Banken-TÜV Die EZB nimmt 128 Geldhäuser unter die Lupe
Die Europäische Zentralbank (EZB) bereitet sich auf ihre künftige Rolle als Bankenwächterin der Eurozone vor und nimmt dazu die 128 wichtigsten Kreditinstitute der Währungsgemeinschaft unter die Lupe. Auch 24 deutsche Banken - so viele wie aus keinem anderen Land - müssen sich dem Banken-TÜV unterziehen, wie die EZB mitteilte.
Bilanzen auf dem Prüfstand
Die Kreditinstitute müssen in dem Test ein Eigenkapitalpolster von acht Prozent ihrer Bilanzrisiken vorweisen. Eine eingehende Überprüfung der Bankbilanzen zum Stichtag 31. Dezember 2013 und ein Stresstest der Überlebensfähigkeit der Institute in einer Krise soll die Voraussetzungen schaffen, dass die Notenbank im November 2014 die Aufsicht über die wichtigsten Banken der Eurozone übernehmen kann. Mit Ergebnissen der Testreihe sei erst in einem Jahr zu rechnen.
"Transparenz ist das vorrangige Ziel", sagte EZB-Präsident Mario Draghi. Die Banken in Europa hätten zwar in den fünf Jahren seit der Finanzkrise schon viel getan, um ihre Bilanzen aufzuräumen und ihre Geschäftsmodelle umzubauen. Sie hätten 225 Milliarden Euro Kapital eingesammelt und weitere 275 Milliarden Euro an Staatshilfen erhalten, erklärte die EZB.
Test soll Vertrauen wiederherstellen
Trotzdem sei an den Finanzmärkten der Eindruck haften geblieben, dass die Bilanzen der Banken nicht transparent genug seien und in ihnen noch unerkannte Risiken schlummerten. "Wir erwarten, dass diese Überprüfung das Vertrauen des privaten Sektors in die Banken der Eurozone und in die Qualität von deren Bilanzen stärken wird", erklärte Draghi.
In dem dreistufigen Test nimmt die EZB alle Banken ins Visier, die in einem Jahr von ihr beaufsichtigt werden könnten - also auch Grenzfälle, die etwa knapp unter der dafür festgelegten Schwelle von 30 Milliarden Euro Bilanzsumme liegen. Die Entscheidung, wer tatsächlich unter die Ägide der EZB kommt, fällt erst im nächsten Jahr auf Basis der Jahresabschlüsse 2013. Die 24 deutschen Teilnehmer decken nach Angaben der Bundesbank und der Finanzaufsicht BaFin 65 Prozent des Bankensektors ab - europaweit sind 85 Prozent erfasst.
Deutsche Banken im EZB-Visier
Die Deutsche Bank und die Commerzbank, die DZ Bank und die sechs großen Landesbanken waren gesetzt. Doch auch die IKB, im Jahr 2007 das erste Opfer der Finanzkrise in Deutschland, und der Absatzfinanzierer Volkswagen Bank sowie die Muttergesellschaft der Bausparkasse Wüstenrot müssen sich der Prüfung unterziehen. Die Förderbank KfW untersteht zwar nicht der Bankenaufsicht, wohl aber ihr Exportfinanzierer KfW-IPEX. Als einzige Sparkasse ist die Hamburger Haspa mit von der Partie.
Die deutschen Banken bereiteten sich bereits intensiv auf die Bilanzprüfung vor, erklärten BaFin und Bundesbank. "Ich bin überzeugt davon, dass sich der Kraftakt lohnt, denn wir bekommen mit dem einheitlichen Aufsichtsmechanismus die Chance, aus allen Aufsichtskulturen der Eurozone das Beste herauszuholen", sagte Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Lautenschläger. Sorgfalt gehe vor Schnelligkeit, mahnte BaFin-Chefin Elke König.
Eigenkapital-Vorgabe kein Problem
Die Acht-Prozent-Hürde, die die Banken beim Bilanztest überspringen müssen, haben die meisten großen Institute in den vergangenen Jahren locker genommen. Sie entspricht dem Wert, den Banken weltweit eigentlich erst Anfang 2019 erreichen müssten - zuzüglich eines Puffers von einem Prozentpunkt.
Nach Angaben der Notenbanker liegt die Kapitalausstattung der größten Banken in Europa im Mittel bei fast zwölf Prozent. Experten erwarten, dass trotzdem einige der teilnehmenden Banken über den Test stolpern werden. Denn die EZB ermittelt genau, ob sie die Risiken in ihren Bilanzen richtig bewertet haben. So gibt es etwa zum ersten Mal überhaupt eine einheitliche Definition, wann ein Kredit als "faul" - also ausfallgefährdet - gilt. Sie lehnt sich an die Gepflogenheiten in Deutschland an.
In einem Punkt kommt die EZB den Banken entgegen: Sie legt bei dem Test für die Zusammensetzung des Eigenkapitals nur die Maßstäbe an, die im kommenden Jahr 2014 gelten - und nicht wie befürchtet die endgültigen Basel-III-Vorschriften, die 2019 in Kraft treten. Damit werden beispielsweise Staatshilfen zum Teil noch anerkannt. Beim Stresstest will sie strenger sein.