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Aktienkurse: So wirkten sich die vergangenen Kriege aus


Meinung
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Schwankende Kurse
So wirkten sich die vergangenen Kriege auf den Aktienmarkt aus

MeinungEine Kolumne von Gerd Kommer

Aktualisiert am 15.03.2022Lesedauer: 4 Min.
Die New Yorker Börse während des Zweiten Weltkriegs (Archivbild): Ein Blick zurück kann in der aktuellen Situation helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen, so t-online-Kolumnist Gerd Kommer.Vergrößern des Bildes
Die New Yorker Börse während des Zweiten Weltkriegs (Archivbild): Ein Blick zurück kann in der aktuellen Situation helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen, so t-online-Kolumnist Gerd Kommer. (Quelle: imago-images-bilder)
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Der russische Angriffskrieg sorgt für großes Leid. Auch an der Börse ist Verunsicherung zu spüren. Ein Blick in die Geschichte zeigt, wie Anleger sich nun am besten verhalten sollten.

Russland führt einen brutalen Krieg gegen sein Nachbarland, der bereits Hunderte Leben gekostet und Millionen Menschen zur Flucht gezwungen hat. Auch wirtschaftlich wird der Krieg noch langfristige Auswirkungen haben. Die Zerstörungen in der Ukraine und die unterbrochenen Wirtschaftsbeziehungen zu Russland sind dabei die naheliegendsten Faktoren. Privatanleger fragen sich nun, welche Bedeutung dies für ihre Aktieninvestments und für den Aktienmarkt im Allgemeinen hat.

Ich glaube, zu diesem Sachverhalt lohnt ein Blick in die Historie, speziell dazu, wie sich der globale Aktienmarkt während großer internationaler Kriegskonflikte ab dem Ersten Weltkrieg bis heute entwickelt hat. Diese Rückschau soll Ihnen als Anleger Orientierung darüber geben, wie Sie sich aktuell angesichts des Ukraine-Kriegs verhalten können. Dass jeder Einzelne zudem darüber nachdenken sollte, in welchem Maße er den Menschen in der Ukraine helfen kann, steht dabei selbstverständlich außer Frage.

Für meine Überlegungen habe ich Daten zu den sieben größten internationalen Kriegen seit 1900 verglichen. Dazu muss ich anmerken, dass für die Zeit vor 1970 für den globalen Aktienmarkt nur Jahresrenditedaten vorliegen, keine Monatsrenditen. Die brauchen wir allerdings für unsere historische Betrachtung. Daher verwende ich für die Zeit vor 1970 ersatzweise monatliche US-Aktienmarktdaten. Man kann jedoch davon ausgehen, dass der globale Aktienmarkt sich in den letzten 100 Jahren einigermaßen parallel zum US-Markt entwickelte.

Die angeführten kumulativen Renditen sind inflationsbereinigt, also "real" und in US-Dollar.

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Rendite berechnet jeweils per Ende des auf den letzten Kriegsmonat folgenden Monats.

Kriegsanfang führt zu Verunsicherung am Markt

Mit Ausnahme des Ersten Weltkrieges gab es am globalen Aktienmarkt über die Gesamtdauer bei keinem dieser schweren bewaffneten Konflikte eine nennenswerte negative Rendite. Dauerte der Konflikt länger als wenige Monate, stiegen die Kurse am Weltaktienmarkt bis zum Ende des Krieges zweistellig oder dreistellig. Bei den besonders lange andauernden Kriegen wie dem Vietnamkrieg und dem Afghanistankrieg zeigt sich, dass diese den langfristigen Aufwärtstrend des globalen Aktienmarktes nicht aufhalten.

Der "ETF-Papst"
Dr. Gerd Kommer ist seit mehr als 20 Jahren Bestsellerautor für Investment-Ratgeberbücher. Zugleich ist er Geschäftsführer der Gerd Kommer Capital GmbH, einer digitalen Vermögensverwaltung, bei der Kunden bereits mit kleinen Beträgen starten können, sowie der Gerd Kommer Invest GmbH, einem Honorarberatungsunternehmen. In seiner t-online-Kolumne schreibt er gemeinsam mit seinen Kollegen Felix Großmann und Daniel Kanzler alle zwei Wochen über sein Spezialgebiet: den langfristigen Vermögensaufbau mit ETFs.

Was die Renditezahlen in der Tabelle verbergen: Am Beginn der sieben Kriege gab es zumeist deutliche Verluste am Aktienmarkt. Diese wurden aber im Verlauf des Konfliktes wieder aufgeholt und mündeten in der Mehrzahl der Fälle bis zum Kriegsende sogar in deutlichen Gewinnen. Dieses Phänomen sollte eigentlich nicht überraschen: Wenn sich das Kriegsende für die Investoren hinreichend klar abzeichnet, wird das im Normalfall den Aktienmarkt beflügeln, weil dann der Optimismus der Marktteilnehmer wieder zunimmt, sprich die vorher eingepreisten Risiken sinken.

Erster Weltkrieg stellt Ausnahme dar

Die Ausnahme des Ersten Weltkriegs dürfte sich dadurch erklären, dass die in den letzten 100 Jahren schwerste Pandemie – die Spanische Grippe – im Februar 1918, zehn Monate vor Kriegsende, begann und rund eineinhalb Jahre über das Kriegsende hinaus bis ungefähr April 1920 wütete. Schätzungen zufolge starben an der Spanischen Grippe zwischen 1 und 5 Prozent der damaligen Weltbevölkerung.

Wirtschaftlich noch schlimmer dürften sich die großen geldpolitischen Fehler der damaligen Zentralbanken ausgewirkt haben. Diese stiegen je nach Land zwischen 1914 und 1932 aus dem klassischen Goldstandard aus, einer Währungsordnung, bei der die Notenbank für alle ausgegebenen Banknoten einen festen Umtauschkurs zu Gold garantiert. Dies verlief in mehreren westlichen Ländern regelrecht chaotisch. Beide Einflussfaktoren, so könnte man argumentieren, hatten mit dem Krieg an sich nichts zu tun.

Diverses Portfolio bietet Sicherheit

Im März 2020, am damaligen Tiefpunkt des durch die Corona-Pandemie ausgelösten heftigen, aber kurzen Aktien-Crashes, stellten meine Kollegen und ich eine ähnliche historische Analyse zu den größten Aktienmarkteinbrüchen in den letzten 120 Jahren an. Diese Betrachtung zeigte, dass Wirtschaftskrisen den globalen Aktienmarkt weit stärker beeinträchtigen als Kriege. Doch auch die Schäden aus Wirtschaftskrisen sind jedenfalls für den weltweiten Aktienmarkt stets vorübergehender Natur.

Insgesamt kann man aus diesen historischen Analysen ableiten, dass Anleger mit einem wirklich global diversifizierten Aktienportfolio aus ETFs sehr gute Chancen haben, keine dauerhaften Verluste zu erleiden. Das setzt natürlich voraus, dass man während des Krieges nicht an diese Mittel heranmuss und dass man die Nerven und die Weitsicht besitzt, nicht zu verkaufen.

Geradezu erstaunlich stabil steht der globale Aktienmarkt aktuell dar. Das hat vermutlich auch damit zu tun, dass der russische Aktienmarkt vor Beginn der Kampfhandlungen ein fast vernachlässigbar geringes Gewicht von nur 0,4 % des globalen Aktienmarktes ausmachte.

Auch Immobilienmarkt birgt Risiken

Ein Crash-Risiko gibt es dabei natürlich auch weiterhin – das gilt aber nicht nur am Aktienmarkt: Für Immobilieninvestoren bestehen grundsätzlich ebenso große, vielleicht größere Verlustrisiken. Nicht zuletzt, weil der Immobilienmarkt langen positiven und negativen Zyklen ausgesetzt ist und weil Immobilieneigentum in der Regel Klumpenrisiko bedeutet. Wie sich das Verlustrisiko im Immobilienmarkt historisch äußerte, habe ich vor zwei Wochen in dieser Kolumne gezeigt.

Fazit: Wenn Sie mit ETFs global diversifiziert in Aktien investieren, sind Sie gut beraten, auch in Kriegsphasen die Füße stillzuhalten. Dafür sprechen neben historischen Vergleichszahlen auch noch andere Argumente, wie ich hier kürzlich in diesem Blog-Beitrag begründet habe.

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