Runden statt Klimpergeld Bundesbank-Initiative fordert Abschaffung von Cent-Münzen

Eine Kommission der Deutschen Bundesbank schlägt vor, Ein- und Zwei-Cent-Münzen aus dem Umlauf zu nehmen. Doch laut einer Umfrage bleibt fast die Hälfte der Verbraucher in Deutschland skeptisch.
Finnland macht's. Die Niederlande. Und auch Italien. Ein- und Zwei-Cent-Münzen wandern in den Euro-Staaten an der Kasse nicht mehr über die Theke, stattdessen werden die Summen auf den nächsten Fünf-Cent-Betrag gerundet. Eine Initiative schlägt ein solches Vorgehen auch für Deutschland vor.
"Das Bundesfinanzministerium wird gebeten, sich für eine gesetzliche Rundungsregelung in Deutschland einzusetzen und diese voranzutreiben", heißt es in einer von der Bundesbank veröffentlichten Mitteilung des "Nationalen Bargeldforums".
Banknoten und andere Bargeldmünzen bleiben im Umlauf
Die Deutsche Bundesbank hatte das Forum im vergangenen Jahr selbst einberufen. Vertreten sind unter anderem Banken, Handel und Verbraucherschutzverbände. Das Gremium stellt zur Sicherheit auch schon mal klar: "Bargeld als allgemein verbreitetes Zahlungsmittel zu sichern und verfügbar zu halten." Geldscheine und andere Bargeldmünzen bleiben. Nur die kupferroten Ein- und Zwei-Cent-Münzen sollen aus dem Umlauf genommen werden.

Und so soll's gehen
Runden: An der Kasse sollen Beträge künftig auf- und abgerundet werden. Aus 14,02 Euro an der Ladentheke werden dann 14,00 Euro. Aus 1,99 für eine Tafel Schokolade werden 2,00 Euro. Das schlägt die Initiative "Nationales Bargeldforum" der Deutschen Bundesbank vor.
Erfahrung: In anderen Euro-Staaten wie Estland, Finnland, Niederlande oder Belgien läuft so längst das Business. Offiziell abgeschafft sind die Ein- oder Zwei-Cent-Münzen aber auch dort nicht. Das muss die EU besiegeln.
Die Begründung für den Verzicht auf das Kupfergeld ist denkbar einfach: "Insgesamt sind die ökonomischen und ökologischen Kosten für Herstellung, Verpackung und Transport der Ein- und Zwei-Cent-Münzen im Verhältnis zu ihrem Nennwert hoch", begründet Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz den Vorstoß.
Der Mann saß früher für die CDU im Europaparlament. Er hat den Euro im Blick. Aber auch die Wirtschaftlichkeit. Wenn wir auf den Umlauf von Ein- und Zwei-Cent-Münzen verzichteten, würde Bargeld für die Nutzerinnen und Nutzer attraktiver. Außerdem wäre der Bargeldkreislauf nachhaltiger und effizienter", sagt Balz, der die Initiative zum Bargeldforum gab.
Zustimmung von Verbraucherverbänden, Skepsis beim Handel
Ähnlich sieht es auch Dorothea Mohn, Finanzmarktexpertin beim Verbraucherzentrale Bundesverband. "Der Verzicht auf Ein- und Zwei-Cent-Münzen würde die Kosten senken und den Bargeldkreislauf insgesamt effizienter und nachhaltiger machen", erklärt sie. Und sieht durch einen möglichen Verzicht auch einen praktischen Nutzen: ""An der Supermarktkasse den letzten Cent aus der Geldbörse zu suchen, macht vielen keine Freude." Aber zur Sicherheit betonte auch Verbraucherschützerin Mohn: Bargeld sei und bleibe für viele Verbraucherinnen und Verbraucher das Zahlungsmittel Nummer Eins.
Zurückhaltender urteilt der Handelsverband HDE. Für den Einzelhandel sind krumme Beträge im Wettbewerb um die Kundschaft ein wichtiges Instrument zur Preisdifferenzierung. Der Handel stelle sich aber Initiativen anderer Akteure nicht entgegen, wenn von dort ein Impuls zur Rundung von Endbeträgen erfolge, teilte der HDE mit.
Allerdings weist HDE-Zahlungsdienstexperte Ulrich Binnebößel darauf hin, dass noch etliche Fragen zu klären wären: "Eine Rundung muss für alle Handelsunternehmen verpflichtend sein. Zudem sollten ausreichende Umsetzungsfristen für Wirtschaftsakteure und umfangreiche Kommunikationsmaßnahmen für Verbraucher vorgesehen werden."
Deutschland steht auf Cash
Umfragen zufolge sind Kleinmünzen nicht sehr beliebt: Im jüngsten Eurobarometer, das jährlich von der EU-Kommission in den EU-Staaten in Auftrag gegeben, sprachen sich 61 Prozent der Befragten dafür aus, Ein- und Zwei-Cent-Münzen aus dem Umlauf zu nehmen. Die höchste Zustimmung für die Abschaffung wurde in der Slowakei erzielt (85 Prozent), die niedrigste Zustimmung in Griechenland (14 Prozent). Deutschland liegt mit einer Zustimmung von 53 Prozent im unteren Mittelfeld. Deutschland steht auf Bargeld.
- Nachrichtenagentur dpa
- Pressemitteilung der Deutschen Bundesbank