Umstrittener Multimilliardär Jeff Bezos tritt als Amazon-Chef ab: Was hinterlässt er?
Vom Garagen-Start-up zum größten Onlinehändler der Welt:
Alles fing an in einer Garage: Am 5. Juli 1994 gründeten Jeff Bezos und seine damalige Ehefrau MacKenzie einen Online-Buchladen. An den heutigen Erfolg war damals noch nicht zu denken. Binnen weniger als 30 Jahren wurde aus dem Start-up das, was heute jeder kennt: Amazon, einer der größten, wertvollsten und mächtigsten Konzerne der Welt.
Seitdem führt Bezos die Geschäfte des Unternehmens, doch damit ist nun Schluss. Am heutigen Montag, auf den Tag genau 27 Jahre nach der Gründung von Amazon, gibt der 57-Jährige den Posten als Vorstandschef an seinen langjährigen Kronprinzen Andy Jassy ab, der bislang die boomende Cloud-Sparte leitete – ein "sentimentaler" Termin, wie Bezos selbst sagte.
Bezos ist heute der reichste Mann der Welt. 1998 wurde er zum Milliardär. Damals expandierte Amazon noch, indem es, neben dem Buchhandel auch mit dem Verkauf von CDs anfing. Das damalige Amazon, bei dem der Aktienkurs bei 7.47 US-Dollar lag, ist nicht mehr zu vergleichen mit dem heutigen Handels-Giganten.
Bezos sorgte immer wieder für Innovationen: Den Prime-Dienst, mit dem Kunden eine kostenlose Lieferung innerhalb von zwei Tagen versprochen wird, rief er 2005 ins Leben, das Cloud-Geschäft des Konzerns, Amazons größter Profittreiber, nur ein Jahr später. Auch vom Filmgeschäft konnte Bezos nicht die Finger lassen: 2011 etablierte er die Streaming-Plattform Amazon Prime, zuletzt kaufte Amazon gar die MGM Filmstudios für 8.45 Milliarden US-Dollar.
Bezos fliegt ins Weltall – und soll dort erstmal bleiben?
Und Bezos? Wie geht es nun weiter für den Spitzen-Manager, den sein Erfolg mit Amazon zum reichsten Menschen der Welt gemacht hat? Das nächste Großprojekt steht schon unmittelbar bevor. "Seit meinem fünften Lebensjahr träume ich davon, ins All zu reisen. Am 20. Juli werde ich diese Reise mit meinem Bruder unternehmen", kündigte Bezos unlängst an.
Ein Vorhaben, das im Netz auch für Lacher und Satire sorgte: Eine Petition mit dem Titel "Do not allow Jeff Bezos to return to earth" (zu Deutsch: "Erlauben Sie Jeff Bezos nicht, zur Erde zurückzukehren") hat bei der Online-Petitionsseite change.org fast 150.000 Unterschriften eingeholt.
Dass Bezos sich künftig ganz seiner Raumfahrt-Leidenschaft widmen wird, ist indes zu bezweifeln. Der Multimilliardär erklärte bereits, dass er durch seinen Rücktritt als Amazon-Vorstandschef nicht nur Zeit für Blue Origin, sondern auch für andere Projekte gewinnen wolle. Dazu zählen seine Stiftungen und die US-Tageszeitung "Washington Post", die seit 2013 in seinem Privatbesitz ist. Doch auch bei Amazon dürfte sein Einfluss weiterhin groß bleiben.
Bezos: "Ich hatte noch nie mehr Energie"
Denn als geschäftsführender Vorsitzender des Verwaltungsrats, der dem Vorstand übergeordnet ist, bleibt Bezos beim weltgrößten Onlinehändler auch künftig der starke Mann im Hintergrund. Als Bezos im Februar seinen Rücktritt als Vorstandschef ankündigte, bemühte sich Amazon rasch, die Bedeutung herunterzuspielen. Der Konzerngründer werde auch in Zukunft "sehr involviert" bleiben – besonders bei großen Entscheidungen, sagte Finanzchef Brian Olsavsky.
Gegenüber den Mitarbeitern erklärte Bezos, dass es bei seiner Entscheidung nicht darum gehe, sich in den Ruhestand zu verabschieden: "Ich hatte noch nie mehr Energie." In seiner zukünftigen Rolle als Verwaltungsratschef wolle er seine Aufmerksamkeit auf neue Produkte und Initiativen ausrichten. Tatsächlich scheint es nach all den Jahren fast unmöglich, sich Amazon und Bezos getrennt voneinander vorzustellen.
- Change.org-Petition: "Do not allow Jeff Bezos to return to earth"
- Forbes.com: "Here’s How Rich Jeff Bezos Got As Amazon’s CEO"
- Nachrichtenagentur dpa-AFX