Baldige Zinswende? EZB-Chefin Lagarde: Zinsniveau Ende September "leicht über null"
Die Augen von Sparern und Anlegern in der Eurozone sind auf EZB-Chefin Christine Lagarde gerichtet. Nun kündigt die Notenbank-Chefin eine baldige Zinswende an – bis zum Spätsommer.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hinkt den USA laut ihrer Chefin Christine Lagarde bei der Zinspolitik nicht hinterher. Die Lage in der Euro-Zone unterscheide sich stark von der in den Vereinigten Staaten, sagte sie am Dienstag Bloomberg TV. Die EZB sei daher kein Nachzügler und verfalle auch nicht in Panik.
Die US-Notenbank Fed hatte im März ihre Zinswende eingeleitet. Sie hat im Mai die größte geldpolitische Anhebung seit 22 Jahren folgen lassen und weitere Schritte in Aussicht gestellt. Mehr dazu lesen Sie hier.
Die EZB kauft jedoch noch weiter Anleihen auf und hat erst für Juli eine Zinswende signalisiert. Lagarde bekräftigte nun, die Zinsen könnten Ende des dritten Quartals wieder im positiven Bereich liegen, also Ende September. Dies bedeute, dass das Niveau bei null oder "leicht darüber" liegen könne. "Das ist etwas, was wir auf der Basis unserer Projektionen und unserer Orientierungslinie entscheiden werden", fügte die Französin hinzu.
Das bedeutet ein möglicher EZB-Entscheid für Sparer
Der eigentliche Leitzins – der sogenannte Hauptrefinanzierungssatz – liegt bei null Prozent. Eine deutlich höhere Bedeutung für Sparer hat der sogenannte Einlagensatz der EZB. Dieser liegt derzeit bei minus 0,5 Prozent. Das bedeutet, dass Banken Gebühren zahlen müssen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Zentralbank parken. Mehr dazu lesen Sie hier.
Das wurde teils auch von den Geldhäusern an Sparer weitergegeben. Im Falle einer Zinswende der EZB kündigten einige Banken bereits an, ihre Strafzinsen abzuschaffen.
Zuletzt hatte bereits Deutschlands größte Direktbank, die ING, ihre Strafzinsen für den Großteil ihrer Kunden abgeschafft. Genauer: Ab Juli hebt sie die Freibeträge drastisch an, sodass nur wenige Kunden mit sehr hohen Guthaben noch Strafzinsen zahlen müssen.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagentur Reuters