PR-Aktion geht schief Ryanair-Chef twittert sich um Kopf und Kragen
Ryanair-Chef Michael O'Leary ist sicherlich nicht der diplomatischste Luftfahrtmanager der Welt. Aber manchmal könnte man sich schon fragen, was in dem Mann vorgeht, der die Billigfluglinie von einem defizitären Regionalflieger zu einem berühmt-berüchtigten Player zumindest auf dem europäischen und teilweise dem afrikanischen Markt gemacht hat. Denn während O'Leary erst kürzlich noch ankündigte, Ryanair wolle von der "brüsken Kultur" wegkommen, hat er nun bei einem Twitter-Chat bewiesen, dass das vielleicht allenfalls für die anderen Angestellten, nicht jedoch für ihn selbst gilt.
Der Billigflieger hatte beim Kurznachrichtendienst Twitter mit seinem verifizierten Profil unter dem Hashtag #GrillMOL (etwa: Michael O'Leary in die Mangel nehmen), dazu aufgerufen, eine Stunde lang Fragen an den umstrittenen Luftfahrtmanager zu stellen. Die Aktion ging also wirklich von Ryanair aus und nicht etwa von einem Scherzbold. Nun ist bekannt, dass Internetnutzer unter dem vermeintlichen Schutz der Anonymität im Netz nicht immer die größte Höflichkeit an den Tag legen. Doch O'Leary stand ihnen mit seinen Antworten in nichts nach.
Schlagabtausch auf seltsam niedrigem Niveau
Einer attraktiven Fragestellerin schickte er beispielsweise den Kommentar "Nice pic. Phwoarrr! MOL", was prompt zu einem kleinen eigenen Shitstorm führte. Die Angeschriebene riet O'Leary zu einer Therapie und eine andere Nutzerin fragte, wie es eigentlich sein könne, dass ein sexistisches Schwein Chef einer Airline sein könne.
Ein Ryanair-Mitarbeiter, der gewagt hatte, sich mit "Also mein Boss ist gerade auf Twitter. #GrillMOL ist ein Lesespaß." in die Diskussion einzuschalten, erntete von "MOL" als Reaktion: "Zurück an die Arbeit, Faulenzer oder Du bist gefeuert :) !!!"
Kobold-Ausscheidungen statt Kerosin
Keine Antworten gab es dagegen auf Fragen nach der Freundlichkeit ("Ist es Unternehmenspolitik, dass Mitarbeiter so unverschämt und nicht hilfsbereit wie möglich sein müssen?") oder nach der langen Bearbeitungszeit von Erstattungen aufgrund von Krankheit oder Todesfällen in der Familie.
Dagegen machte sich O'Leary dann wieder die Mühe, einen scherzhaften Verweis auf Ryanairs gelegentliche Treibstoffprobleme zu beantworten. Der Frage "Ist es richtig, dass einer von vier Ryanair-Flügen mit Kobold-Urin betrieben wird?" folgte die Antwort "Das is' ne unglaubliche Verunglimpfung. Alle Flüge werden mit Kobold-Pipi und meinem Mist betrieben."
Am Ende twitterte der Ryanair-Chef zwar: "Eine Stunde und 18 Minuten von meinem Wahnsinn sind genug. Mir hat's Spaß gemacht. Hoffentlich habe ich niemanden gelangweilt oder beleidigt." Aber diese Hoffnung dürfte wohl weitgehend ohne Grundlage sein.