Europas größter Softwarehersteller Co-Chefin Jennifer Morgan verlässt SAP
Die erste Frau an der Spitze eines Dax-Konzerns, Jennifer Morgan bei SAP, ist schon wieder Geschichte. Sie war erst im Herbst zur Co-CEO berufen worden. Ihr Kollege Christian Klein wird den Konzern alleine weiterführen.
Inmitten der Corona-Krise trennt sich Europas wertvollster Technologiekonzern SAP von seiner Co-Chefin Jennifer Morgan. Die 48-Jährige habe sich mit dem Aufsichtsrat einvernehmlich darauf verständigt, das Unternehmen zum 30. April zu verlassen, wie SAP am späten Montagabend in Walldorf mitteilte.
Ihr Co-CEO und Vorstandsmitglied Christian Klein werde das Unternehmen künftig alleine führen. Als Grund nannte SAP die "aktuelle Situation", die "schnelles, entschlossenes Handeln" und eine klare Führungsstruktur verlange. Die "Entscheidung zurück zum Modell eines alleinigen Vorstandssprechers" sei daher früher gefallen als geplant.
Der 39-Jährige Klein steht nun allein vor der Aufgabe, den Konzern durch die Corona-Krise zu führen. Trotz aller Schwierigkeiten hat SAP im ersten Quartal einen deutlichen Gewinn eingefahren. Zwischen Januar und März verdiente das Unternehmen 811 Millionen Euro.
SAP musste Jahresprognose kürzen
Vor einem Jahr war erstmals seit fast 17 Jahren ein Quartalsverlust in Höhe von 108 Millionen Euro angefallen, weil SAP viel Geld in einen Stellenumbau gesteckt hatte. Auch die aktienbasierte Mitarbeitervergütung fiel dieses Mal deutlich schwächer ins Gewicht, weil der Aktienkurs nicht mehr so stark zugelegt hat. Viele Mitarbeiter bei SAP werden auch gemäß steigender Kurse der eigenen Aktie vergütet.
SAP hatte bereits vorläufige Zahlen vorgelegt und wegen der Corona-Krise seine Jahresprognose zusammenstreichen müssen. Der Umsatz war im ersten Quartal noch um sieben Prozent auf 6,5 Milliarden Euro gestiegen, gegen Ende hatte der Konzern aber schon die Auswirkungen der Krise zu spüren bekommen.
Viele Neuabschlüsse wurden verschoben
Eine bedeutende Zahl von Neuabschlüssen sei verschoben worden, was sich vor allem in einem erheblichen Rückgang der Erlöse aus dem Verkauf von Softwarelizenzen widergespiegelt habe, hieß es. Für das gesamte Jahr 2020 rechnet SAP nun mit einem Umsatz in der Größenordnung von 27,8 bis 28,5 Milliarden Euro und einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 8,1 bis 8,7 Milliarden Euro.
Morgan und Klein hatten erst Mitte Oktober gemeinsam die Nachfolge des bisherigen Konzernchefs Bill McDermott angetreten. Morgan gehörte seit 2017 dem SAP-Vorstand an.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Hasso Plattner dankte ihr für ihr Engagement an der Unternehmensspitze und drückte zugleich Klein gegenüber sein "volles Vertrauen" in einer "Zeit weltweit großer Unsicherheit" aus.
- Nachrichtenagentur dpa