Prognose der Ratingagentur Fitch Afghanische Wirtschaft könnte um bis zu 20 Prozent einbrechen
Seit vergangenen Sonntag sind die Taliban die Herren über Afghanistan. Experten gehen nun davon aus, dass die Wirtschaftsleistung des Landes einbrechen könnte. Und das, obwohl die Taliban auf Bodenschätzen sitzen.
Die Wirtschaftsleistung Afghanistans wird Experten zufolge nach der Machtübernahme durch die radikal-islamischen Taliban einbrechen. Das Bruttoinlandsprodukt könnte in diesem Jahr zwischen 10 und 20 Prozent fallen, sagte Analystin Anwita Basu vom Forschungs- und Risikoanalysebereich der Ratingagentur Fitch am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters.
"Es ist schwer vorstellbar, wie das Land in diesem Jahr ein Wachstum erzielen soll", fügte sie hinzu. Der Internationale Währungsfonds (IWF) war vor dem Machtwechsel noch von einem Wirtschaftswachstum von vier Prozent ausgegangen. Die Landeswährung könnte nun weiter abwerten, sagte die Fitch-Expertin. Eine starke Inflation sei ebenfalls vorstellbar.
Deutscher Handel mit Afghanistan könnte zum Erliegen kommen
Die Taliban haben nach der Einnahme der Hauptstadt Kabul am Sonntag die Macht in Afghanistan übernommen, das zu den ärmsten Ländern der Welt gehört. Dabei könnte es eigentlich ein reiches Land sein, denn es verfügt über viele begehrte Bodenschätze wie Lithium, Kupfer, Seltene Erden und Öl. Bis zu drei Billionen Dollar dürften die dortigen natürlichen Rohstoffe wert sein, schätzte ein ehemaliger Bergbauminister des Landes.
Die deutsch-afghanischen Wirtschaftsbeziehungen befinden sich auf einem sehr niedrigen Niveau. So belief sich das Handelsvolumen im Jahr 2020 auf rund 70 Millionen Euro, so der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK).
Ausfuhrgüter der deutschen Wirtschaft nach Afghanistan sind insbesondere Fahrzeuge und Kfz-Teile, Maschinen, Anlagen und Nahrungsmittel. Der DIHK rechnet damit, dass der Handel mit Afghanistan nun zum Erliegen kommt. Die Hoffnungen auf einen stärkeren Warenaustausch zwischen beiden Ländern seien "ohnehin nicht besonders ausschweifend" gewesen, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. "Das zarte Pflänzlein ist jetzt in sich zusammengebrochen."
- Nachrichtenagentur Reuters