Nachlassender Reformeifer "Frankreich wird Deutschland als Wachstumslokomotive ablösen"
Experten prognostizieren Frankreich für die kommenden Jahre ein schnelleres Wachstum als Deutschland. Das führen sie auch auf nachlassende Reformbereitschaft zurück.
"Frankreich hat ein goldenes Jahrzehnt vor sich und wird Deutschland schon bald als Wachstumslokomotive an der Spitze der Währungsunion ablösen", sagte der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, der "Welt am Sonntag". Das schreibt der Ökonom auch dem Umstand zu, dass es hierzulande an Reformen fehle: "Dem Land geht es so gut, dass sich die Politik mehr um Wohltaten als um Reformen kümmert."
Er sei daher überzeugt, dass Deutschland ins obere Mittelfeld in Europa abrutschen und den Platz an der Spitze der großen Länder an Frankreich abgeben werde. "Deutschland geriert sich wie ein Spitzensportler, der so weit vor den anderen ist, dass er meint, weniger trainieren zu müssen", so Schmieding. "Frankreich hingegen ist dabei, kräftig zu trainieren – und wird Deutschland daher im Wettbewerb um die Goldmedaille schlagen."
Viele Reformen wirken noch gar nicht
"Frankreich steht vor einem Comeback", sagte auch Bruno Cavalier, Chefökonom der Bank Oddo-BHF. Auch an den Finanzmärkten habe sich der Blick auf Frankreich seit dem Beginn der Amtszeit von Präsident Emmanuel Macron spürbar geändert, betonte Didier Saint-Georges vom Vermögensverwalter Carmignac: "Bemerkenswert ist, dass die Ergebnisse all der Reformen erst mittelfristig Ergebnisse zeigen werden, aber bereits jetzt eine psychologische Wirkung haben."
Zuletzt ist in Frankreich die Stimmung von Verbrauchern und Unternehmen spürbar gestiegen, und auch auf dem Arbeitsmarkt gibt es Anzeichen für eine Wende zum Besseren.
Quelle:
- Reuters