bericht des Österreichischen Rundfunks (ORF) bei einem Pharmakonzern aus Österreich bestellt haben. Grund für die Bestellung sei die Aufstockung des Notfallvorrats an Kaliumiodid-Tabletten im Bundesamt für Strahlenschutz, bestätigt Andreas Gasser, Prokurist des Konzerns, in dem Bericht des ORF.

Wofür werden Kaliumiodid-Tabletten benötigt?

Normalerweise werden Kaliumiodid-Tabletten an die Bevölkerung verteilt, wenn eine erhöhte Strahlenbelastung, beispielsweise durch eine radioaktive Wolke oder radioaktiven Niederschlag befürchtet wird. Das in den Tabletten enthaltene nicht-radioaktive Spurenelement versorgt die Schilddrüse mit so viel Jod, dass sich hier kein radioaktives Jod mehr ansammeln kann. So soll eine Krebserkrankung des Organs vermieden werden.

Richtlinien nach Vorfall in Fukushima

Zwar heißt es auf der Internetseite des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU), dass "in Deutschland genügend Jodtabletten bereitgehalten" werden, "um die betroffene Bevölkerung – besonders Kinder und Jugendliche – gut zu versorgen", dennoch soll die Bundesregierung die Millionenbestellung in Auftrag gegeben haben.

Gegenüber dem Westdeutschen Rundfunk (WDR) bestätigte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) indes den Millionenauftrag. Insgesamt seien 190 Millionen Kaliumiodid-Tabletten bestellt worden. Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima hatte die Strahlenschutzkommission diese Bestandsmenge an Jodtabletten empfohlen.

Mögliche Vorsorge für nukleare Gefahren aus Nachbarländern

In dem Bericht des WDR heißt es weiter, dass die Bestellung als Vorsorge für mögliche Unfälle umliegender Kernkraftwerke benötigt werden könnte. "Denken Sie an Belgien, an Frankreich, an die Schweiz, an Tschechien, Schweden. Und wenn da etwas passiert, müssen wir die deutsche Bevölkerung natürlich genauso schützen", erklärte Prof. Dr. Wolfgang-Ulrich Müller, Experte im Bereich Strahlenschutz, dem WDR.

Dass die Tabletten eher als Vorsorge für einen künftigen nuklearen Unfall eingesetzt werden könnten und nicht als Schutz für den aktuellen Fall in Russland vorgesehen sind, der sich vor wenigen Wochen ereignete, wird durch weitere Informationen des österreichischen Pharmakonzerns gestützt: Die angeforderten Tabletten können erst 2020 an die Bundesregierung ausgeliefert werden.

Info
Auf der Seite des Bundesamts für Strahlenschutz können Sie die aktuelle Strahlenbelastung in Ihrer Region einsehen.

Jod nicht vorsorglich einnehmen

Verbraucher müssen sich nicht mit den Kaliumiodid-Tabletten eindecken oder diese gar vorsorglich einnehmen. Bei einem akuten Vorfall geben die einzelnen Bundesländer die Medikamente an die Bevölkerung aus. Die Jodtabletten werden erst eingenommen, wenn die Katastrophenschutzbehörde die Bevölkerung hierzu ausdrücklich auffordert. Eine vorsorgliche Einnahme des hoch dosierten Medikaments kann gesundheitsschädlich sein und das Risiko für Schilddrüsenerkrankungen steigern.

Zusammenhang mit Nuklearunfall in Russland nicht bestätigt

Vor wenigen Tagen riefen Behörden Hamburger Haushalte auf, an einer Radon-Messung teilzunehmen. Das radioaktive Edelgas kommt sowohl im Boden, als auch in der Luft vor.

  • Strahlenbelastung durch Jod-131: Wie gefährlich ist die Luft?
  • Lungenkrebsgefahr: Radon im Haus verursacht Lungenkrebs

Ob ein Zusammenhang der Messung mit dem nuklearen Unfall auf einem Raketentestgelände des russischen Militärs besteht, wurde bisher nicht bestätigt. Nach der Explosion meldete der russische Wetterdienst eine 16-fach höhere Strahlenbelastung.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa, dpa-afx, reuters, afp
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