"Krimineller" Vorgang Fitschen rügt Informationsleck bei BaFin
Jürgen Fitschen ist verstimmt: Den Co-Chef der Deutschen Bank hat die Veröffentlichung eines Brandbriefs der deutschen Finanzaufsicht BaFin zur Libor-Affäre erzürnt. Auf dem Neujahrsempfang des Finanzinstituts in Hannover nannte der Manager das Informations-Leck einen "kriminellen" Vorgang, wie die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" (HAZ) berichtete.
Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hatte in seiner jüngsten Ausgabe aus einem vertraulichen Bericht der BaFin zitiert. Demnach habe der Vorstand um Jürgen Fitschen und Anshu Jain die Affäre um manipulierte Zinssätze nicht angemessen aufgearbeitet.
Zweifel an angekündigtem Kulturwandel
"Als neuer Vorstand haben Sie zwar einen Kulturwandel angekündigt", zitierte das Magazin aus dem an die Deutsche Bank gerichteten Schreiben. "Im vorliegenden Fall entsteht jedoch der Eindruck, dass Sie klare Konsequenzen, insbesondere personeller Art, nicht gezogen haben."
Fitschen bezeichnete den "Spiegel"-Bericht als "irreführend", wie ein Sprecher bestätigte. Die Auszüge aus dem Brief an die Bank seien aus dem Zusammenhang gerissen worden. Der "HAZ" zufolge sagte Fitschen, die Bank prüfe wegen der Indiskretion auch rechtliche Schritte. "Der Spiegel" und die BaFin wollten sich dazu nicht äußern.
Fitschen wehrt Vorwürfe ab
Fitschen forderte die Besucher des Empfangs auf, "sich nicht von den Schlagzeilen beeindrucken zu lassen". Die Bank habe aus Exzessen der Vergangenheit ihre Schlüsse gezogen und arbeite daran, verlorenes Vertrauen wiederzugewinnen.
"Wir werden uns von diesem Kurs nicht abbringen lassen", sagte Fitschen, der auch Präsident des deutschen Bankenverbandes ist. Er hatte sich in den vergangenen Monaten häufiger heftig gegen Kritik an der Branche und an der Bank selbst gewehrt. Unter anderem hatte der Manager sich einen Schlagabtausch mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble geliefert.