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Zu Debatte um Diesel-Fahrverbote: Jetzt wird die Stickoxid-Grenze für Innenräume verschärft


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Debatte um Diesel-Fahrverbote
Jetzt wird die Stickoxid-Grenze für Innenräume verschärft


29.11.2018Lesedauer: 3 Min.
Anpassung: Das zuständige Expertengremium verschärft den Wert, ab wann der Stickstoffdioxid-Gehalt in Innenräumen als gefährlich gilt.Vergrößern des Bildes
Anpassung: Das zuständige Expertengremium verschärft den Wert, ab wann der Stickstoffdioxid-Gehalt in Innenräumen als gefährlich gilt. (Quelle: imago-images-bilder)

Sind Stickstoffdioxide im Haus weniger gefährlich als draußen? Gegner von Diesel-Fahrverboten wundern sich, dass draußen strengere Werte gelten. Nun werden die Regeln für Innenräume angepasst.

In Deutschland werden künftig strengere Regeln für Stickstoffdioxid in Innenräumen gelten. In der kommenden Woche wird eine Gruppe von Experten aus Bund und Ländern eine Anpassung beschließen. Das bestätigte t-online.de Martin Kraft vom NRW-Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz und Vorsitzender des Ausschusses für Innenraumrichtwerte (AIR). Wie sie verschärft werden, konnte Kraft vor der Sitzung noch nicht sagen.

Die bisher höheren Grenzwerte in Innenräumen und an Arbeitsplätzen im Vergleich zu Straßen führen Gegner von Fahrverboten immer wieder fassungslos an. Dazu tragen aber unterschiedliche Bezugsgrößen bei. Es gelten:

  • 40 Mikrogramm NO₂ pro Kubikmeter im Jahresmittelwert als Grenzwert für Außenluft
  • 60 Mikrogramm NO₂ im Wochenmittelwert als oberer Richtwert für Innenräume
  • 950 Mikrogramm NO₂ für gesunde Arbeitende bei maximal 40 Stunden in der Woche als Grenzwert an Arbeitsplätzen

Fahrverbote drohen, wenn häufiger als 18 Mal in einem Jahr das Stundenmittel über 200 Mikrogramm liegt – oder der Durchschnittsgrenzwert von 40 Mikrogramm überschritten wird. Dieser Grenzwert und neue wissenschaftliche Erkenntnisse haben nach Darstellung des Bundesumweltministeriums zur Überprüfung des Werts für Innenräume geführt.

Derzeitige Richtwerte sind 20 Jahre alt

Laut Martin Kraft hat es aber keinen Druck durch die Debatte um Fahrverbote gegeben, den Raumluftwert anzupassen: "Eine Überprüfung wurde im vergangenen Jahr begonnen, weil die derzeitigen Richtwerte bereits 20 Jahre alt sind", so der Experte gegenüber t-online.de. Hohe NO₂-Werte im Innenraum hätten in der Regel auch andere Ursachen als den Straßenverkehr: Bei schlecht belüfteten Räumen könnten erhöhte Werte durch Gasheizungen und -herde, Rauchen und Kerzen entstehen.

Wenn dieser obere Richtwert von bisher 60 Mikrogramm NO₂ pro Kubikmeter überschritten ist, der als Gefahrenwert oder RW II bezeichnet wird, ist nach den Richtlinien "unverzüglich zu handeln". Für empfindliche Personen, bei Daueraufenthalt in den Räumen, könne er eine gesundheitliche Gefährdung sein. Zudem gibt es einen Vorsorgerichtwert (RW I), bis zu dem mit keinen Gesundheitsgefahren zu rechnen ist.

Folgen aus den Richtwerten sind allerdings so nicht in einem Gesetz festgeschrieben: Der Staat soll hier schließlich nicht in die Privatsphäre eingreifen. Bei öffentlichen Gebäuden gebe es aber immer wieder Fälle, bei denen bei RW-II-Überschreitung von Schadstoffen sehr schnell gehandelt wird, so Kraft.

Behörden, in der Regel Gesundheitsämter, können Maßnahmen anordnen, die Luftqualität der Räume zu verbessern. Sie können aber auch Räume schließen. Wenn Mieter und Vermieter über Luftqualität streiten, dann orientierten sich Gerichte Kraft zufolge meist auch an den Richtwerten des Ausschusses.

Nur: Über Stickstoffdioxid in Innenräumen wird bisher nicht gestritten und der Wert wird kaum einmal gemessen. Aus dem größten Bundesland NRW ist kein Streitfall bekannt, so Kraft. Für andere Bundesländer liegt kein Überblick vor, bei möglichen Fällen "dürfte es sich um seltene Ausnahmen handeln". Die Verschärfung könnte also eher symbolischen Charakter haben.


Bei Arbeiten wie etwa Schweißen oder in Werkstätten mit laufenden Dieselmotoren werden viele Stickoxide freigesetzt, dort geht es um eine maximale Arbeitsplatzkonzentration von 950 Mikrogramm, die 24 Mal höher ist als der Grenzwert draußen. Das Bundesumweltministerium erklärt das damit, dass dieser Wert für gesunde Menschen und nur an bestimmten Arbeitsplätzen mit definierter Zeit gilt. Im Gegensatz dazu könnten sich Kranke, Kinder und Alte nicht aussuchen, ob sie Außenluft atmen oder nicht.

Eine Studie für das Umweltbundesamt kommt zu dem Schluss, dass die Belastung durch Stickstoffdioxid und die gesundheitlichen Folgen zurückgegangen sind. Während bis 2010 jährlich 8.000 Menschen deshalb vorzeitig gestorben sind, sind es heute noch etwa 6.000. Als ätzendes Reizgas schädigt Stickstoffdioxid unter anderem das Schleimhautgewebe.

Es gibt jedoch auch Experten, die Stickoxide für ein gesundheitliches Randproblem und die Grenzwerte für willkürlich halten. Dieter Köhler, früherer Präsident der Deutschen Gesellschaft für Lungenheilkunde, spricht von einer "Stickoxidhysterie". Höhere Stickstoffdioxid-Konzentrationen führen allerdings durch chemische Reaktionen auch zu höheren Konzentrationen von Feinstaub und Ozon, deren schädliche Wirkung nicht umstritten ist.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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