Nach Insolvenz Mitarbeiter der MV Werften bekommen Dezemberlöhne
Nach dem Insolvenzantrag der MV Werften in Mecklenburg-Vorpommern bangen 1.900 Mitarbeiter um ihre Jobs. Nun ist zumindest klar, dass sie am Montag verspätet ihre Löhne für den Dezember bekommen werden.
Die rund 1.900 Mitarbeiter der MV Werften sollen spätestens am Montag ihre Dezemberlöhne ausgezahlt bekommen. Das kündigte der vorläufige Insolvenzverwalter Christoph Morgen am Donnerstag auf einer Belegschaftsversammlung in Wismar an. Daran nahmen nach Angaben von Betriebsrätin Ines Scheel rund 700 Mitarbeiter des Standortes teil.
Weitere Belegschaftsversammlungen sind im Laufe des Tages in Rostock und Stralsund geplant. Am Montag war für die MV Werften Insolvenz beantragt worden.
Der Mutterkonzern Genting Hongkong ist mit seinem Kreuzfahrtgeschäft infolge der anhaltenden Corona-Pandemie in Schieflage geraten. Genting hatte die MV Werften 2016 gekauft, um Kreuzfahrtschiffe für den eigenen Bedarf zu bauen.
- Aktueller Kurs: Wo steht die Genting-Aktie gerade?
Nach der Insolvenz der MV Werften brach die Genting-Aktie am Donnerstag um mehr als 50 Prozent ein. Zuvor war der Handel mit den Unternehmensaktien bereits für vier Tage ausgesetzt worden.
Insolvenzverfahren startet im März
Das Insolvenzverfahren wird laut Morgen voraussichtlich am 1. März eröffnet. So verblieben zunächst sieben Wochen für die Klärung der drängendsten Fragen. Dabei geht es auch um langfristige Perspektiven. Morgen zufolge gibt es in Stralsund die Idee, einen maritimen Gewerbepark auf dem Werftgelände zu entwickeln. An anderen Standorten werde über den Bau von Offshore-Windkraft-Plattformen nachgedacht.
Offen ist demnach bislang, ob die MV Werften als Ganzes erhalten oder einzeln veräußert werden sollen. Die Chancen, jemanden für das Ganze zu finden, seien kleiner als Interessenten für die einzelnen Standorte zu gewinnen, sagte Morgen. Betriebsrätin Scheel sagte indes, die Werftmitarbeiter hätten in den vergangenen 30 Jahren bewiesen, dass sie alles bauen könnten – Containerschiffe, Spezialschiffe, Kreuzfahrtschiffe und auch Plattformen.
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sicherte die Unterstützung der Politik zu. Dabei werde es nicht ohne den Bund gehen, stellte sie in Wismar klar. Am Nachmittag beschäftigte sich der Landtag in einer Sondersitzung mit den MV Werften. Redner verschiedener Parteien lobten zunächst das Engagement von Genting nach der Übernahme im Jahr 2016. Der Konzern habe alle vereinbarten Investitionen getätigt – insgesamt zwei Milliarden Euro. Es habe einen großen Jobzuwachs gegeben. Aber dann sei Corona gekommen und habe einen Strich durch die Rechnung gemacht.
"Global Dream I" soll fertig gebaut werden
Der Insolvenzverwalter sagte weiter, er bemühe sich, den erhofften Weiterbau des Kreuzfahrtliners "Global Dream One" abzusichern. MV Werften-Geschäftsführer Carsten Haake sagte, Genting-Chef Lim Kok Thay habe noch am vergangenen Sonntag Interesse an dem Schiff bekundet.
Die "Global Dream One" ist eines der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt, es sollte fast 10.000 Passagiere befördern. Auf 20 Decks sollte neben einem Vergnügungspark, einer Wasserrutsche und einer Achterbahn auch ein Casino Platz finden. Damit wollte das Schiff speziell für den chinesischen Markt ausgerüstet werden, da Glücksspiel dort nur auf See erlaubt ist.
Am Freitag soll es nun zu einem Gespräch zwischen Insolvenzverwalter Morgen und Spitzenvertretern von Genting kommen. Offen sei, ob Genting, auf dessen Bedarf das Schiff zugeschnitten sei, den Kauf finanzieren könne. Den Preis bezifferte Morgen auf etwa 1,5 Milliarden Euro.
Auch über den Erhalt der Arbeitsplätze will Morgen mit den Konzernchefs sprechen. Der Sanierungsexperte will nach früheren Angaben die Bundesregierung und die Landesregierung, die Betriebsräte, die IG Metall und Genting an einen Tisch holen. Am Donnerstag sagte er dazu: "Es gibt ganz wenig Werften auf der Welt, die so ein Schiff bauen können. Wir müssen alles daran setzen, dieses Schiff hier zu Ende zu bauen."
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters