"Moralisch verwerflich" Daimler will trotz Kurzarbeit deutlich mehr Dividende zahlen
Daimler will für 2020 die Ausschüttung an seine Aktionäre deutlich steigern, obwohl der Autobauer mit hunderten Millionen Euro vom staatlichen Kurzarbeitergeld profitierte. Jetzt hagelt es Kritik, Daimler zeigt kein Verständnis.
Ungeachtet großer Kritik will der Autobauer Daimler am Mittwoch die umstrittene Erhöhung der Dividende für das Jahr 2020 beschließen lassen. Der Vorschlag des Vorstands um Konzernchef Ola Källenius für die digitale Hauptversammlung in Stuttgart sieht eine Ausschüttung von 1,35 Euro pro Aktie vor – die Hälfte mehr als im Vorjahr. Der Antrag dürfte angesichts der Mehrheitsverhältnisse unter den Anteilseignern durchgehen, auch wenn vor allem Nichtregierungsorganisationen vor der Veranstaltung lautstark ihren Unmut kundgetan haben.
Kritik entzündet sich vor allem daran, dass Daimler im Vorjahr durch Kurzarbeitergeld konzernweit rund 700 Millionen Euro sparte – und nun dennoch die Ausschüttungen erhöht. Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre befand, durch dieses Vorgehen mitten in der Pandemie zeige sich Daimler "ignorant für die gesamtgesellschaftliche Stimmung".
Proteste in Stuttgart und Berlin geplant
Die Interessenvertretung Bürgerbewegung Finanzwende bezeichnete das Vorgehen als "moralisch verwerflich". Im Ergebnis würden so Steuergelder, die Beschäftigung sichern und Pleiten verhindern sollten, als Gewinnausschüttungen an Aktionäre weitergeleitet. Mehrere Organisationen kündigten für Mittwochvormittag Protestkundgebungen an – sowohl in Stuttgart als auch in Berlin.
Bei der Hauptversammlung selbst wird die zu erwartende Kritik an der Dividendenerhöhung die Vorstände nur in schriftlicher Form oder via aufgezeichneten Videos erreichen. Wegen der Corona-Beschränkungen sind keine Live-Redebeiträge von Aktionären zugelassen.
Daimler verzeichnete starke Gewinne
Källenius hatte zuletzt darauf verwiesen, dass man für die Leistungen aus der Arbeitslosenkasse auch viele Jahre lang viel Geld in die Sozialversicherung eingezahlt habe. Daimler hatte im Corona-Jahr 2020 vor allem dank einer Erholung im zweiten Halbjahr überraschend starke Gewinnkennzahlen präsentiert.
Für den scheidenden Aufsichtsratschef Manfred Bischoff wird es am Mittwoch die letzte Hauptversammlung im Amt sein. Er soll vom ehemaligen Volkswagen - und BMW -Chef Bernd Pischetsrieder ersetzt werden.
Geplant ist, dass Pischetsrieder direkt nach der Hauptversammlung in einer konstituierenden Aufsichtsratssitzung zum neuen Vorsitzenden des Kontrollgremiums gewählt wird.
- Nachrichtenagentur dpa