Gebeutelt trotz Wachstum Was die EU den Krisenländern bis 2016 zutraut
Die EU-Kommission traut der Eurozone nach zwei Rezessionsjahren in Folge einen zarten Aufschwung zu. Wachsen dürften in diesem und dem kommenden Jahr dann auch die meisten Krisenländer. Dennoch bleiben sie gebeutelt. Ein Überblick über die EU-Prognosen.
Griechenland drückt die Schuldenlast
Das am schwersten von der Schuldenkrise betroffene Land steht vor einem Comeback: Das Bruttoinlandsprodukt soll 2014 erstmals seit sechs Jahren wieder wachsen - um 0,6 Prozent. "Die Erholung in der Eurozone dürfte für eine Belebung der Warenexporte sorgen", erwartet die EU-Kommission. 2015 soll das Bruttoinlandsprodukt sogar um 2,9 Prozent zulegen. "Sowohl die Investitionen als auch der private Konsum sollten dazu deutlich beitragen." Die Arbeitslosigkeit in Griechenland dürfte nur langsam zurückgehen: Von 27,3 Prozent im Vorjahr auf 24 Prozent im kommenden Jahr.
Die Verschuldung bleibt ebenfalls problematisch: Zwar soll die Neuverschuldung kräftig sinken - von 12,7 Prozent 2013 auf 1,0 Prozent 2015. Doch der Schuldenberg dürfte dann immer noch 172,4 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmachen. Die EU-Verträge schreiben eigentlich eine Obergrenze von 60 Prozent vor.
Spanien weiter mit hoher Arbeitslosigkeit
Die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone soll 2014 nach zwei Rezessionsjahren in Folge wieder wachsen - und zwar um 1,1 Prozent, 2015 um 2,1 Prozent. "Der private Konsum dürfte zunehmend an Schwung gewinnen, unterstützt von einer positiven Entwicklung der Beschäftigung, wachsenden Realeinkommen sowie einer sehr niedrigen Inflation", erklärte die Kommission. Dennoch bleibt die Arbeitslosenquote mit rund 25 Prozent mehr als doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Eurozone.
Beim Schuldenabbau kommt Spanien nicht voran. Das Haushaltsdefizit soll zwar in diesem Jahr von 7,1 auf 5,6 Prozent sinken, 2015 aber wieder auf 6,1 Prozent steigen. Brüssel erwartet bis 2015 auch einen Anstieg des Schuldenbergs im Verhältnis zur Wirtschaftskraft auf fast 104 Prozent.
Frankreich wächst langsamer als die Eurozone
Frankreichs Wachstum soll 2014 mit 1,0 Prozent und 2015 mit 1,5 Prozent unter dem Durchschnitt der Eurozone von 1,2 und 1,7 bleiben. Trotz wachsender Auslandsnachfrage dürfte unter dem Strich ein Handelsdefizit stehen. Die Arbeitslosenquote soll in diesem Jahr von 10,3 auf 10,4 Prozent steigen, für 2015 sind 10,2 Prozent veranschlagt.
Die nach Deutschland zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone kommt beim Abbau der Neuverschuldung kaum voran. Das Defizit im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt soll 2014 auf 3,9 Prozent und 2015 auf 3,4 Prozent sinken. Erlaubt sind drei Prozent. Der Schuldenberg soll bis nächstes Jahr auf 96,6 Prozent der Wirtschaftsleistung anschwellen.
Italien zuversichtlich bei Neuverschuldung
"Italiens Wirtschaft erholt sich langsam, unterstützt vom Export", prophezeit die Brüsseler Behörde. Nach zwei Rezessionsjahren soll es 2014 um 0,6 Prozent nach oben gehen, 2015 dann um 1,2 Prozent. Damit hinkt Italien aber dem Tempo der Eurozone hinterher. Die Arbeitslosenquote soll im kommenden Jahr mit 12,5 Prozent über dem Niveau von 2013 verharren.
Der Schuldenstand bleibt hartnäckig hoch: 2015 soll er mit 133,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts über dem Niveau von 2013 liegen. Höher ist die Quote nur in Griechenland. Immerhin: Italiens Neuverschuldung dürfte in beiden Prognosejahren unter der erlaubten Drei-Prozent-Grenze bleiben.
Zypern gibt viel Grund zur Sorge
Hier sind noch keine großen Fortschritte in Sicht. Das Bruttoinlandsprodukt soll in diesem Jahr mit 4,8 Prozent fast so stark einbrechen wie 2013. "Weitere Lohnsenkungen belasten die private Nachfrage", so die Kommission. Zudem muss der Staat sparen. Erst 2015 soll es dann zu einem Plus von 0,9 Prozent reichen. Die Arbeitslosenquote soll in diesem Jahr auf den Rekordwert von 19,2 Prozent nach oben schnellen, 2015 soll sie auf 18,4 Prozent sinken.
Das Staatsdefizit soll erst auf 5,8 Prozent und im kommenden Jahr sogar auf 6,1 Prozent steigen. Der Schuldenberg dürfte dann den Rekordwert von 126,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes erreichen.
Portugal will wieder alleine gehen
Die Regierung ist hoch optimistisch: Portugal will den Euro-Rettungsschirm in diesem Monat ohne Netz und doppelten Boden verlassen. Der dreijährige Abschwung endet in diesem Jahr, prophezeit auch Brüssel. Dann soll ein Wachstum von 1,2 Prozent herausspringen, das sich 2015 auf 1,5 Prozent erhöhen soll. "Die Erholung scheint an Schwung zu gewinnen, ausgewogener und stärker von der Binnennachfrage getrieben zu werden", erklärte die Kommission.
Bis 2015 soll die Arbeitslosenquote auf 14,8 Prozent sinken, 2013 waren es noch 16,5 Prozent. Dann könnte sich die Neuverschuldung mit 2,5 Prozent der Wirtschaftsleistung nach Jahren erstmals wieder im erlaubten EU-Rahmen bewegen. Der Schuldenstand dürfte nach dem Rekordwert von 129,0 Prozent im vorigen Jahr bis 2015 wieder auf 124,8 Prozent schrumpfen.
Irland hofft auf flottes Konjunktur-Tempo
Irland macht ebenfalls Fortschritte. 2014 dürfte die Wirtschaft mit 1,7 Prozent überdurchschnittlich wachsen. Das Tempo dürfte sich 2015 auf 2,9 Prozent beschleunigen. Sowohl Konsum als auch Exporte dürften immer besser in Schwung kommen. Bis 2015 soll die Arbeitslosenquote auf 10,9 Prozent fallen, nachdem sie 2013 noch bei 13,1 Prozent lag. Das Defizit soll 2015 auf 4,0 Prozent sinken und damit erstmals seit langem wieder in die Reichweite der Drei-Prozent-Grenze rücken.