Skandal-Konzern Wirtschaftsministerium ermittelt gegen Prüfer der Wirecard-Bilanzen
Welche Rolle spielen die Wirtschaftsprüfer von EY im Skandal um den insolventen Wirecard-Konzern? Sie hatten jahrelang nichts an den Bilanzen zu meckern. Jetzt wird öffentlich: Die Aufseher Altmaiers ermitteln.
Im Skandal um den insolventen Wirecard-Konzern und Luftbuchungen in Milliardenhöhe geraten auch die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young (EY) in die Öffentlichkeit. Schon seit Herbst 2019 ermittelt die Abschlussprüferaufsicht (Apas), die beim Bundeswirtschaftsministerium angesiedelt ist, gegen EY. Das bestätigte ein Sprecher des Ministeriums gegenüber t-online.de.
- Aktiengesellschaft: Was ist das eigentlich?
Zuvor hatte das "Handelsblatt" über einen vertraulichen Bericht der Aufsicht berichtet. Das Ministerium betonte, Apas habe den gesetzlich festgelegten Auftrag, die Einhaltung berufsrechtlicher Pflichten von Abschlussprüfern bei Unternehmen von öffentlichem Interesse zu prüfen. Dazu gehöre auch der Wirecard-Konzern.
Verfahren gegen Wirtschaftsprüfer von EY dauern an
Im Fall Wirecard habe sie im Oktober 2019 ein Vorermittlungsverfahren eingeleitet, "das im Mai 2020 nach Erscheinen des Berichts der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in förmliche Berufsaufsichtsverfahren überführt wurde", so der Ministeriumssprecher. Diese Verfahren dauern demnach an.
KPMG, ein Konkurrent von EY, sollte im Auftrag von Wirecard mit einer Sonderprüfung die Vorwürfe gegen den Konzern aus der Welt räumen – was KPMG aber nicht vermochte. Den Bericht legte KPMG Ende April diesen Jahres vor.
Laut "Handelsblatt" untersucht die Apas sämtliche Jahres- und Konzernabschlussprüfungen ab dem Jahr 2015 durch EY bei Wirecard auf Einhaltung der gesetzlichen und berufsrechtlichen Vorgaben. Bei Pflichtverletzungen hat die Apas weitreichende Sanktionsmöglichkeiten über Geldbußen bis hin zu einem Ausschluss aus dem Beruf.
Wirtschaftsprüfer hatten jahrelang nichts zu beanstanden
EY wird heftig kritisiert, weil die Wirtschaftsprüfer dem Zahlungsdienstleister Wirecard jahrelang eine korrekte Bilanz bescheinigten. Erst Mitte Juni 2020 verweigerten sie dem Konzern ein Testat, segneten die Abschlüsse des vergangenen Jahres also nicht ab.
Daraufhin hatte das Unternehmen einräumen müssen, dass in der Bilanz aufgeführte Gelder von 1,9 Milliarden Euro nicht auffindbar seien. Diese Gelder sollten eigentlich auf Treuhandkonten in Asien liegen.
- Eigene Recherche
- Gespräch mit Sprecher des Wirtschaftsministeriums
- Handelsblatt: "Wirecard-Skandal: Altmaiers Aufseher ermitteln gegen EY – bereits seit Oktober 2019"
- Mit Material der Nachrichtenagentur AFP