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Deutsche Wirtschaft: Konjunkturaussichten verdüstern sich


Aussichten werden trüber
Die Konjunktursorgen haben ihren Ursprung auch in Deutschland

dpa, Friederike Marx

17.12.2018Lesedauer: 3 Min.
Zwei unfertige Porsche Macan: Die Bundesbank erwartet nach Konjunkturdelle keinen Jahresendspurt.Vergrößern des Bildes
Zwei unfertige Porsche Macan: Die Bundesbank erwartet nach Konjunkturdelle keinen Jahresendspurt. (Quelle: Jan Woitas/ZB/dpa)

Der Bauboom dauert an, der Arbeitsmarkt läuft auf Hochtouren. Dennoch trüben sich die Aussichten für die deutsche Wirtschaft ein. Neben internationalen Handelskonflikten spielen auch hausgemachte Probleme eine Rolle.

Probleme der Autoindustrie machen nach Einschätzung der Bundesbank Hoffnungen auf einen Jahresendspurt der deutschen Wirtschaft zunichte. Die Normalisierung in der für Deutschland so wichtigen Branche erfolge möglicherweise langsamer als anfänglich angenommen, heißt es im Monatsbericht der Notenbank.

Konjunktursorgen

Ein Grund dürfte die Verunsicherung der Verbraucher durch die Debatte um Dieselfahrverbote sein. Konsumenten schienen sich mit Autokäufen zurückzuhalten. Zugleich wachsen die Konjunktursorgen mittelständischer Firmen. Die Baubranche rechnet dagegen mit einer Fortsetzung des Booms.

Insgesamt dürfte die deutsche Wirtschaft im laufenden Vierteljahr trotz gewisser Aufholeffekte in der Automobilbranche nicht stärker als im Mittel des ersten Halbjahres wachsen, erklärt die Notenbank. Die Ökonomen erwarten nach der Delle im Sommer damit keine kräftige Aufholjagd zum Jahresende.

Problematische Faktoren

Im dritten Quartal 2018 war die deutsche Wirtschaft gebremst vor allem von Problemen in der Autoindustrie bei der Umstellung auf neue europaweite Abgastests (WLTP) erstmals seit dreieinhalb Jahren geschrumpft.

Mittelständische Unternehmen blicken laut einer Erhebung der DZ Bank und des Bankenverbandes BVR deutlich skeptischer in die Zukunft als zuletzt. "Lange hat sich der Mittelstand erfolgreich gegen geopolitische Risiken wie den Handelsstreit zwischen den USA und China oder den bevorstehenden Brexit behauptet. Inzwischen belasten diese Faktoren den Ausblick sichtbar", erläutert Uwe Berghaus, Firmenkundenvorstand der DZ Bank.

Hinzu kämen der Fachkräftemangel und zunehmende Bürokratie. Noch sei die Geschäftslage gut. "Doch das ist so etwas wie die Ruhe vor dem Sturm. Das Wetter wird rauer", sagt Berghaus.

Baubranche boomt

Optimistisch blickt hingegen die Baubranche in das kommende Jahr. Die Auftragsbücher der Baufirmen sind so voll wie nie. Mit einem Wert von 47,6 Milliarden Euro lag der Auftragsbestand im September um 14 Prozent über dem starken Vorjahreswert. In einigen Orten ist es für Bauwillige schwierig, ein Unternehmen zu finden, wie der Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Peter Hübner, sagt.

Um mehr bauen zu können, stellen die Firmen weiter ein. 20.000 neue Bauleute ließen die Mitarbeiterzahl in diesem Jahr auf 832.000 steigen, nächstes Jahr erwarten die Firmen weitere 18.000 neue Kollegen. "Wir blicken zurück auf ein gutes Baujahr und sind für das nächste Jahr ganz optimistisch", sagt Reinhard Quast, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes in Berlin.

Konjunktursorgen träfen die Baubranche noch nicht, heißt es. Für dieses Jahr gehen die Bauverbände von einem Umsatzplus von sechs Prozent aus, was preisbereinigt noch 1,5 Prozent entspreche. Im nächsten Jahr werden ebenfalls sechs beziehungsweise ein Prozent erwartet.

Gute Lage auf dem Arbeitsmarkt

Auch in der Industrie steigt die Zahl der Beschäftigten. Ende Oktober 2018 waren 5,7 Millionen Menschen (plus 2,8 Prozent) in den Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes mit 50 und mehr Beschäftigten tätig. Das war nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ein Höchststand seit Beginn der Zeitreihe im Januar 2005. Die historische gute Lage auf dem Arbeitsmarkt und steigende Löhne halten den Privatkonsum am Laufen. Die Konsumlust der Verbraucher ist eine wichtige Konjunkturstütze in Europas größter Volkswirtschaft.


Für das Gesamtjahr 2018 hatte die Bundesbank jüngst ihre Prognose nach unten korrigiert. Die Ökonomen gehen nun von 1,5 Prozent Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt aus. Vor einem halben Jahr hatten sie noch ein Plus von 2,0 Prozent für möglich gehalten. Andere Ökonomen und Institute hatten ihre Konjunkturprognosen zuletzt ebenfalls gesenkt.

Weltpolitische Unsicherheiten und wirtschaftliche Abschottung dämpfen auch den Konjunkturoptimismus der Europäische Zentralbank (EZB) für den Euroraum. Insgesamt hält die Bundesbank den seit Jahren andauernden Aufschwung der deutschen Wirtschaft aber weiterhin für robust.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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