Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Volkswagen in der Krise Zurück zu Altbewährtem

Aus Wolfburg kamen zuletzt wenig gute Nachrichten. Um sich für die Zukunft abzusichern, setzt VW-Chef Blume deswegen auf Altbewährtes. Der Mut muss jetzt von anderer Stelle kommen.
Aufregend geht anders. Bei der Vorstellung der Jahreszahlen musste Volkswagen-Chef Oliver Blume einen deutlichen Gewinneinbruch von 15,4 Prozent, nach Steuern von sogar 30,4 Prozent, bekannt geben. Mehr dazu lesen Sie hier. Wenig Erfreuliches also, aber das war in dieser Größenordnung erwartet worden. Blume steht dem Konzern seit zweieinhalb Jahren vor und versucht seitdem, den Spagat zwischen Verbrennermotor und Elektromobilität zu meistern.
Bisweilen ist dies auch ein Spagat zwischen seinem Vorgänger Herbert Diess und den Kunden. Denn Diess hatte das Thema E-Autos im Konzern stark vorangetrieben, noch bevor Konkurrenten nachzogen, und die Produktionskapazitäten deutlich erhöht. Im Nachhinein hält das der eine oder andere hochrangige VWler für einen Fehler. Denn genau an diesen Standorten, wie etwa Zwickau und Dresden, fallen nun besonders viele Jobs weg. Diess‘ Mut hat sich also nicht gelohnt. Denn er ist mit seinen Plänen letztlich an den eigenen teuren Autos und der andauernden Skepsis gescheitert.
Blume bremst
Stattdessen tritt Blume nun auf die Bremse. Es ist kein vollständiger Stopp, aber doch ein deutliches Entschleunigen: E-Mobilität wird nur noch als eine von mehreren Antriebsarten gesehen, ebenso wichtig sollen Hybridfahrzeuge, Range Extender und eben der klassische Verbrenner sein. Offenbar ist das die richtige Herangehensweise, an den Märkten jedenfalls sind die VW-Aktien trotz des Umsatzeinbruchs am Dienstag gestiegen.
Der Grund: In Deutschland sind viele Menschen weiterhin skeptisch, was E-Autos betrifft – meist zu Unrecht. Denn ein häufig vorgebrachtes Argument ist die Sorge um mangelnde Reichweite. War das bei den ersten E-Modellen noch eine verständliche Angst, schaffen neuere Autos oft mehr als 300 Kilometer, ohne neu zu laden, bei den Spitzenreitern sind es sogar um die 600 Kilometer.
Auch die Kritik an fehlenden Ladepunkten kann nur teilweise stimmen, immerhin gibt es deutschlandweit mittlerweile mehr als 125.000 öffentliche Ladepunkte, viele E-Auto-Besitzer laden zudem privat zu Hause ihr Auto auf. Allerdings haben viele Mieter oder Bewohner von Mehrfamilienhäusern keinen Zugang zu privaten Lademöglichkeiten.
Oft entscheidet der Preis
Letztlich geht es wohl vor allem auch um den Preis. Strom ist zwar auch in Deutschland günstiger als Benzin, aber die E-Autos selbst, gerade auch von VW, waren bis zuletzt in der Anschaffung deutlich teurer als Verbrennermodelle. In Summe führt das dazu, dass der E-Auto-Anteil in Deutschland aktuell bei 3,3 Prozent liegt. Bei den Neuzulassungen im Jahr 2024 machten E-Autos 13,4 Prozent aus.
Die bittere Erkenntnis für die Umwelt, aber auch die Konzernspitze lautet daher: So schnell wie gedacht wird das nichts mit der grünen Transformation. VW will mit einem günstigeren E-Modell für 20.000 Euro am Preisargument rütteln. Doch das allein wird nicht reichen. Gebraucht wird wohl auch eine staatliche Förderung.
Das zeigt der Blick in andere Länder, wo die Wende rasant vollzogen wurde. In Norwegen etwa waren im Jahr 2024 fast 90 Prozent der neu verkauften Fahrzeuge E-Autos. Insgesamt machten E-Autos damit 28,9 Prozent aller Autos aus. Dort hatte die Politik unter anderem Steuer-, Maut- und Parkvergünstigungen für E-Autos eingeführt, um so die Attraktivität zu erhöhen.
Ob sich die künftige Bundesregierung auf ähnlich kostenintensive Förderungen einlässt, bleibt abzuwarten. Die SPD hatte in ihrem Wahlprogramm die Möglichkeit zur steuerlichen Anrechnung eines E-Autos vorgeschlagen. Die Union hingegen will keine E-Auto-Subventionen, setzt auf günstigeren Strom und will auf EU-Ebene das Verbrenner-Aus kippen. Für VW und die künftige Strategie wird daher auch entscheidend sein, welche Partei sich in den Koalitionsverhandlungen durchsetzt.
- Eigene Überlegungen