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Bounce-Back-Effekt: So erstaunlich reagieren Aktien nach tiefen Einbrüchen


Meinung
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Erstaunlicher Effekt
So reagierte der Aktienmarkt nach den größten Einbrüchen

MeinungEine Kolumne von Gerd Kommer

27.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Broker im Jahr 2000 an der Berliner Börse: Als Anfang des Jahrtausends die Dotcom-Blase platzte, erlitten Anleger hohe Verluste.Vergrößern des Bildes
Broker im Jahr 2000 an der Berliner Börse: Als Anfang des Jahrtausends die Dotcom-Blase platzte, erlitten Anleger hohe Verluste. (Quelle: Hans-Günther Oed/imago-images-bilder)
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Mancher Privatanleger fürchtet, dass es an der Börse jetzt nur noch bergab geht. Aber stimmt das? Ein Blick auf die größten Krisen der letzten 50 Jahre zeigt Erstaunliches.

2021 war für den globalen Aktienmarkt ein spektakulär gutes Jahr. Der bekannte MSCI World Index produzierte eine Rendite in Euro von knapp 32 Prozent, der deutsche Aktienmarkt etwa halb so viel. Seit Beginn des MSCI-Indexes im Januar 1970 vor 52 Jahren hat es für den MSCI World nur sechs bessere Jahre gegeben.

Fast pünktlich mit Jahresbeginn 2022 ging es am globalen Aktienmarkt jedoch bergab. Am 24. März stand der MSCI World seit dem 1. Januar knapp drei Prozent im Minus, der DAX sogar um elf Prozent.

Drei Prozent Minus erscheinen angesichts der Inflation und des Ukraine-Kriegs zwar eher harmlos, allerdings fürchtet mancher Privatanleger, und vielleicht auch Sie, dass die Abwärtsbewegung weitergehen könnte.

Es lohnt deshalb ein Blick in die Historie, um zu sehen, wie sich der globale Aktienmarkt in der Vergangenheit in anderen schweren Krisenphasen verhalten hat. Vor zwei Wochen habe ich bereits zeigen können, dass sogar große Kriegskonflikte den globalen Aktienmarkt nach einem anfänglichen, eher kurzzeitigen Schockeffekt nicht dauerhaft schädigen (mehr dazu lesen Sie hier).

Der "ETF-Papst"
Dr. Gerd Kommer ist seit mehr als 20 Jahren Bestsellerautor für Investment-Ratgeberbücher. Zugleich ist er Geschäftsführer der Gerd Kommer Capital GmbH, einer digitalen Vermögensverwaltung, bei der Kunden bereits mit kleinen Beträgen starten können, sowie der Gerd Kommer Invest GmbH, einem Honorarberatungsunternehmen. In seiner t-online-Kolumne schreibt er gemeinsam mit seinen Kollegen Felix Großmann und Daniel Kanzler alle zwei Wochen über sein Spezialgebiet: den langfristigen Vermögensaufbau mit ETFs.

Heute stelle ich eine ähnliche historische Untersuchung für die vergangenen 52 Jahre an, von 1970 bis 2021 – diesmal aber aus einem anderen Blickwinkel. Ich nehme nun keine Kriege als Ausgangspunkte für meine Marktanalyse, sondern betrachte alle Kalendermonate seit 1970, in denen im globalen Aktienmarkt ein kumulativer Verlust von mindestens 40 Prozent bestand, also ein Einbruch von 40 Prozent oder mehr, gemessen ab dem vorhergehenden "Allzeithoch".

Das erfreuliche Ergebnis: Nach einem solch heftigen Einbruch liegen die Renditen in den darauffolgenden zwei, fünf oder zehn Jahren tendenziell deutlich über der inflationsbereinigten, realen Durchschnittsrendite. Diese betrug über die 52 Jahre von 1970 bis 2021 5,5 Prozent pro Jahr. Ein 1970 investierter Geldbetrag hätte sich bis 2021 also versechzehnfacht (ohne Kosten und Steuern). Das ist die Macht des Zinseszinseffektes!

Dass die Renditen nach starken Einbrüchen größer sind als diese 5,5 Prozent, nenne ich neudeutsch den "Bounce-Back-Effekt" im globalen Aktienmarkt (to bounce back: "wieder auf die Beine kommen", "zurückprallen").

Der Bounce-Back-Effekt im globalen Aktienmarkt: die Renditen nach einem Markteinbruch von mindestens 40 Prozent – MSCI World Index 1970 bis 2021, reale Renditen in Euro bzw. DM

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Zur Methode: Den Wert "40 Prozent" habe ich letztlich willkürlich gewählt. Hätte ich 30 Prozent oder 50 Prozent genommen, wären die Ergebnisse jedoch nicht grundsätzlich anders gewesen.

Unsere Auswertung lässt erkennen, dass sich der globale Aktienmarkt nach starken Einbrüchen typischerweise recht zügig wieder erholt und seine vorherigen Verluste wettmacht – jedenfalls für denjenigen, der das Nervenkostüm und die Liquidität hat, die Füße stillzuhalten und im Abschwung nicht zu verkaufen. Mit anderen Worten: für disziplinierte Buy-and-Hold-Anleger.

Ich habe im vorherigen Absatz bewusst "der globale Aktienmarkt" geschrieben, nicht einfach "der Aktienmarkt". Der Bounce-Back-Effekt existiert nämlich nicht mit der hier dargestellten Zuverlässigkeit in einzelnen nationalen Aktienmärkten, in einzelnen Branchen und schon gar nicht für ein Depot aus wenigen Einzelwerten. Auch bei Investments in einzelne Immobilien dürfte er statistisch nur schwach sein.

In den globalen Aktienmarkt kann man bekanntlich schon ab kleinen Beträgen und kostengünstig über ETFs investieren. Wer sich das noch nicht in Eigenregie zutraut und anfänglich oder dauerhaft Unterstützung braucht, könnte einen der rund 40 Robo-Advisors (digitale Vermögensverwaltungen) in Deutschland nutzen.

Zuversicht durch den Bounce-Back-Effekt

Keine Anlageklasse liefert langfristig höhere Renditen als der Aktienmarkt. Diese Renditen wird aber nur derjenige vereinnahmen, der nicht an der Seitenlinie des Marktes trödelt, weil er auf vermeintlich bessere Zeiten wartet. Wer das Spielfeld betritt, wird jedoch notwendigerweise irgendwann mit einer heftigen Abwärtsbewegung in seinem Depot konfrontiert werden.

Der Bounce-Back-Effekt im Weltaktienmarkt sollte Ihnen die Zuversicht geben, dass es sich lohnt, diese wiederkehrenden, letztlich "natürlichen" Abwärtsbewegungen auszuhalten. Wenn Sie das mit einem breit gestreuten ETF-Portfolio tun, werden Sie dafür mit den konkurrenzlos hohen Langfristrenditen des Aktienmarktes belohnt werden.

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