Unglückliche "Generation Mitte" Diese Sorgen haben die 30- bis 59-Jährigen
Gute Lage – schlechte Stimmung: Die Deutschen mittleren Alters sind in Sorge. Viele fürchten vor allem um die politische Stabilität. In anderen Bereichen sind die Menschen positiv gestimmt.
Die Deutschen mittleren Alters sorgen sich um die politische und gesellschaftliche Stabilität. Zwei Drittel der 30- bis 59-Jährigen bewerteten den gesellschaftlichen Zusammenhalt als schwach bis sehr schwach, wie aus einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach für den Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zur sogenannten Generation Mitte hervorgeht. Die eigene ökonomische Lage sehen aber viele positiv.
"Materialistischer, egoistischer und intoleranter"
Das Vertrauen in die politische Stabilität sank laut Umfrageergebnis demnach dramatisch. Lediglich 27 Prozent der Altersgruppe erklärten, die politische Stabilität trage bei ihnen zu einem Gefühl der Sicherheit bei. Bei einer Vorläuferbefragung 2015 waren es mit 49 Prozent noch fast doppelt so viele gewesen. Aktuell ist nur ein Drittel der Befragten der Generation Mitte überzeugt, in "glücklichen Zeiten" zu leben.
42 Prozent bezeichneten die Zeiten als "ausgesprochen schwierig", die deutsche Gesellschaft werde "materialistischer, egoistischer und intoleranter". "Trotz der materiellen Zufriedenheit ist die Generation Mitte durch die weltweiten Krisen, den Verlust an politischer Stabilität in Deutschland und die Veränderung des gesellschaftlichen Klimas zutiefst verunsichert", erklärt die Geschäftsführerin des Allensbach-Umfrageinstituts, Renate Köcher.
Jeder Vierte hat Jobsorgen
Die Bilanz zur eigenen ökonomischen Situation und zu Aspekten der Selbstverwirklichung fiel dagegen häufig positiv aus. 57 Prozent meinten, ihre finanziellen Möglichkeiten seien besser als die ihrer Eltern. 50 Prozent waren der Auffassung, sie hätten es leichter als diese, ihr Leben so zu leben, wie sie es wollten.
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Lediglich zwölf Prozent der mittleren Altersgruppen machen sich Sorgen um ihren Arbeitsplatz. In konjunkturell schwächeren Zeiten sind nach Angaben der Studienverfasser Werte von 25 Prozent bis 35 Prozent üblich. Allerdings gibt es dabei deutliche Unterschiede je nach individueller sozioökonomischer Situation, wie diese betonten.
So machen sich 25 Prozent der Menschen aus "schwächeren ökonomischen Schichten" Sorgen um ihren Job, während es bei den Befragten aus "mittlerer sozioökonomischer Schicht" neun Prozent und bei den Menschen aus "höherer sozioökonomischer Schicht" drei Prozent sind.
Auch im Vergleich zu ihren Eltern sehen Mitglieder der "Generation Mitte" neben Verbesserungen zugleich Einbußen an Lebensqualität. 61 Prozent waren der Meinung, die vorige Generation habe es leichter gehabt, Stress und Hektik zu entgehen. 45 Prozent betonten, ihre Eltern hätten mehr Planungssicherheit gehabt.
30- bis 59-Jährigen sind "Leistungsträger unserer Gesellschaft
Die jährliche Umfrage zur "Generation Mitte" gibt der GDV seit 2013 in Auftrag, dieses Jahr wurden dafür im Juli 1.048 Teilnehmer interviewt. Politische und gesellschaftliche Tendenzen sowie eine generationsübergreifende Lebensbilanz standen dabei im Mittelpunkt.
Die rund 35 Millionen Menschen im Alter zwischen 30 und 59 Jahren stellen nach Angaben der Versicherer 70 Prozent der Arbeitskraft und erwirtschaften über 80 Prozent der steuerpflichtigen Einkünfte in Deutschland. Sie stünden mitten im Berufsleben, erzögen Kinder und finanzierten die Sozialsysteme. Sie seien die "im wahrsten Sinne des Wortes der 'Leistungsträger' unserer Gesellschaft".
- dpa-afx, afp