Nach EZB-Ankündigung Deutsche Bank schafft Strafzinsen zu Oktober ab
Voraussichtlich im September will die EZB den Einlagezins anheben, der aktuell im Minusbereich liegt und den Geldhäuser in Form von Strafzinsen an die Kunden weitergeben. Nun hat die Deutsche Bank angekündigt, diese Negativzinsen bald abzuschaffen.
Bankkunden in Deutschland können im Zuge der für Juli angekündigten Zinsanhebung der Europäischen Zentralbank (EZB) auf ein Ende der Negativzinsen auf Giro- oder Tagesgeldkonten hoffen. Nachdem zuletzt der Chef der größten deutschen Sparkasse, der Hamburger Sparkasse, Harald Vogelsang, im Interview mit t-online ein Ende der Strafzinsen angekündigt hat – für den Fall, dass die EZB die Zinsen anhebt – zieht nun die Deutsche Bank nach.
"Die Höhe des Verwahrentgeltes richtet sich nach der sogenannten Einlagenfazilität der Europäischen Zentralbank", sagte ein Sprecher des größten deutschen Geldhauses am Montag. "Wenn die EZB den Satz der Einlagenfazilität anhebt, werden Deutsche Bank und Postbank diese Anpassung an ihre Privatkunden weitergeben und das Verwahrentgelt kurzfristig reduzieren."
Der EZB-Rat hatte am Donnerstag beschlossen, bei seiner nächsten Sitzung am 21. Juli die Leitzinsen im Euroraum um jeweils 0,25 Prozentpunkte anzuheben. Im September sei dann "ein größerer Zinsschritt" möglich. Derzeit müssen Banken noch 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Gelder bei der EZB parken. Die Kosten dafür geben etliche Institute an ihre Kundinnen und Kunden weiter.
Zweiter Schritt wird im Oktober erwartet
"Wenn der Satz der Einlagenfazilität in einem zweiten Schritt auf null oder in den positiven Bereich angehoben wird, werden wir im Privatkundengeschäft kein Verwahrentgelt mehr erheben", teilte der Deutsche-Bank-Sprecher mit. "Der zweite Schritt der EZB wird für September erwartet, sodass Deutsche Bank und Postbank voraussichtlich im Oktober vollständig auf die Erhebung des Verwahrentgelts für ihre Privatkunden verzichten werden."
Die Deutsche Bank erhebt seit Mitte Mai 2020 in ihrem Privatkundengeschäft sogenannte Verwahrentgelte. Derzeit müssen Kundinnen und Kunden ab 50.000 Euro auf Giro- und Anlagekonten sowie ab 25.000 Euro für Tagesgeld Negativzinsen zahlen. Ebenso ist es bei der zum Deutsche-Bank-Konzern gehörenden Postbank.
ING schafft Negativzinsen schon im Juli ab
Die Commerzbank legt sich weiterhin nicht fest, wann sie ihre Verwahrentgelte für Kunden mit hohen Einlagen zurückschrauben wird. Die Bank warte die nächsten EZB-Entscheidungen ab, sagte ein Sprecher des Frankfurter Instituts am Montag auf Anfrage. Commerzbank-Chef Manfred Knof hatte Mitte Mai gesagt: "Wenn die EZB reagiert, dann können und werden auch wir schnell reagieren."
Die Direktbank ING Deutschland war am 10. Mai vorgeprescht und hatte sich darauf festgelegt, zum 1. Juli die Negativzinsen für fast alle ihrer Privatkunden abzuschaffen.
Dem Vergleichsportal Verivox zufolge verlangen aktuell mindestens 451 von etwa 1.300 ausgewerteten Kreditinstituten in Deutschland Negativzinsen von Privatkunden (Stand: 8. Juni 2022). Das Internetportal Biallo zählt sogar 582 Banken und Sparkassen, die Negativzinsen von Privatkunden kassieren (Stand 9. Juni 2022).
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagentur dpa