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Trigema-Chef: Bis zum Tod im Chefsessel


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Trigema-Chef: Bis zum Tod im Chefsessel

Von dpa, t-online
29.03.2012Lesedauer: 3 Min.
Von Ruhestand will Wolfgang Grupp nichts wissenVergrößern des Bildes
Von Ruhestand will Wolfgang Grupp nichts wissen (Quelle: dapd)

Mit 70 ist noch lange nicht Schluss: Trigema-Chef Wolfgang Grupp, der seinen 70. Geburtstag am 4. April feiert, will seinen Chefsessel zu Lebzeiten nicht räumen. "Ich bleibe solange hier sitzen, bis ich sterbe", sagte der exzentrische Textilunternehmer. "Hier habe ich das Gefühl, gebraucht zu werden. Und das ist es doch, wonach Menschen sich sehnen." Grupp liebt klare Worte, was zuletzt die insolvente Drogeriekette Schlecker zu spüren bekam. Bekannt geworden ist der streitbare Firmenlenker aber vor allem als "der mit dem Affen" im Trigema-TV-Spot und durch seine markigen Sprüche als Talkshow-Gast.

Von wegen Ruhestand

Jetzt in Rente zu gehen, sei für ihn unvorstellbar. "Sieben Tage die Woche spazieren gehen - das wäre doch langweilig. Ich freue mich am Freitag auf mein Wochenende, und am Montagmorgen freue ich mich wieder aufs Geschäft."

Grupp hat die "Trikotwarenfabrik Gebrüder Mayer" (Trigema) 1969 von seinem Vater in dritter Generation übernommen und führt die Firma heute als Alleininhaber. Das Unternehmen beschäftigt 1200 Menschen. In den nächsten Jahren sollen auch seine beiden Kinder Bonita (22) und Wolfgang junior (20) bei Trigema einsteigen. "Wenn Gott es will, werde ich dann den Stab an sie übergeben", sagte Grupp.

Beste Werbefigur seines Unternehmens

Fast jähzornige Talkshow-Auftritte haben ihn zu einem der bekanntesten Mittelständler Deutschlands gemacht. Wenn Wolfgang Grupp richtig loslegt, dann zieht er über Manager und Politiker her wie kein zweiter. Die "nackte Kanone unter den deutschen Unternehmern" hat Entertainer Harald Schmidt ihn einmal genannt.

Für seine Firma ist Grupp dadurch zur besten Werbefigur geworden, die er sich überhaupt nur wünschen kann. Der Fernsehspot mit ihm und dem Schimpansen, der die Zuschauer mit "Hallo Fans" begrüßt, läuft seit 20 Jahren unverändert und hat längst Kult-Status.

Kritik an dem holprig daherkommenden Clip nimmt Grupp gelassen. "Der Spot fällt auf jeden Fall auf. Man kann ihn gut finden oder nicht. Aber alle wissen nach der ersten Sekunde: Jetzt kommt der von Trigema wieder", sagte der Trigema-Chef einmal.

"König von Burladingen" hat Marotten

Wer Wolfgang Grupp verstehen will, sollte vielleicht auf den Burladinger Friedhof gehen. Dort findet man das Grab des derzeit quicklebendigen Unternehmers. 45 Meter lang und 15 Meter breit ist es. Als er es bauen ließ, haben viele Anwohner in dem schwäbischen Kleinstädtchen erstmal ungläubig den Kopf geschüttelt. Inzwischen nehmen sie das Grab als eine der vielen Marotten hin, die ihr prominentester Mitbürger sich leistet. Genau wie die gläserne Garage für seinen Privathelikopter oder die Villa mit englischem Butler.

Als Unternehmer hat der "König von Burladingen" jedoch keine herausragende Position. Er ist zwar einer der größten Arbeitgeber im Zollernalbkreis. Aber mit einem Jahresumsatz von 86,4 Millionen Euro gehört Trigema nicht zu den großen Unternehmen.

Produktion ausschließlich in Deutschland

Grupp ist einer der wenigen, die den Niedergang der Textilbranche auf der Schwäbischen Alb überstanden haben. Als die billige Konkurrenz aus Fernost immer dominierender wurde, stimmte er seinen Werbeauftritt ganz darauf ab, dass er komplett in Deutschland produziert. Das sichert ihm seit Jahren öffentliche Aufmerksamkeit.

Als der streitbare Firmenchef Trigema übernahm, war der Familienbetrieb wirtschaftlich stark angeschlagen. Doch Wolfgang Grupp, der gerade frisch von der Uni kam, straffte und modernisierte das Sortiment und konzentrierte sich ganz auf Sport- und Freizeitkleidung. Mit Erfolg. Von Beginn an hat Trigema nach den Angaben des Chefs kein Jahr mit Verlust abgeschlossen und durchschnittlich mindestens zehn Prozent Umsatzrendite erwirtschaftet.

Arbeitsplatzgarantie für Kinder der Mitarbeiter

Noch nie musste Grupp aus Arbeitsmangel Mitarbeiter entlassen oder in Kurzarbeit schicken. Allen Kindern seiner Mitarbeiter garantiert er einen Arbeitsplatz. Auch damit wirbt er gerne. Den Vorwurf der Gewerkschaft IG Metall, dass Trigema seine Beschäftigten deutlich unter den Sätzen des Flächentarifvertrags bezahle, weist Grupp empört zurück. Bei ihm gebe es eben Leistungsanreize. Wer gute Arbeit liefere, verdiene mindestens genauso viel wie bei der Konkurrenz.

Viele andere Unternehmer sehen Grupp allerdings als Nestbeschmutzer par excellence. Kein Wunder: Den Drogerieunternehmer Anton Schlecker etwa hat Grupp öffentlich als größenwahnsinnig bezeichnet. Und Managern, die Arbeitsplätze ins Ausland verlagern, wirft er Verantwortungslosigkeit und Gier vor. Es sind solche Sätze, die Grupp immer wieder in die Schlagzeilen bringen.

Markige Sprüche als Eigenwerbung

Kritiker unken deshalb schon lange, dass Grupp seine markigen Äußerungen genau kalkuliere, um seine Marke trotz eines begrenzten Werbe-Budgets in die Öffentlichkeit zu bringen. Doch so einfach dürfe man es sich nicht machen, findet Grupp-Biograf Erik Lindner. Er schätzt das öffentliche Auftreten des Trigema-Chefs anders ein: "Es scheint aus ehrlicher Empörung gespeist zu sein, wenn nicht gar persönliche Verletzungen dahinterstecken."

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