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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kein ästhetisches Problem Darum ist Bauchfett so gefährlich
Schlanke Arme und Beine, dafür ein praller Bauch. Diese Fettverteilung ist typisch bei Männern – und ein erhebliches Gesundheitsrisiko.
Ein wenig Fett anzulagern ist nicht schädlich. Im Gegenteil: Körperfett erfüllt wichtige Funktionen. Zu viel Fett, insbesondere in der Bauchregion, ist allerdings schädlich für die Gesundheit. Der Grund: Das Bauchfett kann Hormone und Entzündungsstoffe produzieren. Diese können zur Entstehung von Krankheiten führen.
Warum ist Bauchfett so besonders?
Fettgewebe wird häufig nach seiner Lage in Unterhautfett und Bauchfett unterteilt. Unterhautfett, auch subkutanes Fett genannt, ist Bestandteil der tiefsten Hautschicht und somit in geringen Mengen über den gesamten Körper verteilt. Allerdings kann es im Bereich der Hüfte, des Pos und der Oberschenkel zu größeren Ansammlungen kommen. Diese Fettverteilung kommt häufiger bei Frauen vor und wird oft "Birnentyp" genannt. Dieses Fettgewebe dient hauptsächlich der Wärmeisolierung.
Bauchfett wird in der Fachsprache als viszerales Fett oder auch abdominales Fett bezeichnet. Dabei handelt es sich um Fettgewebe, das sich in der Bauchhöhle um die inneren Organe wie Magen, Leber und Darm legt. Diese Fettverteilung wird oft als "Apfeltyp" bezeichnet und betrifft Männer häufiger als Frauen. Die Hauptfunktionen von viszeralem Fett: Es polstert und schützt die Organe (etwa vor Stößen) und ist ein wichtiger Energielieferant in Zeiten knapper Nahrung – beispielsweise in längeren Fastenzeiten.
Das sind die Ursachen von Bauchfett
Ob Sie eher Bauch- oder Unterhautfett bilden, hängt stark von Ihrer Genetik ab. Aber auch Faktoren wie die Ernährung und die Aktivität im Alltag spielen eine wichtige Rolle. Eine ungesunde und kalorienreiche Ernährung in Kombination mit wenig Bewegung führen dazu, dass Fettgewebe wächst – Ihren Genen entsprechend mehr am Bauch oder den Hüften.
Auch Stress sollte als Einflussfaktor nicht unterschätzt werden. Er führt zur Ausschüttung des Stress-Hormons Cortison. Dieses kann dazu führen, dass mehr Energie in Form von Fett eingespeichert wird.
Ob Sie eher zum Apfel- oder Birnentyp gehören, können Sie hier herausfinden.
Darum ist Bauchfett gefährlicher als Unterhautfett
Sowohl Unterhaut- als auch Bauchfett erfüllen wichtige Funktionen. Wird das Fettgewebe allerdings zu viel, kann das negative Folgen für die Gesundheit haben (später mehr dazu). Während überschüssige Fettpolster an Po, Beinen oder Hüfte als vergleichsweise harmlos gelten, sehen Experten übermäßig viel Bauchfett als problematisch an. Der Grund: es produziert viele Hormone, hormonähnliche Substanzen und Entzündungsstoffe (siehe Infobox).
Entzündungsstoffe des viszeralen Fettgewebes
Bei der starken Vermehrung des viszeralen Fettgewebes (Adipositas), steigt die Bildung von Botenstoffen und entzündungsfördernden Substanzen. Über 100 dieser Stoffe sind inzwischen identifiziert worden. Zu den wichtigsten Entzündungsstoffen gehören der Tumornekrosefaktor-Alpha (TNF-α), das Interleukin-6 (IL-6) sowie das C-reaktive Protein (CRP). Wichtigstes Hormon des Fettgewebes ist das Leptin.
Bei einem Zuwachs an Bauchfett steigt auch die Bildung dieser Boten- und Entzündungsstoffe. Das ist ein Problem. Denn auch ansonsten harmlose Stoffe können in der falschen Menge und zur falschen Zeit Erkrankungen verursachen. So führt übermäßiges Bauchfett mit der Zeit zu einer chronischen Entzündung, die sich nicht nur auf das Fettgewebe beschränkt.
Das sind die Folgen von Bauchfett
Das Problem einer chronischen Entzündung ist, dass die zirkulierenden Entzündungsstoffe das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Der Grund: Sie führen zu einem Anstieg des Blutdrucks und einer verstärkten Blutgerinnung. Die Blutgerinnung an Wunden ist ein erwünschter Prozess. Wenn sich allerdings im Blutkreislauf ein Blutgerinnsel bildet, kann es Gefäße verstopfen und im schlimmsten Fall zu einer Thrombose oder einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen.
Außerdem führen die Entzündungsstoffe dazu, dass Zellen weniger empfindlich auf das Hormon Insulin reagieren. Eine gute Insulin-Empfindlichkeit der Zellen ist jedoch wichtig für den Zuckerstoffwechsel. Eine schlechte Insulin-Empfindlichkeit führt hingegen zu hohen Blutzuckerwerten und ist ein erster Risikofaktor für die Entstehung eines Typ-2-Diabetes und des Metabolischen Syndroms. Zudem stört die übermäßige Ausschüttung von Hormonen durch das Bauchfett den Hormonhaushalt des Körpers insgesamt.
Auch die Nähe des viszeralen Fettgewebes zur Leber könnte problematisch sein, vermuten Experten. Der Grund: Die vom viszeralen Fett freigesetzten Substanzen, darunter auch sogenannte freie Fettsäuren (reaktive Bestandteile von Fetten), gelangen über die Blutbahn in die Leber. Dort können sie die Produktion von Blutfetten beeinflussen und so zu höheren Cholesterinwerten führen.
So erkennen Sie, wie viel Bauchfett Sie haben
Aber wie viel Bauchfett ist zu viel? Allgemein gilt: Ein Bauchumfang von über 88 Zentimetern (bei Frauen) beziehungsweise 102 Zentimetern (bei Männern) ist ein Anzeichen für zu viel Bauchfett. Diese Werte berücksichtigen allerdings weder das Alter, noch den Körperbau.
Mit der Waist-to-Height-Ratio (englisch für Taille-zu-Größe-Verhältnis) versuchen Fachleute, das Alter und die Größe einer Person in die Bewertung einzubeziehen. Hier können Sie Ihr Waist-to-Height-Ratio berechnen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- pschyrembel.de: "Viszeralfett". (Stand: Juli 2019)
- pschyrembel.de: "Depotfett". (Stand: April 2020)
- my.clevelandclinic.org: "Subcutaneous Fat". (Stand: Juli 2020)
- my.clevelandclinic.org: "Visceral Fatt". (Stand: Dezember 2020)
- bzfe.de: "Bauchumfang entscheidend für das gesundheitliche Risiko". (Stand: Juli 2019)
- health.harvard.edu: "Abdominal fat and what to do about it". (Juni 2019)