t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeWirtschaft & FinanzenAktuellesWirtschaft

Fed-Entscheid: Können deutsche Sparer jetzt auf höhere Zinsen hoffen?


Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.

Nach Fed-Entscheid
Können deutsche Sparer jetzt auf höhere Zinsen hoffen?


Aktualisiert am 05.05.2022Lesedauer: 4 Min.
Christine Lagarde: Die EZB-Chefin stellte zuletzt eine Zinserhöhung in Aussicht.Vergrößern des Bildes
Christine Lagarde: Die EZB-Chefin stellte zuletzt eine Zinserhöhung in Aussicht. (Quelle: teamwork/imago-images-bilder)

Die Zinswende ist endgültig da – zumindest in den USA. Die US-Zentralbank Fed hob am Mittwoch den Leitzins deutlich an, um die Inflation zu bekämpfen. Doch was macht nun das europäische Pendant, die EZB?

Die Pressekonferenz der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) am Mittwoch war gleich aus mehreren Gesichtspunkten bedeutsam. Zum einen fand sie nach langer Zeit wieder in Präsenz vor Journalisten statt, wie Fed-Chef Jerome Powell gleich zu Beginn betonte.

Zum anderen wurde die Zinswende in den USA bekräftigt – mit einer deutlichen Erhöhung des Leitzinses von 0,5 Prozentpunkten. Für gewöhnlich zieht es die Fed vor, den Leitzins in Schritten von 0,25 Prozentpunkten anzuheben.

"Das geldpolitische Vorhaben der Fed ist wahrlich historisch", sagte etwa auch Jochen Stanzl, Analyst beim Handelshaus CMC Markets. "Noch nie gab es einen derart zügigen Zinspfad, während sich gleichzeitig die Weltwirtschaft so zügig abschwächte."

Den Grund für die satte Erhöhung des Zinssatzes lieferte Powell ebenfalls direkt. "Die Inflation ist viel zu hoch", sagte er und wandte sich in seiner Ansprache direkt an die US-Bürger.

"Wir handeln rasch, um sie wieder zu senken", versprach er. Auch bei den nächsten Sitzungen des Zentralbankrats der Federal Reserve (Fed) dürften daher wieder Erhöhungen um 0,5 Prozentpunkte anstehen, sagte Powell.

Auf der anderen Seite des Atlantiks ist man indes noch nicht so weit. Das Pendant zur Fed, die Europäische Zentralbank (EZB), hielt sich mit Zinserhöhungen bislang noch zurück. Doch der Druck auf EZB-Chefin Christine Lagarde steigt. Kommt die Zinswende nun auch bald hier?

Warum hebt die Fed den Zins an?

Wegen der hohen Inflation. In den USA kletterte die Teuerungsrate im März auf 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, lag also noch höher als hierzulande. Hier lag die Inflation im März bei 7,3 Prozent im Vergleich zum März 2021, im April bei 7,4 Prozent.

Eine Erhöhung des Leitzinses ist ein probates Mittel, um die Inflation einzudämmen. Denn sie bremst gemeinhin die Nachfrage. Das wiederum senkt die Inflationsrate, schwächt aber auch das Wirtschaftswachstum, weil es etwa für Firmen teurer wird, Kredite aufzunehmen und mit dem Geld beispielsweise neue Maschinen zu kaufen.

Für die Notenbank ist eine Zinsanpassung deshalb immer ein Balanceakt: Sie will die Zinsen so stark anheben, dass die Inflation ausgebremst wird – ohne dabei gleichzeitig die Konjunktur abzuwürgen.

Powell: "Es wird nicht einfach"

Auch Jerome Powell weiß das. Die Konjunktur solle sich in einer Weise abkühlen, die nicht zu einer Rezession führen werde, sagte er. "Ich gehe davon aus, dass das eine große Herausforderung wird", sagte Powell. "Es wird nicht einfach." Derzeit gebe es auf dem Arbeitsmarkt aber eine so hohe Zahl von Vakanzen, dass auch eine leichte Abkühlung der Konjunktur die Arbeitslosigkeit kaum erhöhen dürfte, sagte Powell.

Doch es gibt noch ein weiteres Problem: Die Unterbrechungen globaler Lieferketten und steigende Energiepreise reagieren nicht direkt auf den US-Leitzins. Die Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine oder neuer Corona-Lockdowns in China für die Teuerungsrate in den USA kann die Fed kaum kontrollieren.

Infolge der am Mittwoch angekündigten Erhöhung liegt der Leitzins nun in der Spanne von 0,75 bis 1 Prozent. Es war die zweite Erhöhung des Leitzinses seit Beginn der Corona-Pandemie – und der erste Anstieg um 0,5 Prozentpunkte seit 22 Jahren.

Wie reagiert die EZB?

Noch deutlich zurückhaltender als die Fed. Doch auch Europas Währungshüter stehen bei ihrer Geldpolitik angesichts der hohen Teuerungsrate vor einem Kurswechsel. Die EZB hat bereits beschlossen, ihre milliardenschweren Anleihenkäufe schneller auslaufen zu lassen.

Mit Anleihenkäufen steuert die EZB die Geldmenge. Die Idee: Je weniger Geld im Umlauf ist, desto mehr ist es wert – und desto niedriger sind die Preise. Sinkt die Geldmenge also dadurch, dass die EZB weniger Geld "druckt", mit dem sie Anleihen kauft, sollten auch die Preise fallen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Wann steigt der Leitzins?

Zudem schlossen mehrere Mitglieder des EZB-Rats zuletzt eine erste Zinserhöhung im Juli nicht mehr aus, um den Leitzins geht es hier wohl aber nicht. Mehr zu den Zinssätzen der EZB lesen Sie hier.

Auch EZB-Direktorin Isabel Schnabel kündigte einen solchen Schritt jüngst an – nachdem sie das vorher stets ablehnte. In einem Interview mit dem "Handelsblatt" sagte sie: "Wir müssen verhindern, dass sich die hohe Inflation in den Erwartungen festsetzt. Jetzt reicht es nicht mehr zu reden, wir müssen handeln." Und weiter: "Aus heutiger Sicht halte ich eine Zinserhöhung im Juli für möglich."

Auch an den Finanzmärkten wird erwartet, dass die EZB den Einlagensatz, zu dem Banken Geld bei ihr parken können, in diesem Jahr von minus 0,5 Prozent auf null Prozent anheben könnte. Der Leitzins im Euroraum, der seit mehr als sechs Jahren auf dem Rekordtief von null Prozent liegt, könnte dann 2023 angehoben werden.

Was heißt das für deutsche Sparer?

Zunächst wenig. Denn für sie ist es vor allem wichtig, dass die EZB ihre Geldpolitik ändert. Sollte das der Fall sein, können sich Sparer auf steigende Zinsen auf dem Tagesgeld-, Festgeld- und Girokonto einstellen. Lesen Sie hier, welche Alternativen Sie zu Sparzinsen haben. Beobachter halten eine Zinsanhebung im Juli für wahrscheinlich (siehe oben).

Für Anleger sind steigende Zinsen in der Regel jedoch ein schlechtes Omen. Grund dafür ist, dass andere Anlageformen wie etwa Staatsanleihen oder auch Tagesgeldkonten für Großinvestoren und Kleinanleger durch höhere Zinsen wieder attraktiver werden.

Die Folge: Aktien sind nicht länger alternativlos, es fließt tendenziell weniger Geld an die Börse, das die Kurse in die Höhe treibt. Allerdings: Die aktuelle Zinsanhebung der Fed dürften Anleger in Deutschland – und auch den USA – bereits eingepreist haben. Der deutsche Leitindex Dax etwa legte am Donnerstagvormittag um knapp 1,5 Prozent zu.

Investoren haben aktuell vor allem den Krieg in der Ukraine sowie seine Folgen im Blick. Wie sich der Aktienmarkt entwickelt, wenn die EZB tatsächlich der Fed nachzieht, bleibt abzuwarten.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Neueste Artikel



TelekomCo2 Neutrale Website