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Hafermilch: Lässt sie den Blutzuckerspiegel ansteigen?


Experte klärt auf
Lässt Haferdrink den Blutzuckerspiegel ansteigen?


25.04.2025 - 12:36 UhrLesedauer: 2 Min.
Ob pur, im Kaffee oder Müsli: Haferdrink ist beliebt.Vergrößern des Bildes
Ob pur, im Kaffee oder Müsli: Haferdrinks sind beliebt. (Quelle: dragana991/getty-images-bilder)
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In sozialen Medien gelten Haferdrinks als Zuckerbombe – doch stimmt das wirklich? Ein Experte erklärt, warum das Getränk nicht pauschal verteufelt werden sollte.

Pflanzendrinks aus Hafer, Soja oder Mandeln erfreuen sich großer Beliebtheit, weil sie eine umwelt- und tierfreundlichere Alternative zu Kuhmilch sind. Vor allem in den sozialen Medien gibt es jedoch auch immer wieder Kritik – gerade an Haferdrinks. Sie sollen ungesund sein und starke Blutzuckerschwankungen verursachen. Was ist an diesen Behauptungen dran?

Kohlenhydrate lassen Blutzuckerspiegel ansteigen

Haferdrinks bestehen in der Regel aus Wasser, Hafer, Pflanzenöl und Salz. Durch den Hafer enthält der Pflanzendrink von Natur aus Kohlenhydrate. Ein Blick auf die Nährwerttabelle zeigt: 100 Milliliter Haferdrink enthalten etwa 35 bis 60 Kilokalorien, zwei bis drei Gramm Fett, je ein Gramm Eiweiß und Ballaststoffe und sechs bis acht Gramm Kohlenhydrate.

Diese Kohlenhydrate bewirken, dass auch Haferdrinks zu einem kurzfristigen Anstieg des Blutzuckers führen, erklärt der Ernährungsexperte Martin Smollich. Wie stark der Blutzucker ansteigt, hängt wesentlich davon ab, ob der Haferdrink gesüßt ist oder nicht. Denn bei gesüßten Varianten ist der Anteil an leicht verdaulichen Kohlenhydraten wesentlich höher und kann den Blutzuckerspiegel daher stärker ansteigen lassen.

Warum steigt der Blutzucker?

Enzyme zerlegen kohlenhydrathaltige Lebensmittel in unserem Verdauungstrakt in viele kleine Zuckermoleküle. Über den Darm gelangen die Zuckermoleküle anschließend ins Blut. Steigt der Blutzuckerspiegel, produziert die Bauchspeicheldrüse Insulin, ein Hormon, das die Zellen dazu anregt, den Blutzucker zur Energiegewinnung oder zur Speicherung aufzunehmen. Wenn die Zellen Blutzucker aufnehmen, beginnt der Blutzuckerspiegel zu sinken.

Wichtig: Möchten Sie eine ungesüßte Variante, sollten Sie daher auf der Zutatenliste nach Begriffen wie Zucker oder Sirup suchen. Steht davon nichts, handelt es sich bei den Kohlenhydraten um den natürlichen Zucker des Hafers.

Haferdrinks "für gesunde Menschen unproblematisch"

Aber warum steht gerade Haferdrink in Verruf, den Blutzuckerspiegel so stark ansteigen zu lassen? Der Grund ist der sogenannte glykämische Index (GI). Er sagt aus, wie stark die Kohlenhydrate eines Lebensmittels den Blutzuckerspiegel erhöhen. Je höher der GI, desto schneller steigt der Blutzuckerspiegel. Und Haferdrink hat einen recht hohen GI.

Aber: Wichtiger als der glykämische Index sei die sogenannte glykämische Last, da sie auch die Portion berücksichtigt, erklärt Smollich. "Ein Glas Oatly Haferdrink hat eine glykämische Last, die mit einem Glas Kuhmilch vergleichbar ist". Diese werde als "niedrig" eingestuft. Laut Smollich ist der dadurch bedingte Anstieg des Blutzuckers daher nicht problematisch – insbesondere für gesunde Menschen.

Ein Lebensmittel oder Getränk sei nicht automatisch ungesund, nur weil es den Blutzuckerspiegel vorübergehend ansteigen lässt. Ob ein Lebensmittel gesundheitsförderlich ist oder nicht, hänge dagegen von vielen verschiedenen Faktoren ab; hierzu gehörten etwa die Kalorienmenge und die Art und Relation der Fette, Proteine und Kohlenhydrate sowie der Vitamine und Mineralstoffe in dem Produkt.

Prof. Martin Smollich
(Quelle: Hanna Lenz)

Zur Person

Prof. Dr. Martin Smollich leitet die Arbeitsgruppe Pharmakonutrition am Institut für Ernährungsmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Lübeck. Seine besondere Expertise liegt in den Bereichen Ernährungsmedizin, Nahrungsergänzungsmittel und funktionelle Lebensmittel. Auf seinem Instagram-Account @ErnMedBlog informiert er über aktuelle Trends und Studien aus der Ernährungsmedizin. Martin Smollich ist Mitglied verschiedener Fachkommissionen und wissenschaftlicher Beiräte.

Diabetiker und Allergiker sollten aufpassen

Etwas vorsichtiger sollten Menschen sein, bei denen eine Störung des Zuckerstoffwechsels vorliegt – etwa Diabetikerinnen und Diabetiker. Denn bei diesen Patienten ist der Körper nicht in der Lage, den Blutzucker so schnell zu regulieren. Das kann im schlimmsten Fall zu gefährlichen Blutzuckerspitzen führen.

Smollich betont jedoch, dass es auch hier Lösungen gibt: "Wichtiger als die Auswahl des spezifischen Pflanzendrinks ist für Menschen mit Blutzuckerproblemen die Gesamtzusammensetzung der Nahrung." Patienten sollten darauf achten, Drinks ungesüßt und in Maßen zu konsumieren und diese mit Ballaststoffen, gesunden Fetten und Proteinen zu kombinieren. "Bei Menschen mit Blutzuckerproblemen spricht nichts dagegen, Haferdrink im Kaffee oder im Müsli zu verwenden", erklärt der Experte.

Allergien und Medikamente berücksichtigen

Smollich warnt: Personen mit einer Allergie gegen Soja oder Mandeln könnten auf Pflanzendrinks reagieren, die aus diesen Zutaten bestehen. Zudem können Sojadrinks die Wirksamkeit von Schilddrüsenmedikamenten beeinträchtigen. Deshalb sollte beides nur zeitlich versetzt eingenommen werden.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Prof. Smollich
Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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