Drogerie-Pleite Schlecker: Neuer Name zum Neustart erforderlich
Schlecker ist einer der bekanntesten Namen unter Deutschlands Handelsunternehmen. Dennoch empfiehlt der Handelsexperte Manfred Hunkemöller der insolventen Drogeriemarkt-Kette Schlecker, künftig auf den bisherigen Markennamen zu verzichten. Der Ruf der Kette sei "für einen erfolgreichen Neustart sehr schwer belastet", sagte der Geschäftsführer des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Zur Bewältigung der Krise empfahl er, auf den Markennamen "Ihr Platz" zu setzen. Mit diesen Drogerien fährt Schlecker eine Art Premium-Strategie.
Konkurrenten haben besseres Image
Untersuchungen des IFH zufolge genießen die Schlecker-Konkurrenten dm und Rossmann ein deutlich besseres Image unter den Verbrauchern als Schlecker. "Die Diskussionen um Dumpinglöhne und Mitarbeiterschikanen bleiben beim Kunden in Erinnerung", sagte Hunkemöller. Generell gelte, dass Verbraucher von einem Handelsunternehmen heutzutage auch Engagement für den Erhalt der Umwelt und Fairness im Wettbewerb erwarteten. Zwei Drittel der Befragten gaben in der IFH-Erhebung zudem an, mindestens einmal eine Handelskette boykottiert zu haben, wenn sie etwas Negatives über den Anbieter gehört haben.
Massiver Kundenschwund in den letzten fünf Jahren
Einer Analyse der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zufolge hat die insolvente Drogeriekette in den vergangenen fünf Jahren rund sechs Millionen Kunden verloren. "Allein 2011 wanderten rund zwei Millionen Kunden ab", sagte GfK-Handelsexperte Wolfgang Adlwarth der "WirtschaftsWoche" laut Vorabbericht.
Schlecker habe in den vergangenen Jahren einen "drastischen Rückgang der Käuferreichweite" erlebt, sagte Adlwarth weiter. Vor einigen Jahren hätten noch 60 Prozent aller deutschen Haushalte mindestens einmal im Jahr bei Schlecker eingekauft, heute seien es nur noch 43 Prozent. Von Schlecker verlorene Umsätze seien anderen Drogerie-Märkten, Supermärkten und Lebensmittel-Discountern zugutegekommen.
Beim Verbraucher noch ganz unten
Trotz Insolvenz darf die Drogeriekette Schlecker nach Meinung eines Branchenexperten nicht zu viele Filialen schließen. "Das ist ein wichtiger Punkt. Schlecker muss ein Nachbarschaftsladen bleiben", sagte Adlwarth. Die Nähe sei bislang Alleinstellungsmerkmal gewesen, so der GfK-Experte, während Schlecker beim Verbrauchervertrauen auch nach dem angestrebten Imagewechsel immer noch "ganz unten" rangiere.
Erfolgsrezept breites Filialnetz
"Den Einkauf bei Schlecker erledigen die Kunden auf dem Heimweg", erläuterte Adlwarth, "wenn sie zum Beispiel aus der Innenstadt kommen und noch Zahnpasta brauchen." Daher sei die Kette auch seit Jahren diejenige mit den "kleinsten Bons", also dem kleinsten Umsatz pro Kunde. "Wenn die Schleckers ein Erfolgskonzept hatten, dann war es das, ihr Filialnetz schnell und in der Breite auszurollen." Später habe Schlecker sein Konzept dann selbst verwässert, indem die Drogeriekette vor einigen Jahren etwa das Konzept Schlecker XL mit viel größeren Ladenflächen einführte. "Das war wohl eine Fehlkalkulation", so Adlwarth.
Schlecker hatte am vergangenen Montag offiziell Insolvenzantrag gestellt. Die Drogeriemarkt-Kette strebt den Erhalt des Unternehmens, eines großen Teils der Filialen und damit auch der Arbeitsplätze an und beantragte daher die sogenannte Planinsolvenz. Auch die Schlecker-Tochter "Ihr Platz" reichte am Donnerstag den Antrag auf Einleitung eines Insolvenzverfahrens ein.