Nach Verkauf Diese Real-Märkte müssen noch dieses Jahr schließen
Nach dem Verkauf an einen russischen Investor müssen zeitnah sieben Real-Märkte schließen. Rund 650 Mitarbeiter bangen nun um ihre Jobs. Weitere Märkte werden bald folgen.
Die Supermarktkette Real hat noch vor ihrem endgültigen Verkauf an ein Investorenkonsortium das Aus für sieben Filialen beschlossen. Das sagte ein Real-Sprecher t-online.de.
Zum Jahresende sollen demnach die Geschäfte in Bamberg und Deggendorf (Niederbayern), im rheinland-pfälzischen Bad Sobernheim und im niedersächsischen Papenburg ihr Tore schließen. Ende März 2021 sollen die Geschäfte in Augsburg und in Wildau bei Berlin folgen, Ende Juni 2021 auch die Filiale im nordrhein-westfälischen Rheine. Insgesamt sind davon 650 Mitarbeiter betroffen. Zuvor hatten Zeitungen der Funke-Gruppe darüber berichtet.
Großteil der Real-Märkte soll verkauft werden
Die Schließungen seien mit dem künftigen Real-Eigentümer besprochen, berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Der künftige Real-Besitzer SCP aus Russland hatte bereits kurz nach der Unterzeichnung des Kaufvertrages mit der Metro angekündigt, rund 30 Filialen mangels Zukunftsperspektiven schließen zu wollen. Ob zu diesen 30 Märkten allerdings auch die jetzigen sieben Märkte gehören, konnte der Real-Sprecher auf t-online.de-Nachfrage nicht sagen.
Der Rest der Supermarktkette soll zerschlagen werden. Ein Großteil der 276 Real-Märkte soll an Wettbewerber wie Kaufland, Globus oder Edeka verkauft werden. Nur ein Kern von 50 Filialen soll noch 24 Monate unter dem Namen Real weitergeführt werden.
Die Gewerkschaft Verdi ist alarmiert. "Das ist ein bitterer Tag für die Beschäftigten bei Real, und es sind wohl leider nicht die letzten schlechten Nachrichten nach diesem desaströs geführten Verkaufsprozess", sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger am Mittwoch.
Verdi: Bis zu 10.000 Arbeitsplätze sind in Gefahr
Sie hatte am Vorabend Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) aufgefordert, aktiv zu werden und alle Beteiligten an einen Tisch zu holen. "Es geht um 34.000 Menschen mit ihren Familien, die nicht wissen, ob sie in einem Jahr noch Arbeit haben", sagte sie in Düsseldorf. Hier sei die Bundesregierung gefordert.
Die Gewerkschaft sieht nach früheren Angaben im Zuge der Übernahme bis zu 10.000 Arbeitsplätze in Gefahr. Dabei geht es nicht nur um die 30 Filialen, die geschlossen werden sollen. Auch die Zukunft der Arbeitsplätze bei den 50 Filialen, die als Real-Kern noch mindestens 24 Monate weiterbetrieben werden sollen, sei ungewiss, meinte der Verdi-Bundesfachgruppenleiter für den Einzelhandel, Orhan Akman.
"Niemand ist in der Lage, ein Unternehmen mit lediglich 50 Warenhäusern auf Dauer wirtschaftlich zu betreiben", ist der Branchenkenner überzeugt. Das Ganze sei nicht mehr als eine "Beruhigungspille" für die Mitarbeiter.
Viele Märkte müssen renoviert werden
Selbst bei den Geschäften, die an Wettbewerber abgegeben werden, können die Beschäftigen laut Verdi nicht sicher sein, ihre Jobs zu behalten. Denn viele der Real-Filialen müssten aufwendig renoviert oder sogar in mehrere Läden aufgeteilt werden, um eine Zukunft zu haben. Dies während des laufenden Betriebs zu machen, sei in vielen Fällen eine Illusion.
Die Gewerkschaft befürchtet, dass vielen Mitarbeitern wegen der langen Umbauzeiten am Ende doch gekündigt werden könnte und sie sich später bei den Nachfolgeunternehmen neu bewerben müssen. Damit würden sie ihre zum Teil über Jahrzehnte angehäuften sozialen Ansprüche verlieren. Um das zu verhindern, will Verdi versuchen, mit SCP und den potenziellen Käufern von Real-Filialen wie Kaufland oder Edeka Sozialtarifverträge abzuschließen, die einen reibungslosen Übergang garantieren.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagentur dpa