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Dieses Nahrungsergänzungsmittel ist ein Bluff


Verbraucherzentrale: "Die Mikromengen sind ein Hohn."
Nahrungsergänzungsmittel aus "Höhle der Löwen" ist ein Bluff

t-online, Larissa Koch

Aktualisiert am 11.10.2017Lesedauer: 3 Min.
Laborant prüft KapselVergrößern des Bildes
Nahrungsergänzungsmittel unter der Lupe. (Quelle: Wavebreakmedia Ltd)

Sich täglich die empfohlene Menge Obst und Gemüse einzuverleiben, ist für die meisten ein Krampf. Wie schön wäre da eine Kapsel, die schnell runterschluckt den Tagesbedarf deckt. In der Sendung "Die Höhle des Löwen", hat ein Unternehmensgründer die Jury mit einem Nahrungsergänzungsmittel überzeugt. Die Verbraucherzentrale Hamburg sieht das anders.

Es ist bereits auf dem Markt: das Pülverchen "Veluvia", das aus Obst und Gemüse gewonnen wird. Ein Unternehmer in Spe hatte es kürzlich in der VOX-TV-Show vorgestellt, in der Gründer nach Investoren suchen. Mit Erfolg. Und das neue Produkt verspricht eine Menge: "Dein ausgewogener Obst & Gemüse Mix in Bio Qualität", "Für deinen Vital-Kick", "wirksame Nährstoffkombination auf Basis von Obst und Gemüse", "mit Vitamin C und vielen sekundären Pflanzenstoffen", so die Verheißung.

Die Verbraucherzentrale Hamburg hat das Produkt geprüft

Die Verbraucherzentrale Hamburg hat die Verpackung des Nahrungsergänzungsmittels "Veluvia Green" gründlich studiert (das reichte) und weiß nun genau, was drin ist und vor allem, was nicht! Der Hersteller empfiehlt, zwei Kapseln am Tag zu schlucken. Auf der Internetseite der VZ-Hamburg, erklären die Verbraucherschützer hierzu folgendes:

"Bei 2 Prozent Erdbeer- oder 5 Prozent Brokkolipulver – wie deklariert – macht das rund 0,02 Gramm Erdbeerpulver und 0,06 Gramm Brokkolipulver pro Tag. In der 30-Tage-Packung sind es dann sensationelle 0,67 Gramm Erdbeerpulver und 1,68 Gramm Brokkolipulver. Grob über den Daumen gepeilt könnte das höchstens einem Drittel einer frischen Erdbeere und einem kleinen Einzelröschen Brokkoli pro Monat (!) entsprechen."

Dagegen ist manche Tütensuppe eine Vitaminbombe. Von Nahrungsergänzung kann hier also überhaupt nicht die Rede sein.

Weitgehend wirkungslos, dafür aber extrem teuer

Wenn Sie also eine tägliche Prise Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe (das sind zum Beispiel Farbstoffe aus Obst und Gemüse) einnehmen wollen, die weitgehend wirkungslos unten wieder herauskommt und dazu ein Vermögen kostet, dann sind Sie bei "Veluvia" richtig. Knapp 119 Euro pro 100 Gramm müssen Sie investieren.

Und eine weitere Verblendung gibt's obendrauf: Auf dem Produkt steht "Ohne Zusatzstoffe". Das ist schlicht gelogen, denn die Kapseln enthalten das Überzugsmittel E464 (Hydroxypropylmethylcellulose) – steht auch hinten auf der Verpackung drauf. Dieser in der EU zugelassene Zusatzstoff wird also vorne auf der Packung unterschlagen. Aber der flüchtige Kunde verlässt sich meist auf den Hinweis, dass keine Zusatzstoffe enthalten sind – Verbrauchertäuschung geglückt!

Die Verbraucherzentrale Hamburg entlarvt den Hersteller

"Die Mikromengen sind ein Hohn angesichts des Werbespruchs von Veluvia 'Hast Du heute schon genug Obst & Gemüse gegessen?' " – so das deutliche Urteil der Verbraucherzentrale Hamburg zu diesem Produkt.

Die Ernährungsexperten haben auch den Vitamin-C-Gehalt der in zwei Kapseln steckt, beurteilt. Und auch hier sieht es ziemlich mau aus: "Die für eine Tagesportion angegebenen 20 Milligramm Vitamin C sind keine Besonderheit: Die stecken zum Beispiel in einem einzigen dickeren Streifen einer frischen roten Paprika". Sagenhaft!

Hinzukommt, so ergänzt die VZ-Hamburg, dass es am Ende nach dem Trocknungsprozess des enthaltenen Gemüses und Obstes ungewiss ist, welche wertvollen Inhaltsstoffe überhaupt noch eine Wirkung haben.

Was sagt der Hersteller Veluvia dazu?

Die Geschäftsführung der Veluvia GmbH mit Sitz in Hamburg gab nach Veröffentlichung unseres Artikels eine Stellungnahme ab. Darin heißt es: "Auch wenn sich das von der VBZ genannte Beispiel wenig anhört: es kommt nicht auf die Menge an, sondern auf den Nährstoffgehalt." Der Hersteller entzieht nach eigenen Angaben dem verwendeten Obst- und Gemüse schonend das Wasser. Daher würde sich das Gewicht der Früchte um bis zu 98 Prozent reduzieren. "Veluvia green enthält z. B. nicht nur Vitamin C, sondern auch sekundäre Pflanzenstoffe, wie z.B. Polyphenole", heißt es weiter.

Die Verbraucherzentrale Hamburg hat nicht negiert, dass Nährstoffe im Produkt enthalten sind, jedoch halten die Lebensmittelexperten die Menge für so gering, dass sie keinen nennenswerten Effekt sehen.

Wie steht es um andere Nahrungsergänzungsmittel?

Mit diesen Produkten ist es immer so eine Sache. Wer sich ausgewogen ernährt, kann die Dinger sämtlichst links liegen lassen. Ausgenommen sind Personen, die ärztlich nachgewiesene Mangelerscheinungen haben oder einen besonderen Bedarf, wie zum Beispiel Schwangere. Alle anderen profitieren nicht von den zusätzlichen Stoffen in Kapsel-, Pulver- oder Brausetabletten-Form. Im Gegenteil: Viele Nahrungsergänzungsmittel sind massiv überdosiert und enthalten weit mehr als die empfohlene Tagesdosis von Vitaminen oder Mineralien. Hinzu kommt: Es handelt sich hierbei häufig um synthetisch erzeugte Nährstoffe und in einer Kapsel treten diese in einer Menge und Kombination auf, wie sie in der Natur niemals auftreten würden. Schon das gibt Anlass zum Zweifeln.

Wie isst er/sie/es richtig?

Die verbreitete Faustformel lautet: Essen Sie täglich drei Fäuste Gemüse und zwei Fäuste Obst. Maßgeblich ist hier die Größe Ihrer eigenen Faust. Ein Erwachsener isst also die Menge, die der eigenen Faust entspricht, mal fünf, ein Baby die Menge einer Babyfaust – und davon fünf.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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