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Nierenversagen: Test ermöglicht frühe Diagnose


Früher Test
Bleiben meine Nieren gesund?

spiegel-online, Nina Weber

08.11.2015Lesedauer: 3 Min.
Eine kranke Niere wird bisher meist erst spät erkannt.Vergrößern des Bildes
Eine kranke Niere wird bisher meist erst spät erkannt. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Geht es den Nieren gut oder bauen sie bedrohlich ab? Die Frage könnte sich mithilfe eines jetzt vorgestellten Markers Jahre im Voraus beantworten lassen. Die Entdeckung kann die Vorbeugung verbessern - und vielleicht sogar neue Therapien ermöglichen.

Wenn die Nieren ihre Arbeit einstellen, sind die Aussichten für Betroffene düster: Das Blut muss fortan per Dialyse gereinigt werden, eine kräftezehrende Prozedur. Eine neue Niere kann langfristig helfen, doch Spenderorgane sind knapp. Und bei manchen Nierenerkrankungen kann es sogar passieren, dass das frisch implantierte Organ schnell selbst von dem Leiden befallen wird.

Abbau bislang erst spät messbar

Ein Problem, mit dem die Nierenheilkunde, die Nephrologie, zu kämpfen hat: Zuverlässige Werte für einen fortschreitenden Abbau sind erst messbar, wenn die Nieren schon Schaden genommen haben.

Eine mögliche Lösung präsentiert jetzt ein Forscherteam im "New England Journal of Medicine" (NEJM): Ihren Untersuchungen zufolge geht ein hoher Blutwert des sogenannten suPAR mit einem deutlich höheren Risiko einher, in den folgenden Jahren ein chronisches Nierenleiden zu entwickeln.

Das Team analysierte Daten von mehr als 2200 Patienten, die in der Emory Cardiovascular Biobank erfasst und im Schnitt 63 Jahre alt waren. Die Nierenfunktion wurde anhand der errechneten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) bestimmt, wie es Standard ist. Zusätzlich wurde suPAR gemessen. Die Forscher teilten Probanden in vier Gruppen - von den niedrigsten zu den höchsten suPAR-Werten.

Blutwert zeigt Risiko für künftige Nierenleiden

Nach fünf Jahren hatten zwölf Prozent der Probanden in den unteren zwei Gruppen - also die mit eher niedrigem suPAR-Wert -, ein chronisches Nierenleiden. In den zwei Gruppen mit höherem suPAR-Wert waren 41 Prozent chronisch nierenkrank. Die Gruppe mit dem höchsten suPAR-Wert hatte ein dreimal so großes Risiko für Nierenleiden wie jene mit dem niedrigsten Wert. Dass so viele der Teilnehmer nierenkrank wurden, hängt mit ihrem fortgeschrittenen Alter zusammen - und der Tatsache, dass sie alle schon wegen Herzkreislaufproblemen behandelt wurden.

Um ihr Ergebnis zu untermauern, untersuchten die Forscher den Zusammenhang von suPAR und Nierenfunktion in einer weiteren Gruppe: bei 347 HIV-positiven Frauen in der Women's Interagency HIV study. Hier nahm ebenfalls die Nierenfunktion bei den Teilnehmerinnen stärker ab, die einen höheren suPAR-Wert hatten.

"Im Vergleich mit bekannten Risikofaktoren wie Bluthochdruck, hatte suPAR den stärksten Zusammenhang mit dem Abbau der Nierenfunktion", sagt Jochen Reiser von dem Rush University Medical Center in Chicago (US-Bundesstaat Illinois).

Reiser und Kollegen hatten vor wenigen Jahren entdeckt, dass zwei Drittel der Patienten mit sogenannter fokal segmentaler Glomerulosklerose (FSGS) einen erhöhten suPAR-Wert hatten. Dadurch kamen sie auf die Idee zu testen, ob er auch ein Anzeichen für andere Nierenleiden sein könnte. Reiser erklärt, dass suPAR auch mit der Entwicklung der relativ häufigen diabetischen Nephropathie zusammenzuhängen scheint - Zuckerkranke haben ein erhöhtes Risiko für Nierenleiden.

Gezielt vorbeugen

Ein Test, der über Jahre voraus Risikopatienten identifizieren kann, wäre eine große Hilfe, weil diese dann besser vorbeugen können. Etwa durch Abnehmen, gesunde Ernährung und das Senken von Bluthochdruck. Im "NEJM" schreibt das Team um Salim Hayek und Sanja Sever: Durch rechtzeitige Prävention könne das Risiko, dass sich eine chronische Nierenkrankheit entwickle, um bis zu 50 Prozent gesenkt werden.

Reiser sieht weitere Anwendungsmöglichkeiten: Beispielsweise könne man bei potenziellen Nierenspendern prüfen, ob sie ein erhöhtes Risiko haben, dass ihre Nieren in den kommenden Jahren versagen - und bei auffälligen Werten von der Spende abraten. "suPAR ermöglicht uns endlich einen Blick in die Zukunft der Niere", sagt er. Der entsprechende Test sei schon seit Jahren auf dem Markt und weder aufwendig noch teuer.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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