Berühmte Schuldner: Wer weich landete, wen es hart traf
Die Startbedingungen für die Unternehmerin Madeleine Schickedanz hätten nicht besser sein können: Ihre Eltern Gustav und Grete hinterließen ihr einen erfolgreichen Versandhandel. Madeleine Schickedanz gehörte zu den reichsten Deutschen. Doch sie verhob sich mit Aktienkäufen des Handelskonzerns Arcandor. Als der in die Pleite rutschte, blieb vom Vermögen der Unternehmerin nicht mehr viel übrig. Auch das Traditionsunternehmen Quelle ging unter. Schickedanz versucht nun zu retten, was noch zu retten ist.
Sie hat beim Bankhaus Sal. Oppenheim und dessen Immobilienpartner Josef Esch Schadensersatzansprüche in Höhe von mehr als zwei Milliarden Euro angemeldet. "Ich spare, wo ich kann", klagte Schickedanz 2009. "Wir leben von 500 bis 600 Euro im Monat. Wir kaufen auch beim Discounter. Gemüse, Obst und Kräuter haben wir im Garten." Nur noch selten würde sie mit ihrem Mann ausgehen, wenn, "dann zum Italiener um die Ecke" zu Pizza, Rotwein und alkoholfreiem Bier. "Das kostet dann keine 40 Euro."
Manfred Schmider handelte mit Bohranlagen, die es gar nicht gab. Als der Skandal um sein Firmenimperium "Flowtex" im Jahr 2000 aufflog, betrug der Schaden durch Luftgeschäfte mehr als zwei Milliarden Euro. Siebeneinhalb Jahre saß Schmider in Haft. Sein Vermögen war verloren, er wurde geschieden. - Lesen Sie weiter auf der nächsten Folie.
Doch seltsam: Nach seiner vorzeitigen Entlassung wegen guter Führung zeigte sich seine Ex-Frau wieder an seiner Seite. Die beiden werden häufig auf Mallorca gesichtet - und halten sich laut "Spiegel" "meist in exklusivem Ambiente" auf. Denn die Ex-Gattin habe offenbar einiges Vermögen aus besseren Zeiten herüberretten können.
Weniger glamourös geht es bei Utz Jürgen Schneider zu. Sein Name steht für einen der größten Wirtschaftsskandale der deutschen Nachkriegszeit. Der Immobilienunternehmer hatte sich bei Banken durch Scheinrechnungen und frisierte Pläne milliardenschwere Kredite geholt. Er wurde zu fast sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Das hat ihn offenbar geprägt.
"Es hat lange gedauert, bis er wieder mein Utzi war", jammerte seine Frau. Seit seiner Entlassung 1999 lebe er vom Erbe seiner Eltern und Schwiegereltern, sagte Schneider dem "Manager Magazin". Der 77-Jährige versicherte: "Das Leben macht wieder Spaß." Der Ruf des Betrügers haftet ihm aber an. "Es gibt Menschen, die glauben, wir hätten unser Geld damals versteckt und würden heute in Saus und Braus davon leben", klagte Schneider 2009. "Das stimmt nicht."
Auf dem Höhepunkt seiner Karriere wurde der Reeder Niels Stolberg zum "Mutmacher der Nation" und zum Unternehmer des Jahres gekürt. Er hatte die einst weltgrößte Schwergutreederei Beluga aus der Taufe gehoben, steckte viel Geld in soziale Projekte. Doch 2011 drehte sich der Wind für den Unternehmer. Er hatte die US-Investmentgesellschaft Oaktree in seine Firma geholt. Der Finanzinvestor übernahm Beluga, entmachtete Stolberg und zeigte ihn wegen Betrugs und gefälschter Umsatzzahlen an.
Für die Beluga-Reederei wurde 2011 das Insolvenzverfahren eröffnet. Gegen den 51-jährigen Reeder ermittelt die Staatsanwaltschaft - auch wenn ihm niemand vorwirft, sich persönlich bereichert zu haben. Laut Justiz hat Stolberg eingeräumt, dass Bilanzen gefälscht wurden, damit Beluga einen guten Eindruck machte. Stolberg selbst schwieg zuletzt öffentlich zu den Vorwürfen. Sein Privatvermögen wurde gesperrt, er meldete Privatinsolvenz an.
Als Sohn eines Maurers und einer Hausfrau stammt Gerhard Schmid aus einfachen Verhältnissen. Als Gründer des Telefonanbieters Mobilcom avancierte er zum Star des Neuen Markts und galt zeitweise als Milliardär. Doch beim Einstieg in das UMTS-Geschäft verhob Schmid sich, die Firma hatte Milliardenschulden. Im Juni 2002 wurde er als Vorstandschef abgesetzt. 2003 meldete Schmid Privatinsolvenz an. Die Staatsanwaltschaft warf ihm "Beiseiteschaffen" von Geldern und Bankrott vor.
2009 verurteilte ihn das Kieler Landgericht wegen vorsätzlichen Bankrotts in drei Fällen zu einer Bewährungsstrafe. Der Vorwurf: Schmid habe im Zustand drohender Zahlungsunfähigkeit im Jahr 2002 insgesamt rund 1,2 Millionen Euro seines Vermögens ins Ausland geschafft. 2010 entschied der BGH, der Prozess müsse neu aufgerollt werden. "Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen", sagte Schmid damals. Er lebt mit seiner zweiten Ehefrau in Schleswig-Holstein. "Meine Familie unterstützt mich", sagte der 59-Jährige 2011 dem "Focus". Seine Ehefrau verdiene gut.
Lars Windhorst ist erst 35 Jahre alt. Aber er hat es bereits geschafft, mehrere Pleiten hinzulegen - und wieder aufzustehen. Mit 15 Jahren verdiente er mit dem Bau und Verkauf von Computern Geld, in den neunziger Jahren pries ihn der damalige Kanzler Helmut Kohl als Wunderkind, er nahm ihn mit auf Wirtschaftsreisen. Sogar einen Wolkenkratzer wollte Windhorst in Vietnam bauen, aber das Vorhaben platzte. Es kursieren Geschichten, dass Windhorst bei McDonald's mit 1000er-Scheinen bezahlte und per Helikopter reiste.
Doch 2004 meldete er für mehrere Firmen Insolvenz an. Im Jahr zuvor hatte Windhorst als Privatmann einen Offenbarungseid geleistet. Doch Windhorst probierte es noch mal, überlebte einen Flugzeugabsturz während einer Geschäftsreise. 2009 meldete er mit der Firma Vatas erneut Insolvenz an. Trotz Klagen und hoher Verluste vertrauen ihm Geschäftspartner weiter Geld an. Heute beschafft Windhorst über seine Investmentfirma Sapinda Geld für Unternehmen wie Infineon und Air Berlin.
Für Matthias Reim wurde sein größter Hit zum größten Problem. Mit dem Song "Verdammt, ich lieb dich" gelang ihm 1990 der Durchbruch. Doch an diesen großen Erfolg kann er nicht mehr anknüpfen. Reim macht fortan eher mit seinem abwechslungsreichen Beziehungsleben als mit Musik Schlagzeilen. 2001 erfährt Reim nach eigenen Angaben, dass er durch Spekulationen millionenschwere Schulden hat.
Der Sänger macht dafür seinen Manager verantwortlich. 2006 meldet Reim Privatinsolvenz an - und vermarktet sie. Für einen Werbespot des Autovermieters Sixt dichtet er seinen größten Hit in "Verdammt, ich hab nichts" um. 2010 ist Reim durch die Hilfe seines Bruders wieder schuldenfrei. "Zuerst war es eine unglaubliche Erniedrigung", sagte der heute 54-Jährige über seine Pleite. "Aber ich weiß, wenn man verbittert ist, wird man nie etwas erreichen. Ohne diesen Bankrott wäre ich heute nicht der, der ich bin."
Er ist der Jahrhundertbetrüger: Mit einem Schneeballsystem brachte Bernard Madoff Banken, Privatleute und Wohltätigkeitsorganisationen um geschätzte 65 Milliarden Dollar. Er hatte über Jahre Geld von Investoren eingesammelt und die Ausschüttungen mit den Beiträgen immer neuer Anleger bezahlt. In der Finanzkrise war sein Schneeballsystem zusammengebrochen. Im Juni 2009 wurde Madoff zu 150 Jahren Haft verurteilt.
Seiner Schwiegertochter schrieb er aus dem Gefängnis: "Wie du dir denken kannst, bin ich hier ein ziemlicher Promi. Wo immer ich hingehe, ruft man mir Worte der Ermutigung zu." Doch das Leben des Betrügers liegt in Trümmern: Sein Sohn nahm sich 2010 das Leben, die Schwiegertochter hat mit Madoff gebrochen. 2011 wurde der Hausrat des 73-Jährigen versteigert.
In der ZDF-Serie "Das Traumschiff" gibt es stets ein Happy End. Doch die ehemaligen Reederinnen des Luxus-Kreuzers stehen mit 43 Jahren vor dem finanziellen Ruin. Die Zwillingsschwestern Gisa und Hedda Deilmann sind pleite. Gegen sie wurde 2011 ein Privatinsolvenzverfahren eröffnet. Dabei waren die Zwillinge noch 2008 als Vorzeige-Unternehmerinnen gefeiert worden. Doch 2009 ging die Reederei überraschend pleite.
Die Schwestern hatten die Firma von ihrem verstorbenen Vater Peter Deilmann übernommen. Und offenbar auch die Altlasten. "Es handelt sich um geerbte Schulden", erklärten die Frauen gegenüber der Zeitschrift "Bunte" ihr Finanzdesaster.